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Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)

Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition)

Titel: Die Geschichte von Zeb: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Atwood
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süß wie ein Milchshake, die sich die Tränen wegtupfte und behauptete, sie habe keine Ahnung gehabt, und wie erschreckend, all diese Jahre mit einem skrupellosen Mörder zusammengelebt zu haben.
    Gut gebrüllt, das musste man Trudy lassen: Man würde ihr unmöglich etwas anhängen können. Inzwischen musste sie von Hochwürdens heimlichem Geldbunker erfahren haben – die Kirchenältesten hatten sie sicherlich wegen des unterschlagenen Geldes befragt – und kapiert haben, dass er sie hatte abservieren wollen. Dass er sich irgendwohin abzusetzen gedachte, um sich in der Sonne zu aalen und minderjährige Kinder zu streicheln oder zu schlagen, je nachdem, was ihm gerade reizvoller erschien. Denn natürlich hatte sie von seinen Perversionen die ganze Zeit über gewusst. Aber sie hatte beschlossen, nichts davon wissen zu wollen.
    Wieder schlüpfte er in seine komplette Wintergarderobe und marschierte zum Kleinen Bären, wo er eine neue Mail an Adam schickte – eine kurze Nachricht, nur mit Hinweis auf die URL , unter der das Nachrichtenfeature über die Festnahme zu finden war. Bestimmt würde sich Adam freuen: Jetzt, wo Hochwürden aus dem Verkehr gezogen oder zumindest in seiner Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt war, konnten beide ein bisschen freier atmen.
    Doch er musste umgehend aus Whitehorse weg. Die Kriminaljustiz oder Ähnliches könnte ja versuchen, die Mail nachzuverfolgen, die er dem PetrOleum-Kirchenältesten geschickt hatte, und wenn ihr das gelänge, würden sie anfangen, Whitehorse zu durchkämmen, und die Stadt war nicht gerade riesig. Nach Zeb persönlich würden sie wohl nicht suchen – der war ja tot –, aber Suchaktionen waren nie gut, und er würde ins Fadenkreuz geraten. Vielleicht war es längst geschehen: Er hatte jetzt schon ein mulmiges Gefühl.
    Also ging er gar nicht zurück in sein Motel. Stattdessen stiefelte er raus auf den nächsten Giga-GliederZug-Rastplatz und sprang auf einen Laster. Als er Calgary erreichte, sicherte er sich einen Platz im versiegelten Torpedozug, und nach ein paarmal Umsteigen und bevor man auf den Gedanken kommen konnte, dass die ganze Aktion vielleicht eher mittelschlau gewesen war, stand er in New New York.
    »Eher mittelschlau?«, fragt Toby.
    »Die Idee, Hochwürden auszuliefern und seine Kohle abzuziehen, war vielleicht nicht gerade brillant«, sagt Zeb. »Er muss sich gedacht haben, dass ich nicht wirklich tot war. Und du weißt ja, was man über Rache sagt – Rache ist eine Speise, die man besser kalt isst, das heißt, man soll nicht im Zorn handeln, weil man die Sache dann vergeigt.«
    »Aber hast du doch gar nicht«, sagt Toby. »Die Sache vergeigt.«
    »Viel hat dazu nicht gefehlt. Aber ich hatte Glück«, sagt Zeb. »Da, der Mond. Manche fänden das jetzt romantisch.«
    Und tatsächlich, da ist er, er steigt über den Bäumen im Osten auf, beinahe voll, beinahe rot.
    Warum ist er immer wieder eine Überraschung?, fragt sich Toby im Stillen. Der Mond. Obwohl wir wissen, dass er kommt. Jedes Mal, wenn wir ihn sehen, lässt er uns innehalten und verstummen.

Schwarzlicht-Kopflampe
    New New York lag an der Küste von New Jersey oder an dem, was jetzt Küste war. In Old New York lebten nur noch wenige Menschen, wobei es zur No-go-Zone erklärt worden war und somit zur mietfreien Wohngegend, also waren noch immer ein paar Bewohner bereit, in den zerfallenen, vollgelaufenen, verkommenen Gebäuden ihr Glück zu versuchen. Nicht aber Zeb; er hatte weder Schwimmhäute noch eine Todessehnsucht, und in New New York – das bestimmt kein Paradies war – lebten mehr Menschen, die besseren Sichtschutz boten. Man konnte besser untertauchen.
    Kaum angekommen, setzte er sich in ein schrabbeliges, weichbrezelinfiziertes Internetcafé und schickte Adam eine Mail, dass er vor Ort sei – Plan A hurra, Plan B geht wie?  –, und dann harrte er aus, während Adam sich Zeit ließ, wo immer zur Hölle er steckte, was immer zur Hölle er gerade trieb. Seine letzte knappe Mitteilung lautete Bis bald , was eher mittelmäßig informativ war.
    Zunächst ging Zeb im Starburst vor Anker, einem Hi-Life-Wohnkomplex mit Pool und Partyraum – was nach Feuerwerk klang, sah inzwischen eher nach verkohltem Weltraummüll aus. Starburst hatte seine Halbwertszeit schon lange erreicht: Das einst kostspielige schmiedeeiserne Tor diente in erster Linie als Pinkelplatz für Hunde und die modrigen, lecken Gebäude waren zu Einzimmer-Mieteinheiten abgeteilt worden. Darin gedieh

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