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Die Geschichte von Zoe und Will

Die Geschichte von Zoe und Will

Titel: Die Geschichte von Zoe und Will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Halbrook
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gefragt.«
    »Ich muss meinen Teil beitragen, Will.«
    »Das wirst du. Du wirst zur Schule gehen. Das ist dein Beitrag.«
    »Was ist mit Geld? Das Leben kostet Geld.«
    Und davon kann sie ein Lied singen. Jeden Monat musste sie den Scheck von der Sozialhilfe vor ihrem Dad ergattern, damit sie ihn einlösen und die Rechnungen bezahlen konnte. Sie hat mir erzählt, wie Lindsays Dad an dem Tag, an dem der Umschlag mit dem Scheck kam, immer am Ende von Zoes Straße wartet, um sie mit dem Auto zur Bank zu fahren. Ich hab sie einmal gefragt, wie es sein kann, dass Lindsays Dad, wenn er von all dem wusste, nicht mehr für sie getan hat. Sie hat mit den Achseln gezuckt. Die Leute kümmern sich um ihre eigenen Angelegenheiten, hat sie gesagt.
    Ich hoffe, das tun sie wirklich. Ich hoffe, sie halten sich aus unseren raus.
    »Ich hab dir gesagt, ich finde einen Job. Ich würde alles annehmen.«
    »Aber ich will, dass du auch die Schule beendest.«
    Nun zucke ich mit den Achseln. Irgendwann einmal, vielleicht, werde ich das tun. Aber mir fällt die Schule viel schwerer als ihr. Ich bin einfach nicht dafür geschaffen, zu lernen und in den Kursen die Hand zu heben und all das Zeug. Ich bin für ehrliche Arbeit gemacht, und mit einem Abschluss könnte ich sowieso nichts anfangen, also ist das schon in Ordnung.
    »Will.«
    »Wir wechseln uns ab. Du gehst zuerst zur Schule, weil du das so gut kannst. Ich arbeite, weil ich das so gut kann. Wenn du mit der Schule fertig bist, tauschen wir.« Es ist eine einfache Lösung, die aus meinem Mund kommt, etwas, damit sie aufhört, darüber zu reden. Aber in meinem Inneren baut sich etwas anderes auf. Etwas Größeres. Ich flüstere es ihr ins Ohr, damit es raus ist, damit es nicht länger an mir nagt. »Ich werde zur Schule gehen, Zoe. Ich will, dass du stolz auf mich bist. Ich will, dass du jemanden wie mich an deiner Seite willst. Und ich werde alles tun, was auch immer es kostet, damit ich mir das verdiene.«
    Sie umarmt mich, und ich spüre ihre Lippen an meinem Hals, genau an der Stelle, an der sich meine Muskeln verkrampft haben. Ich bin froh, dass die Kellnerin genau in diesem Moment auftaucht, damit ich mich auf den Geruch meines Essens konzentrieren kann und nicht auf das sonderbare Gefühl der Enge in meiner Brust. Ich schnappe mir das Ketchup und gebe einen Klecks auf meine Eier.
    »Da sind Rosinen drin«, sagt Zoe mit dieser glücklich-aufgedrehten Mädchenstimme und steckt sich eine in den Mund.
    »Das ist süß. Aber ich habe ein Essen für echte Männer.« Und ich senke die Stimme, um wie Tarzan oder so zu klingen. Sie kichert. Ich weiß, dass ihr das gefällt.
    Wir essen ein paar Minuten, ohne etwas zu sagen. Ihre Jeans presst sich an meine, und ich will ihr zeigen, was sie mir antut, gleich hier und jetzt, aber ich muss mich auf etwas anderes konzentrieren, zum Beispiel das Geräusch des Specks, der bei jedem Bissen zwischen meinen Zähnen knirscht.
    Als ich mit meinem Frühstück fertig bin und sie bei der Hälfte ihres Müslis angelangt ist, ziehe ich die Straßenkarte heraus und zeige ihr die Highways, auf denen wir nach Vegas fahren werden.
    »Siehst du? Wir sind jetzt auf der Route 83. Der werden wir noch eine Weile folgen, bis wir auf die 212 stoßen.«
    »Wie lange dauert es, bis wir die erreichen?«, fragt sie.
    »Vielleicht zwei Tage. Kommt drauf an, wie lange wir jeden Tag fahren. Hast du’s eilig?«
    Sie schüttelt den Kopf. »Mit jeder Minute fühle ich mich freier. Wir können gerne langsam fahren, das stört mich nicht. Das zieht dieses schöne Gefühl nur noch in die Länge.«
    »Ja.« Ich fühle dasselbe, aber ich war nie so gut wie sie, es auch einfach laut zu sagen. Ihre Ehrlichkeit erwischt mich unvorbereitet.
    Ich unterdrücke ein Gähnen, das sich langsam einen Weg nach oben bahnt, und greife nach meinem Glas eiskaltem Wasser. Eigentlich hatte ich gedacht, das Essen würde mich wecken, mich munter machen. Aber ich bin müder als zuvor. Die Eiswürfel zu kauen, hilft ein wenig. Die Kälte tut an meinen Zähnen weh, aber zumindest fühle ich mich wach. Ich gebe Zoe einen Kuss auf den Scheitel.
    »Kalt.«
    »Tut mir leid.«
    »Nicht doch«, sagt sie und küsst mich auf die Lippen. Ihr Mund brennt heiß auf meinem, aber ich küsse sie zurück, bis ich genauso warm bin wie sie.
    »Es wird gut sein, wenn wir ein Stück weiter Richtung Süden sind. Dann ändert sich die Landschaft, und wir haben das Gefühl, dass wir endlich irgendwohin kommen.« Sie errötet,

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