Die Geschichte von Zoe und Will
aufzieht, dass ein Junge sie anruft. Schließlich höre ich, wie sich eine Tür schließt, dann atmet Lindsay wieder ins Telefon.
»Zoe«, flüstert sie. »Großer Gott, habe ich mir Sorgen gemacht! Wo bist du? Bist du bei Will? Die Polizei war hier und wollte wissen, ob ich wüsste, wo du steckst. Sie haben einen Haftbefehl gegen Will erlassen. Weil er deinen Dad verprügelt hat. Sie suchen dich. Was ist denn passiert?«
Ich starre zur Wand, auch wenn Will mit aller Gewalt versucht, meinen Blick einzufangen. Ich kann ihn noch nicht ansehen, denn andernfalls würde ich wegen all dem in Panik verfallen.
»Haben sie bei dir eine Fangschaltung eingerichtet?«
Lindsay schnaubt. »Das kann ich mir nicht vorstellen. Das hier ist kein Film. Aber meine Mom und mein Dad waren stinksauer, als die Polizei aufgekreuzt ist. Sie haben gedroht, mir bis zum Ende des Schuljahrs Hausarrest zu geben, wenn ich ihnen nicht alles erzähle. Aber, Zoe, du hast mir nicht mal gesagt, dass du abhauen willst!«
»Es ging alles so schnell. Wir mussten von hier verschwinden. Das verstehst du doch, oder?«
»Ja, das verstehen wir alle. Aber das bedeutet nicht, dass es die Cops interessiert. Wusstest du, dass Will schon mal wegen Körperverletzung verhaftet worden ist? Außerdem denken sie, dass er Geld gestohlen hat. Sie haben uns gesagt, dass er gefährlich ist. Er hat dich doch nicht gekidnappt oder so was? Oder steht er neben dir, und du kannst nicht offen reden? Wenn ja, dann sag einfach, äh, Goldfisch , und ich rufe auf der Stelle die Cops.«
»Lin, hör auf. So ist das nicht. Er würde nie etwas tun, das mir wehtäte.«
»Aber du weißt von seinen Problemen, was Schlägereien anbelangt, ja? Erinnerst du dich an Hank Prosser? Er hat jetzt endlich einen Kunstzahn eingesetzt bekommen. Sieht schrecklich weiß aus neben seinen fauligen Zähnen.« Sie senkt wieder die Stimme. »Ich will nur, dass es dir gutgeht.«
»Ja«, flüstere ich. »Das weiß ich. Und ich wollte, dass du weißt, dass alles okay ist. Deshalb rufe ich auch an. Um Hallo zu sagen, damit du dir keine Sorgen machst. Uns beiden geht es gut. Wir sind glücklich. Es fühlt sich unglaublich an, frei zu sein und weit weg von zu Hause.«
»Hm, du vermisst mich gar nicht?«
Bei ihrem Tonfall muss ich lächeln. Cops hin oder her, sie freut sich für mich, dass ich es geschafft habe zu fliehen. Vielleicht ist sie sogar ein bisschen neidisch.
»Natürlich. Aber ich bin froh, Will zu haben.«
»Ich kann nicht glauben, dass ihr ganz allein seid, nur ihr zwei. Habt ihr schon …? Du weißt schon, was ich meine.«
So gut wie möglich versuche ich, der Hitze Einhalt zu gebieten, die mein Gesicht hinaufkriecht, aber es gelingt mir nicht. Ich weiß nicht, ob Will die Frage gehört hat, aber jetzt weiß er, dass wir etwas Peinliches besprechen.
»Nein«, murmle ich.
»Schade. Will ist süß. Aber, nein, das ist gut so. Halt an deinen Prinzipien fest. Sag mal, schlaft ihr eigentlich in seinem Auto? Oder habt ihr ein Dach überm Kopf? Wohin wollt ihr?«
»Meistens im Auto, ja.« Ich wäge die anderen Fragen ab. »Lin, ich will dich nicht in Schwierigkeiten bringen, also erzähle ich dir lieber nicht, wohin wir wollen. Es liegt nicht daran, dass ich dir nicht vertraue, das tue ich wirklich, aber ich würde mich schrecklich fühlen, wenn deine Eltern herausfänden, dass du etwas vor ihnen verheimlichst. Auf diese Art wirst du sie nicht belügen müssen. Aber ich wünschte, ich könnte es dir verraten. Und das werde ich, sobald wir da sind und sich die Dinge beruhigt haben.«
»Ist schon okay, ich verstehe.« In ihrer Stimme klingt ein Hauch Wehmut mit, doch sie versucht es zu verbergen. Wir wissen beide, dass wir jegliche Unterstützung brauchen, die wir uns gegenseitig geben können. »Aber habt ihr Pläne? Ich meine, wisst ihr, was ihr tun werdet, wenn ihr dort seid? Wie will er für dich sorgen?«
Vielleicht liegt es daran, dass ich mich hilflos fühle, oder daran, wie Lin denkt, aber in mir sträubt sich plötzlich etwas gegen ihre Annahmen.
»Wir haben alles geregelt. Ich beende die Schule, während Will arbeitet. Auch das College. Dann werde ich arbeiten, damit er zur Schule gehen kann. Wir schaffen das. Will passt wirklich gut auf mich auf. Es wird schön sein, dass ich mich dann um ihn kümmern kann.«
Will richtet sich auf und versucht nicht mehr, meinen Blick zu erhaschen. Stattdessen berührt er mit sanften Fingern meinen Hals, versucht meine Anspannung
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