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Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)

Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)

Titel: Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Atwood
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her«, sagt sie abwehrend.
    »Versteh mich nicht falsch«, sagt Zeb. »Er ist mein Bruder. Wir waren oft unterschiedlicher Meinung, er macht sein Ding und ich mach meins, aber das ist was anderes.«
    »Was war eigentlich mit Pilar?«, fragt Toby, um von Adam Eins abzulenken. Ihr ist nicht wohl dabei, wenn Kritik an ihm geübt wird. »Sie war doch auch da. Auf dem Dachgarten Eden.«
    »Ja, bei HelthWyzer wurde es ihr irgendwann zu brenzlig. Sie hatte Adam die ganze Zeit über mit Informationen versorgt, was ihm sehr genützt hat – er wollte immer wissen, wer ein potenzieller Deserteur war, wer von einem Konzern ins Lager der Tugend wechseln könnte, also auf seine Seite, klar. Aber irgendwann hieß es, sie könne da nicht mehr bleiben. Als das CorpSeCorps die sogenannten Gesetzes- und Ordnungsfunktionen übernahm, hatten die Konzerne die Macht, alles nach Belieben flachzuplanieren und auszuschalten. Diese Geldgier wurde für sie allmählich toxisch: Das war, ich zitiere, Gift für ihre Seele.«
    »Die Kryptiker halfen ihr, eine Tarngeschichte zu stricken, und so konnte sie verschwinden, ohne mit Verfolgung rechnen zu müssen: Ein tragischer Schlaganfall mit sofortiger Beförderung im Frarg zu KryoGenjus, und zappzarapp, schon stand sie im Jutesack auf dem Dach eines Plebsland-Silos und rührte Zaubertränke zusammen.«
    »Und züchtete Pilze und brachte mir alles über Maden bei und hielt Bienen. Sie war richtig gut darin«, sagt Toby etwas reuevoll. »Überzeugend. Ich musste für sie mit den Bienen reden. Ich war es, die ihnen von ihrem Tod erzählte.«
    »Klar. Das weiß ich alles noch. Aber sie wollte niemanden verscheißern«, sagt Zeb. »Irgendwie glaubte sie ja wirklich an den ganzen Quatsch. Nur deswegen war sie bereit gewesen, bei HelthWyzer solche Risiken auf sich zu nehmen. Erinnerst du dich an die Sache mit Glenns Vater? Sie hätte genau wie er von einer Autobahnbrücke stürzen können. Wenn sie erwischt worden wäre; vor allem, wenn sie mit dem weißen Läufer und den drei Pillen erwischt worden wäre.«
    »Die hatte sie immer noch?«, fragt Toby. »Wollte sie die nicht analysieren lassen? Nachdem sie sie von Adam bekommen hatte?«
    »Das schien ihr dann doch zu riskant«, sagt Zeb. »Sie zu öffnen und rauszulassen, was drin war. Also war der Läufer die ganze Zeit mit ihr bei HelthWyzer Central. Sie nahm ihn mit, als sie ging, indem sie die Pillen in den weißen Läufer ihres eigenen selbstgeschnitzten Schachspiels steckte. Wir beide haben damit gespielt, du und ich, damals, während meiner Genesung. Als ich auf einer meiner Plebsmissionen für Adam fast zerstückelt worden wäre.«
    Toby hat ein Bild vor Augen: Zeb im Schatten an einem diesigen Nachmittag. Sein Arm. Ihre Hand, die den weißer Läufer, den Träger des Todes, bewegt. Ahnungslos wie so oft.
    »Du hast immer Schwarz gespielt«, sagt sie. »Was ist denn mit dem Läufer passiert, als Pilar starb?«
    »Sie hat Glenn ihr Schachspiel vermacht, zusammen mit einem versiegelten Brief. Sie hat ihm Schach beigebracht, damals bei HelthWyzer West, als er noch klein war. Aber als sie starb, war seine Mutter längst mit dem Typen verheiratet, mit dem sie damals rumgemacht hatte – diesem Onkel Pete –, und sie waren hochgestuft und zu HelthWyzer Central versetzt worden. Pilar blieb über die Kryptiker mit Glenn in Kontakt. Glenn war es auch, der die Krebstests für sie organisierte und der rausfand, dass sie Krebs im Endstadium hatte.«
    »Was stand denn in dem Brief?«
    »Er war versiegelt. Ich vermute, es stand drin, wie man den Läufer öffnet. Ich hätte ihn mir ja geklaut, aber Adam hatte den Daumen drauf.«
    »Also hat Adam das Ding einfach an Glenn weitergegeben, das Schachspiel mitsamt den Pillen? An Glenn – an Crake? Der war doch damals noch ein Teenager.«
    »Pilar meinte, er sei reif für sein Alter, und Adam fand, man müsse Pilars letzten Wunsch respektieren.«
    »Und was war mit dir? Ich war ja noch keine Eva, aber du warst damals schon im Rat. Dort wurden solche wichtigen Entscheidungen besprochen. Du musst doch dazu eine Meinung gehabt haben. Du warst ein Adam – Adam Sieben.«
    »Die anderen stimmten mit Adam Eins überein. Ich fand die Idee nicht gut. Der Junge hätte ja auf die Idee kommen können, die Dinger an jemandem austesten zu wollen, so wie ich damals.«
    »Hat er bestimmt auch, später dann«, sagt Toby. »Mit ein paar eigenen Ergänzungen. Das muss im Kern die OrgassPluss-Pille gewesen sein: was nach dem

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