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Die Geschichte von Zoe und Will

Die Geschichte von Zoe und Will

Titel: Die Geschichte von Zoe und Will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Halbrook
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dem Spitznamen zucke ich innerlich zusammen, auch wenn ich weiß, dass er mich nur neckt und keinen weiteren Gedanken darauf verwendet, dass ich nun die Kontrolle über das Geld habe. Wills Geld in den Händen zu halten – ich kann einfach nicht anders, als es so zu bezeichnen, egal, was er sagt – gibt mir das Gefühl, eine Bürde mit einem teuren Preisschild zu sein, als wäre ich etwas, für das er sich verantwortlich fühlt, weil es selbst nicht für sich sorgen kann.
    Bald , sage ich mir, mache ich es wieder gut .
    »Oh, hey! Dreh um. Das dort sieht gut aus.« Ich zeige nach rechts, als wir an einem Motel im gefakten Blockhüttenstil vorbeikommen. Will reißt das Auto mitten auf der Straße herum und fährt auf den Parkplatz. Da sind holzgeschnitzte, mausernde Eulen zu sehen, die am Rand des Gebäudes Wache halten, auf halb abgebröckelter weißer Farbe zwischen den »Holzstämmen« kauernd. Als hätten sie hier nicht genügend Schnee und müssten eine weiße Pracht vortäuschen.
    »Vierunddreißig neunundneunzig. Das können wir uns leisten.«
    »Du willst wirklich hier übernachten? Was, wenn die Zimmer so schlimm aussehen wie die Fassade?«
    Ich zucke mit den Schultern. »Wir brauchen doch nur ein warmes Plätzchen, oder?«
    »Du, ich, eine Horde Bettwanzen und vielleicht noch eine Leiche unter der Matratze. Uns wird sicher kuschlig warm.«
    »Will.«
    »Ich wollte doch nur, dass es …«
    »Was?« Meine Wangen brennen. Sein Blick durchbohrt mich, und mein Atem stockt.
    »Hübscher ist. Für dich. Wie du es verdienst.«
    Ich schlucke, aber mir fällt nichts ein, was ich erwidern könnte. Nicht, wenn er mich so ansieht.
    »Na schön«, sagt er. »Probieren wir’s aus. Aber wenn du dich die ganze Nacht am Bein kratzt, schubse ich dich vom Bett.«
    Wir steigen aus dem Wagen, und ich lege ihm kichernd die Arme um die Taille. »Aber du würdest mir am Boden Gesellschaft leisten, oder? Du würdest mich doch dort nicht ganz alleine lassen?« Ich strecke die Unterlippe vor.
    »Äh, doch.« Er schiebt meine Lippe zurück und gibt mir einen flüchtigen Kuss auf die Nasenspitze. »Außer es würde sich für mich lohnen.«
    Ich mache einen Schritt zur Seite, als er mich mit wackelnden Augenbrauen ansieht, nehme seine Hand und führe ihn zum Büro des Motels. Dort hängt ein Elchkopf mit einer bunten Lichterkette ums Geweih an der Wand, und ein verschlafener Kerl mittleren Alters hockt an der Theke. Als wir eintreten, setzt er sich aufrecht hin und zieht sich den Norwegerpulli über den Bauch.
    Der Typ inspiziert uns und macht dann diese komische Sache mit seinem Mund, bei der er erst an seinen Zähnen lutscht und dann seine Lippen einsaugt, um sie dann wieder hervorschnalzen zu lassen. Widerlich.
    »Können wir ein Zimmer haben?«, fragt Will.
    »Wir nehmen Bargeld oder Kreditkarte.«
    Will zuckt mit den Schultern, und ich reiche ihm seine Geldbörse. Er zögert einen Moment, sie zu nehmen, und ich erkenne zu spät, dass ich diesen Teil übernehmen soll. Eine Sekunde ist es komisch zwischen uns, als würden wir einen Tanz ausprobieren, von dem keiner von uns die Schritte kennt. Aber ich kann sein Geld nicht einfach aus dem Fenster werfen, als gehörte es mir. Ich stupse ihn mit der Börse am Arm an, und Will nimmt sie schließlich widerwillig entgegen.
    Der Kerl hinter der Theke betrachtet unsere Hände, ohne sich auch nur die geringste Mühe zu geben, seine Missbilligung über unsere ringlosen Finger zu verbergen. Er beobachtet, wie die Schublade seiner Kasse aufspringt, nachdem er den Preis eingetippt hat, als könnte er sich nicht überwinden, uns ein weiteres Mal anzusehen.
    »Ihr zwei, seid ihr überhaupt volljährig?«
    Er hält Will das Wechselgeld hin, lässt es jedoch erst los, als Will seinen Blick erwidert.
    »Geht Sie nichts an, oder?«
    »Ist mein Grundstück. Geht mich also schon was an.«
    »Ja, keine Sorge. Sind wir.«
    Der Mann lässt das Wechselgeld los und nickt, während er den Telefonhörer auf dem Tisch zu seiner Linken abnimmt. Er wählt, redet aber gleichzeitig mit uns und erzählt, wann er das Motel gekauft hat und dann von der Frau, die die Zimmer putzt. Will stopft das Geld in seine Geldbörse und streckt die Hand nach dem Schlüssel aus, doch der Kerl hält die Hand hoch. Will versteift.
    »Was ist los?«, flüstere ich. Will schüttelt den Kopf.
    Wir lauschen der Unterhaltung, bei der der Besitzer der Person am anderen Ende erzählt, dass er Kundschaft hat. Will dreht sich weg, und ich

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