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Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)

Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)

Titel: Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Atwood
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erfolgreich für das CorpSeCorps. Für die sahen wir aus wie ne wachsende Widerstandsbewegung. Adam benutzte den Garten als Zufluchtsort für Konzernflüchtlinge, und allmählich kamen sie dahinter; also heuerten die Corps-Leute Schlägertrupps aus den Plebs an, um uns anzugreifen. Als überzeugter Pazifist brachte Adam Eins es nicht über sich, den Garten zu bewaffnen. Ich hätte ihm helfen können, ne Kartoffelwumme zu nem sehr wirksamen Kurzstrecken-Schrapnellwerfer umzubauen, aber davon wollte er nichts wissen. Das war ihm zu unheilig.«
    »Du machst dich lustig«, sagt Toby.
    »Ich beschreibe nur. Egal, was auf dem Spiel stand, er konnte nicht in die Offensive gehen, zumindest nicht direkt. Denk dran, er war der Erstgeborene, Hochwürden hatte ihn von Kindesbeinen an beeinflusst, lange bevor wir wussten, dass er ein Heuchler und Mörder war, der alte Sack. Was Adam nie loswurde, war, dass er gut sein musste. Besser als gut, damit Gott ihn liebt. Ich denke, er wollte genau das machen, was Hochwürden gemacht hatte, nur richtig – alles, was Hochwürden vorgetäuscht hatte, wollte er tatsächlich sein. Die Latte hing ziemlich hoch.«
    »Aber du warst anders gestrickt.«
    »Anscheinend ja. Du weißt doch, ich war der Satansbraten. Gute-Taten-technisch war ich aus dem Schneider. Und genau darauf setzte Adam: Eigenhändig hätte er Hochwürden niemals zu Himbeerbrause gemacht. Das hat er lieber mir überlassen. Wie auch immer, er hat mit seinen Schuldgefühlen gerungen: Hochwürden war sein Vater, ob er wollte oder nicht, und man soll ja Vater und Mutter ehren und so weiter, selbst wenn der eine die andere im Steingarten verscharrt hat. Er hatte das Gefühl, vergeben zu müssen. Er hat sich das Leben verdammt schwer gemacht, unser Adam. Nachdem er Katrina Wow verlor, wurde es noch schlimmer.«
    »Sie ist mit nem anderen abgehauen?«
    »Schön wär’s. Irgendwann beschloss das Corps, den Sexhandel zu übernehmen: lukrativ, wie er war. Sie kauften ein paar Politiker, ließen ihn legalisieren, etablierten den sogenannten SeksMarkt, und alle im Business mussten gleichziehen. Erst spielte Katrina mit, aber dann wollten die ne Politik instituieren, die sie nicht akzeptabel fand. ›Politik instituieren‹ war der Wortlaut. Katrina hatte Skrupel und sie wurde ihnen unbequem. Die Python haben sie gleich mit entsorgt.«
    »Oh«, sagt Toby. »Das tut mir leid.«
    »Mir tat’s auch leid«, sagt Zeb. »Und Adam erstmal. Er siechte dahin, er wurde immer weniger. Irgendwas kam ihm abhanden. Ich glaube, er hatte immer davon geträumt, Katrina in den Garten zu holen. Nicht dass das gutgegangen wäre, allein schon modetechnisch.«
    »Das ist aber sehr traurig«, sagt Toby.
    »Ja. War es. Ich hätte mehr Verständnis haben müssen. Stattdessen hab ich mich mit ihm angelegt.«
    »Ach so«, sagt Toby. »Nur du?«
    »Vielleicht war es beidseitig. Keiner von uns hat ein Blatt vor den Mund genommen. Ich sagte, er sei im Grunde genau wie Hochwürden, nur auf links gedreht, wie ein Strumpf: Die eigentliche Sache ging beiden am Arsch vorbei. Er sagte, ich hätte schon immer zu viel kriminelle Energie gehabt, deswegen hätte ich keine Ahnung von Pazifismus und innerem Frieden. Ich sagte, mit Nichtstun mache er gemeinsame Sache mit denen, die den Planeten zerstören, vor allem mit der Öllobby und der Church of PetrOleum. Er sagte, ich sei ungläubig und die Erde werde vom Schöpfer in Ordnung gebracht, wahrscheinlich schon sehr bald, und alle mit einem wachen Geist und wahrer Liebe zur Schöpfung würden nicht untergehen. Ich sagte, diese Sichtweise sei egoistisch. Er sagte, ich sei ein Opfer weltlicher Einflüsterungen und würde immer nur nach Aufmerksamkeit heischen, genau wie damals als Kind, um auszutesten, wie weit man gehen kann.« Wieder seufzt er.
    »Und dann?«, fragt Toby.
    »Dann wurde ich sauer. Und dann sagte ich etwas, was ich zutiefst bereut habe.« Er verstummt. Toby wartet. »Ich sagte, er sei gar nicht mein richtiger Bruder, zumindest nicht genetisch. Er sei überhaupt nicht mit mir verwandt.« Wieder verstummt er. »Erst hat er mir nicht geglaubt. Und dann erzählte ich ihm von dem Test, um den ich Pilar gebeten hatte. Er ist komplett in sich zusammengefallen.«
    »Oh«, sagt Toby. »Das tut mir leid.«
    »Ich fühlte mich sofort schrecklich, aber ich konnte es schlecht zurücknehmen. Danach haben wir versucht, die Sache wieder zu flicken und auszubügeln. Aber darunter gärte es. Wir mussten eigene Wege

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