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Die Geschichte von Zoe und Will

Die Geschichte von Zoe und Will

Titel: Die Geschichte von Zoe und Will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Halbrook
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zurückkehre.
    Will ist schon wieder da, lehnt sich an die Motorhaube. Ich renne in seine ausgestreckten Arme.
    »Bei dir immer noch alles okay?«
    »Ja.«
    »Hör mal. Wegen dem Ausweis. Wenn man dich fragt, wäre es besser, wenn du den Leuten erzählst, dass du achtzehn bist.«
    »Warum?«
    »Warum? Weil man ohne einen Elternteil den Bundesstaat nicht verlassen sollte.«
    »Wenn du sagst ›man sollte nicht‹, bedeutet das, dass etwas Schlimmes passieren könnte? Vielleicht sollten wir nicht …«
    »Es wird nichts Schlimmes passieren. Mach dir keine Sorgen.«
    Er küsst mich, ganz langsam, als hätten wir Zeit, die für niemanden außer uns existiert. Ich gleite mit den Fingern unter den Ärmel seines T-Shirts und fahre das Armband-Tattoo nach. Dann löse ich mich aus seiner Umarmung und küsse es, einmal rund herum.
    »Ich will nicht mehr schlafen«, haucht er an meine Lippen, nachdem er mein Gesicht wieder zu sich gewendet hat. Er schlingt meine Beine um seine Hüfte und dreht sich ein Stück, sodass mein Rücken gegen die kühle Motorhaube gedrückt wird. Ich schaudere, kann jedoch nicht sagen, ob es an dem liegt, was er mit mir anstellt, oder an der Kälte. Das spielt auch keine Rolle. Alles, was ich spüre, ist dieses Flattern in meinem Bauch und wie froh ich bin, dass er mich hochgehoben hat, bevor meine Knie versagen.
    In meinem Kopf dreht es sich wie ein kleiner Wirbelsturm, und Wills Hitze umgibt mich von allen Seiten, dringt in mich ein, bis ich außer Atem bin, aber ich muss die Kontrolle zurückgewinnen, oder er wird nicht einschlafen.
    »Will«, keuche ich.
    »Hmm.«
    »Will. Du musst schlafen.«
    »Du schmeckst wie ein Regenbogen.«
    Gelächter brodelt aus den Tiefen meines Bauchs, und Will weicht mit einem frechen Grinsen und einem hungrigen Glitzern in den Augen zurück.
    »Was? Und wie schmecken Regenbogen?«
    »Wie du. So gut.« Er grinst mich an, und ich schiebe ihn von mir weg.
    »In den Wagen mit dir, du Trottel.«
    »Immer diese Schimpfwörter. Damit verletzt du meine Gefühle.«
    »Das glaubst du ja selbst nicht.«
    Während ich auf der Toilette war, muss er das Zeug von der Rückbank in den Kofferraum geräumt haben, denn jetzt ist sie völlig leer, abgesehen von einem Kissen. Er schiebt die Vordersitze so weit wie möglich nach vorne, steigt ein und versucht, sich in dem beengten Raum bequem hinzulegen.
    »Komm und schlaf bei mir«, sagt er und klopft einladend auf seine Brust.
    »Da ist nicht genug Platz.«
    »Natürlich. Komm her.«
    Ich klettere hinein, quetsche mich zu ihm. Will zieht mich an sich.
    »Es ist zu eng«, murmle ich und sinke auf seinen Körper.
    »Das spielt doch keine Rolle. Ich will dich überall spüren, will, dass du jeden Zentimeter von mir bedeckst.«
    Er haucht die Worte so nah an meinem Ohr, dass seine Lippen wie eine Feder über mein Ohrläppchen streicheln. Sein Flüstern lässt meinen Körper erzittern. Am liebsten wäre ich ihm noch näher. Er riecht so gut und ist so warm. Alles an mir kribbelt, und ich will ihn noch länger wach halten, noch wichtiger als Schlaf für ihn sein, doch das kann ich nicht. Er muss sich ausruhen.
    Aber ich muss seine Stimme hören.
    »Will, was wolltest du eigentlich mal werden, als du klein warst?«
    Alles an ihm bricht in ein Lächeln aus: sein Mund, seine geschlossenen Augen, der blasse Schatten eines Stoppelbarts an seinem Kinn.
    »Baseballspieler.«
    Überrascht richte ich mich ein wenig auf.
    »Wirklich? Ich habe gar nicht gewusst, dass du Baseball gespielt hast.«
    Er zieht mich wieder zurück und legt seine Arme wie einen Schraubstock um mich.
    »Das hab ich auch nie. Keine meiner Familien hat je die Zeit oder das Geld aufbringen wollen, das man für die Little League gebraucht hätte. Und als ich endlich bei einer anständigen Pflegefamilie gelandet bin, war ich zu alt, und es wäre bescheuert gewesen, also hab ich’s gelassen. Aber ich habe einmal einen Schläger geschwungen, als ich dreizehn war. Die Familie, die mich damals gerade aufgenommen hat – da hat der Dad versucht, mitten in der Nacht ins Kinderzimmer zu kommen. Seine kleine Tochter hatte ihre Kommode vor die Tür geschoben und ihre Kleidung und Kuscheltiere draufgehäuft, als wären sie eine Art Armee. Er hat einen Riesenkrach gemacht, aber niemand ist gekommen, um ihn aufzuhalten. Wer kann’s mir da verübeln … Im Hinterhof lag ein alter Baseballschläger, den hab ich mir geschnappt und den alten Wichser mit einem Schlag in den Korridor

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