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Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)

Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)

Titel: Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Atwood
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gegrunzt. Unsere Schweinebäuche waren fleißig.«
    Toby folgt seinem Blick: hinüber und nach unten. Rings um das Spa haben die Organschweine die Wiese geebnet, das aufgeschossene Unkraut und Buschwerk entfernt. Fünf von den größeren sind immer noch bei der Arbeit, trampeln und wälzen sich auf allem herum, was höher wächst als knöchelhoch.
    »An die schleicht sich jedenfalls keiner so schnell ran, so viel ist sicher«, sagt Zeb. »Die sind verdammt schlau, die kennen die Tricks.« Ein Büschel Grün haben sie in mittlerer Distanz stehen lassen, bemerkt Toby. Sie schaut durch ihr Fernglas. Das müssen die Überreste des Ebers sein, den sie geschossen hatte, damals während der Grabenkriege um den Gemüsegarten. Seltsamerweise haben sie diesen Kadaver nicht gefressen, obwohl sie gewillt genug schienen, ihr totes Ferkel zu verspeisen. Ist es eine Frage der Hierarchie? Säue fressen ihre Jungen, aber ein Eber wird nicht angerührt? Und was kommt als Nächstes? Denkmäler?
    »Schade um die Lumirosen«, sagt sie.
    »Die ich eigenhändig gepflanzt habe. Aber die wachsen nach. Das Kraut ist genauso wenig kleinzukriegen wie Kudzu, wenn’s erstmal irgendwo Wurzeln geschlagen hat.«
    »Und was sollen die Craker jetzt frühstücken?«, fragt Toby. »Jetzt, wo das ganze Grün weg ist. Wir dürfen die auf keinen Fall da hinten rumstreunen lassen, am Waldrand.«
    »Auch daran haben die Schweine gedacht«, sagt Zeb. »Guck mal, neben dem Swimmingpool.«
    Und siehe da, dort liegt ein Haufen frisches Futter. Die Schweine müssen es selbst gesammelt haben.
    »Das ist aber sehr rücksichtsvoll«, sagt Toby.
    »Junge, die sind schlau«, sagt Zeb. »Ach ja.« Er deutet mit dem Finger.
    Toby schaut durchs Fernglas. Drei mittelgroße Organschweine, zwei gefleckte und ein drittes fast schwarzes kommen in geschäftigem Trott aus nördlicher Richtung heran. Die dienstbeflissene Planierkolonne rollt sich auf die Füße und galoppiert ihnen entgegen. Es wird gegrunzt und geschnüffelt. Alle Ohren zeigen nach vorn, alle Ringelschwänze kreisen: Zumindest sind sie weder ängstlich noch wütend.
    »Was sie wohl sagen?«, fragt Toby.
    »Werden wir erfahren«, sagt Zeb, »sobald sie’s uns sagen wollen. Wir sind für sie nur das Fußvolk. Dumm wie Brot, müssen sie denken, auch wenn wir schießen können. Aber sie sind die Generäle. Ich wette, die haben längst einen Schlachtplan.«
    Rebecca muss gestöbert und allerlei entdeckt haben. Zum Frühstück gibt es in Mo’Hairmilch aufgeweichte, gezuckerte Sojaschnetzel. Und dazu, als kleiner Leckerbissen, einen Teelöffel Avocado-Körperbutter. Das AnuYu war damals bekannt für Kosmetikprodukte, die nach Lebensmitteln klangen: Schokomousse-Reinigungscreme, Zitronenbaiser-Gesichtsmaske. Und Körperbutter, die so reich an Lipiden war.
    »Die gab’s noch?«, fragt Toby. »Ich war mir sicher, dass ich alles aufgegessen hatte.«
    »In der Küche, in einer der großen Suppenterrinen«, sagt Rebecca. »Vielleicht hattest du sie ja selber dort versteckt und vergessen. Als du hier gearbeitet hast, wirst du dir doch sicherlich irgendwo im Haus einen Ararat eingerichtet haben.«
    »Ja, aber im Lagerraum«, sagt Toby. »Hier und da. Ich hab die großen Darmsanierungspackungen davorgeschoben. Von meinen eigenen Vorräten hätte ich keine in der Küche gelassen; die hätte ja jemand finden können. Das Zeug muss eher jemand vom Personal versteckt haben. Die haben’s immer wieder versucht – von der AnuYu-Edellinie ein bisschen was mitgehen lassen und im Plebsland auf dem Graumarkt verscherbeln. Aber ich habe alle zwei Wochen Inventur gemacht, also habe ich sie meistens erwischt.«
    Nicht, dass sie sie immer gemeldet hätte: Die Hilfen waren nicht gerade überbezahlt. Wozu ein Leben kaputtmachen?
    Nach dem Frühstück versammeln sie sich in der Eingangshalle, wo den Kundinnen damals bei der Ankunft ein rosa Begrüßungsgetränk auf Fruchtbasis gereicht wurde, mit oder ohne Alkohol. Die MaddAddamiten sind alle anwesend, ebenso die Exgottesgärtner. Auch ein Eber steht dabei und dicht an seiner Seite der kleine Blackbeard. Die restlichen Craker sind noch immer draußen am Swimmingpool und kauen ihr Frühstücksfutter. Ebenso wie die restlichen Organschweine.
    »Also gut«, sagt Zeb. »Folgendes. Wir wissen, welche Richtung der Feind eingeschlagen hat. Die Schweine – die Organschweine – sind sich sicher. Sie haben die Typen noch nicht genau gesehen – ihre Späher halten sich bedeckt, um nicht

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