Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)
korallenriffähnlich ein interparasitäres Biotop aus Dealern, Drogensüchtigen, Schnorrern, Säufern und Huren sowie Schmarotzern, Geiern, Hütchenspielern und Kleinkriminellen im Pyramidensystem.
Inzwischen drückten sich die Hausbesitzer erfolgreich vor den notwendigen Reparaturen und warteten auf den nächsten Mieterzyklus. Erst zogen die Billigmietprofis ein, voller Zorn und Bitterkeit und Unmut und in der irrigen Annahme, die Welt verändern zu können. Dann kamen die Startup-Designer und Grafikunternehmen, in der Hoffnung, dass von der runtergerockten Coolness ein bisschen was auf sie abfärben werde. Danach kamen die dubiosen Gendrückerkolonnen mit ihren Briefkastenfirmen und die Zuhältergecken und Pseudo-Galerien und Heißer-Scheiß-Restauranteröffnungen mit Molekular-Misch-Fusionsküche aus Trockeneis, Laborfleisch und Quorn nebst gewagten kleinen Garnituren aus bedrohten Arten: Starzungenpaté war der Trend in solchen Läden. Die Starburst-Hausbesitzer waren am ehesten eine Gruppe von Typen, die bei irgendeinem Megakonzern ordentlich Kohle gescheffelt hatten und ein bisschen in Immobilien machen wollten. Zur Starzungen-Sternstunde ließen sie die baufälligen Studios einreißen und dafür jede Menge neue, schnell verderbliche High-End-Eigentumswohnungen hochziehen.
Aber Starburst war noch weit entfernt von diesem optimalen Bereich, also war Zeb dort sicher, solange er für sich blieb und einen hinreichend schlurfenden Gang annahm, um mögliche Beobachter zu überzeugen, dass er nur einer von unzähligen durchgeknallten Kiffern war. Er hielt sich von allem und jedem fern, weil er keine Infiltratoren à la Chuck auf sich aufmerksam machen wollte.
Aus den Nachrichten wusste er, dass Hochwürden auf Kaution freigelassen worden war, obwohl er auf seinen Prozess wartete, und dass er überall Erklärungen abgab, um seine Unschuld zu beteuern; er sei das Opfer einer linksradikalen antireligiösen Anti-Oleum-Verschwörung, deren Anhänger seine erste Frau Fenella entführt und ermordet und das hässliche Gerücht verbreitet hätten, sie sei weggelaufen, um ein Lotterleben zu führen; und da Hochwürden die Geschichte geglaubt habe, sei das Leben für ihn zu einer anhaltenden Qual geworden. Im Rahmen dieser üblen Verschwörung sei Fenella nur deshalb in Hochwürdens Garten versenkt worden, um seinen Namen in den Dreck zu ziehen und den Ruf des heiligen Oleums zu beflecken.
Hochwürden auf Kaution wohnte also höchstwahrscheinlich wieder zu Hause und hätte demnach Zugang zu seinem Church-of-PetrOleum-Netzwerk – zwar nicht den wahren wahren Frommen, die ihn zweifellos wegen seiner mutmaßlichen Unterschlagungen ächteten, aber zumindest zum zynischeren Flügel, den Leuten also, die nur des Geldes wegen dabei waren. Bestimmt platzte er fast vor kalter giftiger Rachsucht, denn er würde sowas von ahnen, wer für den Tipp mit den Knochen der armen Fenella verantwortlich war, die in seinem Steingarten zu Pflanzenfutter mutierte.
Inzwischen hatte die ihre-große-Chance-witternde Trudy eine autobiografische Klageschrift verkauft und tingelte damit durchs Internet. Wie sehr Hochwürden sie enttäuscht habe, nachdem sie bei ihrer Eheschließung überzeugt gewesen sei, dass er sich, der trauernde Witwer damals, der guten Sache verschrieben habe, und dass es ihr größter Wunsch gewesen sei, ihm bei der guten Sache zur Seite zu stehen und dem kleinen Adam, Fenellas Sohn, eine Mutter zu sein. Kein Wunder, dass der junge Mann unauffindbar sei, da er sehr sensibel sei und die grellen Lichter der Öffentlichkeit genauso scheue wie sie selbst. Wie erschütternd es gewesen sei, aufzuwachen und der Wahrheit über Hochwürdens mörderisches Wesen ins Auge sehen zu müssen! Seit sie davon erfahren habe, habe sie für Fenellas Seele gebetet und sie um Vergebung ersucht, obwohl sie ja damals keine Ahnung gehabt habe, was tatsächlich passiert sei. Denn genau wie alle anderen hatte sie, Trudy, die Geschichte, dass Fenella mit einem billigen Tex-Mexikaner durchgebrannt sei, geglaubt. Sie schäme sich, sich dieser voreingenommenen Meinung so kritiklos angeschlossen zu haben.
Und nun werde sie von einigen ihrer eigenen Kirchenmitglieder – Menschen, die sie stets als ihre Brüder und Schwestern wahrgenommen hatte – geschnitten, ja sogar als Mitwisserin der blutigen und kriminellen Aktivitäten Hochwürdens beschuldigt. Allein der Glaube habe sie durch diese schwierige Zeit der Prüfungen hindurch gerettet; und sie sehne
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