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Die Geschichte von Zoe und Will

Die Geschichte von Zoe und Will

Titel: Die Geschichte von Zoe und Will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Halbrook
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gedrückt, aber die Bremse vergessen oder andersherum, doch wir werden langsamer. Ich höre ein schreckliches Geräusch und sehe Will, der erneut das Gesicht verzieht.
    »Die Kupplung, Baby.«
    Meine Hände umklammern das Lenkrad, als wäre es ein Rettungsring. Ich hole tief Atem und versuche, mich auf die Pedale zu konzentrieren. Ich drücke die Kupplung durch und zerre mit aller Kraft am Lenkrad. Die Geschwindigkeit nimmt weiter ab, allerdings nicht schnell genug. »Will!«
    Er beugt sich zu mir und übernimmt das Lenkrad. »Bremsen! Einfach nur bremsen!«
    Ich knalle beide Füße aufs mittlere Pedal, und wir kommen mit einem Ruck im Graben zum Stehen. Ein ohrenbetäubendes Geräusch durchschneidet die Luft, als ein Sattelschlepper an uns vorbeidonnert, laut hupend, der Mittelfinger des Fahrers aus dem Fenster gestreckt.
    Ich versuche, Atem zu holen. Es fühlt sich an, als wäre ich meilenweit gelaufen.
    »Es tut mir leid.«
    »Nein. Das hast du toll gemacht.« Seine Stimme zittert leicht. »Wir versuchen es später noch mal. Aber ich bin hungrig, also …« Wir steigen aus und schieben den Wagen zurück auf die Straße. Ich bin nutzlos, denn jedes Mal, wenn Will die Arme hebt, um zu schieben, überkommt mich das Verlangen, ihn zu kitzeln. Wir enden ausgestreckt liegend im Gras, Hände und Münder, die sich suchen – zwei Mal, bevor ich atemlos genug und derart rot im Gesicht bin, dass ich ihn in Ruhe lassen kann.
    Ich will, dass es für immer so bleibt. Autos im Graben und Kitzeln und Küssen im Gras, weil wir einfach nicht die Finger voneinander lassen können.
    Ich will nicht, dass wir jemals die Finger voneinander lassen können.

WILL
    WENN ICH’S MIR RECHT überlege, schere ich mich einen Dreck um das verdammte Auto.
    Sie fährt es einfach in den Graben, und ich mach mir mehr Sorgen, dass sie sich verletzen könnte, als darüber, dass der Kotflügel kaputt ist. Das wird schon wieder, und wir sind okay, und die ganze Sache ist zum Totlachen.
    Es ist gut, dass sie mich gekitzelt hat. Ich will nicht, dass sie denkt, dass ich über ihr Fahren lache.
    Die Sonne scheint. Es ist immer noch kalt, aber definitiv Morgen, als wir zum Sullivan’s Diner kommen. Auf dem Parkplatz stehen genügend Wagen, um mir zu verraten, dass das hier der Ort in der winzigen Stadt ist, an dem man etwas Vernünftiges zu essen bekommt. Ich nehme Zoes Hand und halte ihr die Tür auf, während wir eintreten und auf einen Tisch warten. Wir setzen uns nebeneinander in eine Sitzecke. Ihr Bein drängt sich an meins, und die Berührung spüre ich in jedem Knochen meines Körpers. Ich räuspere mich und schnappe mir die Speisekarte. Irgendwann mal wird sie rausfinden, was sie mit mir anstellt. Schon ziemlich bald werde ich sie wissen lassen, was sie mit mir anstellt.
    Als die Bedienung kommt, bestellt Zoe ein Müsli und ich Eier mit Speck. Die Kellnerin wartet eine Sekunde und betrachtet Zoes Gesicht, aber Zoe bemerkt es überhaupt nicht. Ihre braunen Augen sind hinter einem Vorhang aus dunklen Haaren versteckt. Trotzdem sind die blauen Flecken nur schwer zu übersehen. Die Bedienung schaut mich mit hochgezogener Augenbraue an.
    Ein Vulkan bricht in mir aus, Feuer und erstickende schwarze Asche, und ich will die Kellnerin nach draußen zerren und ihr zeigen, was ich Zoe nie angetan habe, ihr nie, nie, nie antun würde. Aber Zoe hört das Buttermesser in meiner Faust gegen den Tisch klappern, sieht auf und bemerkt, was los ist. Sie starrt die Bedienung finster an, bis die blöde Kuh mit einem eingeschnappten Schnaufen verschwindet.
    Wir verlieren kein Wort darüber, was gerade passiert ist.
    Stattdessen reibe ich Zoes Arme, weil sie immer noch ihren Mantel trägt und ich mir Sorgen mache, dass ihr zu kalt ist. Die Dakotas sind im April nicht gerade für warmen Sonnenschein und blühende Blumen bekannt.
    »Brauchst du was? Soll ich dir eine Decke holen?«
    »Nein, ich kann hier doch nicht mit einer Decke um die Schultern sitzen. Das wäre viel zu peinlich.«
    »Du könntest nie irgendetwas tun, was mir peinlich wäre.«
    Sie lächelt und schmiegt sich enger an mich an, aber ihre Meinung über die Decke ändert sie nicht.
    »Denkst du, ich könnte in Vegas kellnern?«
    Ich quetsche den Salzstreuer mit meiner Faust. Das hatten wir schon besprochen, vor zwei Tagen, als wir unsere Flucht in groben Zügen geplant haben.
    »Nein.«
    »Das hört sich ziemlich danach an, als wolltest du mir vorschreiben, was ich zu tun habe.«
    »Du hast

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