Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)
Satansgünstling der Finsternis, der es darauf angelegt hatte, Amerika und das heilige Öl Gottes zu sabotieren, was auf dasselbe rauskam. Und trotz ihrer schwammigen Theorie und des zweifelhaften Liefersystems lag die Bärenbrücke in einer Region, in der mit Sicherheit noch Öl zu entdecken oder durchzuleiten war, mit all den üblichen Betriebsstörungen, Verschüttungen und Verschleierungen.
Also lag es nahe, dass Hochwürden und seine Kreise die Bärenbrücke infiltrieren wollten. Die ihrerseits nicht allzu wählerisch war bei ihren Bewerbern. Chuck musste ein überzeugter PetrOleum-Anhänger gewesen sein, der beauftragt worden war, die Fellwichser zu beobachten und über deren üble Machenschaften Bericht zu erstatten. Er würde gar nicht nach Zeb gesucht haben, doch als er über ihn gestolpert war, würde er ihn sicherlich erkannt haben. Er musste zu Hochwürdens engstem Kreis gehört haben, dann: gemeinsames Familienfotogucken. Der undankbare Sohn. Aber du … Der Sohn, den ich nie hatte. Seufz. Wehmütiges Lächeln. Hand auf die Schulter. Kerniges Tätscheln. So in etwa.
Und dann der Rest: Chucks Petzreport, Hochwürdens Anweisungen, das Beschaffen der K . o.-Spritze, der gescheiterte Versuch im Schrauber. Das brennende Wrack.
Und das alles brachte Zeb schon wieder in Rage.
Wieder hüllte er sich in seine sämtliche Kleidung und begab sich daran, ein weiteres Bündel Briefe zu versenden. Diesmal wählte er das andere Internetcafé der Stadt, Presto Thumbs, das direkt neben einem haptischen Feedback-Cybersexladen lag: Viel Gefühl für wenig Geld! Die heiße Nummer sicher! Geil und keimfrei zugleich! Doch er ließ Nostalgie Nostalgie sein, lief an dem Laden vorbei, setzte sich ins Café und ging ins Netz.
Erst schickte er an den Kirchenältesten der Church of PetrOleum eine Mail, hängte Hochwürdens Unterschlagungsliste dran und teilte ihm mit, dass das Geld nicht auf dem Kanaren-Cayman-Konto liege, wo es tatsächlich lag, wenn auch in Form von Aktien, sondern in einer Metallschachtel unter Trudys Steingarten. Er riet dem Kirchenältesten, nicht nur sechs Männer mit Schaufeln mitzunehmen, sondern auch eine Mannschaft von Securitylakaien mit Elektroschockern, da Hochwürden bewaffnet und möglicherweise gefährlich sei. Die Mail unterschrieb er mit »Argus«. Der hundertäugige Riese aus der griechischen Sage, das war er selbst: Auf derselben Seite mit der Geburt der Venus waren Bilder von dem Kerl. Nicht dass man vom ästhetischen Gesichtspunkt her mit hundert Augen attraktiv wäre. Auf der Seite war auch eine Göttin mit hundert Titten abgebildet, womit in ähnlicher Form bewiesen war, dass viel nicht immer viel hilft.
Nachdem er Hochwürden – wie er hoffte – seinen bevorstehenden Feierabend gründlich verdorben hatte, räumte er dessen heimliches Cayman-Konto leer. Während seiner Reisen hatte er immer mal wieder einen Blick darauf geworfen, um sicherzugehen, dass Hochwürden den Anweisungen Folge geleistet und die Finger davon gelassen hatte. Es war alles noch da. Er übertrug die komplette Summe auf ein Konto, das er für Adam unter dem Namen Rick Bartleby eröffnet hatte und für den er zudem eine überzeugende Identität geschaffen hatte: Rick war Bestatter in Christchurch, Neuseeland. In seiner Mail stand, dass Adam hinter der rechten Brustwarze der Venus eine Kontonummer, ein Passwort und eine große Überraschung fände. Die Vorstellung, wie Adam – endlich – auf eine Brustwarze klickte, tat ihm gut.
Er fand es nur fair, auch der Bärenbrücke eine Mail zu schicken und die Leute darauf hinzuweisen, dass sie von Chuck infiltriert worden waren und dass es vielleicht nicht ganz verkehrt wäre, bei aus heiterem Himmel aufgetauchten schmierigen Arschkriechern etwas gründlichere Hintergrundchecks durchzuführen, vor allem bei solchen in neuen Klamotten mit viel zu vielen Taschen, und auch noch anzudeuten, dass nicht jeder so entzückt war von ihnen und ihrem Pelzwichsertum wie sie selbst. Er unterschrieb mit »Bigfoot«, was er sofort bereute, kaum dass er auf »Senden« gedrückt hatte: Wenn das mal kein Wink mit dem Zaunpfahl war.
Dann ging er zurück in sein mieses Hotel, setzte sich an die Bar mit dem Flachbildschirm und wartete auf erste Meldungen aus Hochwürdens Wunderwelt. Und siehe da, die Entdeckung der Knochen und Überreste Fenellas hatte es landesweit in die Nachrichten geschafft. Da war Hochwürden, der sein Gesicht verhüllte, während man ihn abführte; da war Trudy,
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