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Die Geschichte von Zoe und Will

Die Geschichte von Zoe und Will

Titel: Die Geschichte von Zoe und Will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Halbrook
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nicht nachvollziehen, wie Will so leicht umschalten, wie er einfach von dieser Geschichte zum Hüpfen übergehen kann. Manchmal dreht sich mir bei seinen plötzlichen Sinneswandlungen der Kopf. Wie kann er nur so schnell von ruhig zu wütend, von glücklich zu traurig switchen?
    Ich schüttle den Kopf, und Will beginnt zu springen. Kleine Hüpfer, bei denen seine Zehen die Matratze nicht ganz verlassen, doch die wellenartigen Bewegungen lassen meine Fersen vom Bett abheben. Ich klammere mich an ihn, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.
    »Der … Kerl im … Büro … wird uns … hören«, keuche ich zwischen den Hüpfern.
    »Nicht … durch … die Baumstämme!«, ruft Will.
    Ich gebe nach, nur ein klitzekleines bisschen. Gerade einmal genug, dass ich spüre, wie die Schwerkraft an meinen Waden zerrt, meinen Hintern und meine Brüste zum Schwingen bringt. Wir sind beim Hüpfen nicht auf derselben Wellenlänge, und meine Zähne klappern, als Will beim Springen ein schnelleres Tempo anschlägt und derart in die Höhe schießt, dass er fast an die Decke stößt.
    »Lass los, Zoe!«
    Ich muss es tun. Ich muss loslassen und diesen Spaß, dieses kindische Verhalten, das in meinem Leben nie Platz hatte, die Oberhand gewinnen lassen.
    Ich ziehe die Knie an und hüpfe aus eigener Kraft, benutze nicht länger Wills Sprünge, um mich hochkatapultieren zu lassen. Unsere Sprünge sind immer noch nicht im Gleichklang. Ich lande einen Wimpernschlag nach ihm, taumle und fürchte, mein Knöchel knickt unter meinen Beinen weg, da klammert sich Will an mich, und wir bauen einen gemeinsamen Rhythmus auf. Ich schlinge die Arme um ihn und springe, schnelle mit gespielter Unbekümmertheit in Richtung Popcorn-Decke.
    Ich werde es machen. Ich werde diese Glücksmomente und diese hoffnungsvollen Momente annehmen, ich will diese Zukunft annehmen.
    Schließlich kommen wir richtig in Fahrt, Will, der nach oben schießt, während ich schon wieder auf dem Weg nach unten bin, unser Atem, der sich für den Bruchteil einer Sekunde trifft. Er grinst jedes Mal, wenn sich unsere Gesichter begegnen, und betrachtet mich mit übertrieben leuchtenden Augen, sodass ich mich frage, wie viel seiner Begeisterung echt und wie viel aufgesetzt ist.
    Wir schaffen das. Wir können diese Momente haben. Es ist erlaubt.
    Ich bemerke nicht, dass ich die ganze Zeit über geschwiegen, mich konzentriert, hastig ausgeatmet habe, bis mir das erste Kichern entschlüpft und meinen gläsernen Käfig durchbricht. Ein sonderbares Geräusch: wie ein Splittern und dabei gleichzeitig vergnügt und frei. Und bei jedem Satz wird es größer und lauter, bis ich versuche, die Wucht meiner Sprünge der Intensität meiner Freude anzupassen.
    Ich ziehe beim Hüpfen die Knie an die Brust, und Will wirbelt einmal um die eigene Achse. Wir veranstalten die abgefahrensten Dinge mit unseren Armen, und er stößt sich den Kopf mit einem Knacksen an der Decke, hört aber nicht auf, sondern brüllt nur »Aua!« und lacht, und wir fliegen, schütteln das Blut in unseren Adern, und mein Gehirn beginnt wehzutun. Aber das interessiert mich nicht. Es spielt keine Rolle, bis Will schwer atmend auf dem Bett zusammenbricht, und ich neben ihm zusammensacke.
    Gleichzeitig strecken wir die Arme nach dem anderen aus und küssen uns, saugen gierig die Luft ein und lachen immer noch, weil das hier Leben ist. Ein Leben hatten wir natürlich auch schon vorher, manchmal mit schlimmen Dingen und auch nicht so schlimmen Dingen, aber jetzt werden wir das Leben richtig leben. Wir werden unsere eigenen Entscheidungen treffen und spielen und lachen und vergessen, Atem zu holen, weil wir so erfüllt sind von der Schönheit und den Möglichkeiten, die sich uns gemeinsam offenbaren.
    Wills Augen funkeln, und seine Wangen sind leicht gerötet. Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie knallrot mein Gesicht aussehen muss.
    Das hier ist Leben.
    Wir haben es gefunden.

WILL
    ICH BIN WIE IM RAUSCH . Schwebe durch die Endorphine, schwebe weg von Dingen, die ich vor langer Zeit getan habe.
    Und ich bin hungrig.
    Ich küsse Zoe, denn verdammt noch mal, sie schmeckt so gut, und sie ist im Moment so glücklich. Aber ich brauche richtige Nahrung.
    »Lass uns was zu essen holen.«
    Sie streckt die Unterlippe vor, aber ich drücke sie mit einem Kuss wieder zurück und ziehe Zoe auf die Beine. Mein Magen knurrt – und wohin auch immer dieses Zimmer und ein Bett und ich sie führen werden, werde ich es nicht tun, wenn mein Magen weiter

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