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Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)

Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)

Titel: Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Atwood
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Orgasmus kommt.«
    »Ja«, sagt Zeb. »Ich denke, du hast recht.«
    »Glaubst du, Pilar hat gewusst, was er mit diesen Mikroben oder Viren anstellen würde oder was immer das war?«, fragt sie. »Irgendwann mal?« Sie muss an Pilars runzliges kleines Gesicht denken, ihre Güte, ihre Gelassenheit, ihre Stärke. Aber darunter war immer etwas höchst Entschlossenes gewesen. Niedertracht wäre das falsche Wort gewesen. Fatalismus vielleicht.
    »Sagen wir so«, sagt Zeb. »Alle echten Gärtner waren überzeugt, dass die Menschheit mehr als reif für den Bevölkerungscrash war. Es würde ohnehin passieren, vielleicht besser früher als später.«
    »Aber du warst doch gar kein echter Gärtner.«
    »Pilar glaubte das aber, wegen meiner Vigil. Zu meiner Abmachung mit Adam gehörte, dass ich einen Titel übernehme, deswegen diese Sache mit Adam Sieben: Er war der Meinung, nur ein Titel würde mir die nötige Autorität, den nötigen Status verleihen. Dazu musste man eine Vigil abhalten. Um zu sehen, was mit seinem inneren Tier los war.«
    »Habe ich auch gemacht«, sagt Toby. »Sprechende Tomatensträucher, tiefer Einblick in die Sterne.«
    »Genau, diese ganze Grütze. Keine Ahnung, womit mich Pilar damals gedopt hat, es ballerte jedenfalls ziemlich rein.«
    »Was hast du gesehen?«
    Kurze Pause. »Den Bären. Den ich damals in den Barrens erschossen habe.«
    »Hat er was zu dir gesagt?«, fragt Toby. Ihr eigenes inneres Tier war eher uneindeutig gewesen.
    »Nicht direkt. Aber er gab mir zu verstehen, dass er in mir weiterlebte, nachdem ich ihn gegessen hatte. Er war nicht mal sauer auf mich. Er schien sogar ziemlich freundlich. Wahnsinn, was alles passieren kann, wenn man mit seinen Nervenzellen rumpfuscht.«
    Nachdem er zu Adam Sieben aufgestiegen war, konnte sich Zeb mit Lucerne und der kleinen Ren als zertifiziertes Mitglied bei den Gottesgärtnern einrichten. Sie eckten ziemlich an. Ren hatte Heimweh nach dem Komplex und ihrem Vater, und Lucerne hatte zu viel Interesse an Nagellack, um als Gärtnerin zu reüssieren. Was sie in den Gemüseanbau investierte war gleich null, und sie hasste die Kleiderordnung – die dunklen sackartigen Gewänder, die Schürzen. Zeb hätte wissen müssen, dass das für sie keine Lösung war.
    Zeb hatte ja selber mit Schneckenumsiedlung, Seifenherstellung und Küchendienst nichts am Hut, also trafen er und Adam eine Vereinbarung bezüglich seiner Pflichten. Er unterrichtete Überlebensstrategien und urbane Gewaltminimierung, das heißt, Straßenkämpfe aus einer höheren Warte gesehen. Während die Gärtner immer mehr Mitglieder rekrutierten, expandierten und in verschiedenen Städten Zweigstellen eröffneten, übernahm er die Kurierdienste zwischen den einzelnen Gruppen. Die Gärtner lehnten den Gebrauch von Mobiltelefonen und Technik jedweder Art ab; abgesehen natürlich von dem einen heimlichen hochgerüsteten Rechner, den Zeb sich erlaubte, ausgestattet mit Spyware zum Konzerneschnüffeln und mit Firewalls bis zum Gehtnichtmehr.
    Botengänge für Adam zu machen hatte seine Vorteile – er war weg und musste sich Lucernes Genörgel nicht anhören; es hatte aber auch Nachteile – er war weg und Lucerne hatte noch mehr Grund zu nörgeln. Ihr Thema Nummer eins war seine Bindungsunfähigkeit: Warum, beispielsweise, hatte er ihr nie einen Antrag gemacht, die Partnerschaftszeremonie der Gottesgärtner zu vollziehen?
    »Wo man über ein Lagerfeuer springt und grüne Zweige austauscht, während die anderen im Kreis stehen«, sagt Zeb. »Sie wollte das unbedingt. Ich erklärte ihr, für meine Begriffe sei das ein sinnentleertes Symbol. Da warf sie mir vor, dass ich sie demütigen wollte.«
    »Wenn es sinnentleert war, warum hast du’s dann nicht einfach gemacht?«, fragt Toby. »Es hätte sie vielleicht befriedigt. Glücklicher gemacht.«
    »Wohl kaum«, sagt Zeb. »Ich wollte einfach nicht. Ich hasse es, gedrängt zu werden.«
    »Sie hatte recht mit der Bindungsangst«, sagt Toby.
    »Schon möglich. Jedenfalls ließ sie mich sitzen. Schnappte sich ihre Ren und ging zurück in den Komplex. Und dann wollte ich, dass die Gärtner aktivistischer werden, und alles löste sich auf.«
    »Da war ich schon nicht mehr da«, sagt Toby. »Blanco kam aus dem Painball und machte Jagd auf mich. Ich war eine Belastung für die Gärtner. Du hast mir beim Identitätswechsel geholfen.«
    »Jahrelange Übung.« Er seufzt. »Nachdem du weg warst, wurde es richtig hart. Die Gärtner wurden langsam zu groß und zu

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