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Die Geschichte von Zoe und Will

Die Geschichte von Zoe und Will

Titel: Die Geschichte von Zoe und Will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Halbrook
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etwa über mich?«, protestiere ich krächzend. Ich lache ebenfalls, aber meine Stimme klingt angespannt. Wills Gelächter wird nur noch lauter.
    »Ich kann nichts dagegen tun. Du machst mich glücklich.«
    Ich nehme ein Glas von der Ablage und fülle es mit kaltem Wasser aus dem Hahn. Mit einer raschen Handbewegung schleudere ich es über den Duschvorhang und stelle das Glas zurück auf die Ablagefläche. Wills Aufschrei folgt mir, als ich aus dem Badezimmer stürme und mich in Windeseile anziehe. Ich habe gerade meinen BH und die Jeans übergestreift, als ich höre, wie das Wasser abgeschaltet wird.
    Will sprintet durchs Zimmer auf mich zu und wirft mich aufs Bett. Er hat kein Handtuch und reibt seine nasse Haut vergnügt an mir trocken. Dann schüttelt er den Kopf, und Wassertropfen fliegen von seinem schwarzen Haar in alle Richtungen.
    »Hör auf! Ich bin schon trocken!« Wir lachen so heftig, dass die Federn unter uns entrüstet aufquietschen. »Zieh dich an«, befehle ich ihm im strengsten Tonfall, den ich aufbringen kann, auch wenn ich es liebe, ihn anzusehen.
    Seine Narben und sein Tattoo und die Konturen seiner Rippen. Ich bin froh, dass er sich nicht geniert, nackt zu sein. Am liebsten würde ich einfach hierbleiben und ihm verbieten, dass er sich jemals wieder anzieht, nur damit ich ihn weiter bewundern kann. Der Gedanke entzündet ein Feuer in meiner Brust, ich will, dass er weiß, wie ich ihn sehe, welche Gefühle er in mir weckt. Ich hole zögerlich Atem. »Ich schaue dich gerne an«, sage ich. Ich versuche angestrengt, meine Worte unverfroren und cool klingen zu lassen, aber die Art, wie Will mich anlächelt, lässt mich erahnen, dass ich erröte.
    »Und ich liebe es, wie du bist. So unschuldig und süß.«
    Ich bin stolz darauf, wie ich bin, auch wenn ich mich gleichzeitig dafür schäme, dass Will unendlich mehr Erfahrung hat als ich. Mit dem Leben, mit … Mädchen. Er hat so viel gesehen, so viel erlebt. Und ich bin eifersüchtig. Trotzig schiebe ich das Kinn vor. »Ich bin nicht so schüchtern.«
    »Doch, bist du. Und das ist nichts Schlimmes. Ich liebe dich. Du gibst mir das Gefühl, gut zu sein. Wichtig. Es ist nicht gut, so zu sein wie ich.«
    »Ich liebe es, wie du bist.«
    Er durchbohrt mich mit ruhigen Blicken, sagt nichts und küsst mich auch nicht. Sieht mich einfach nur an, bis all unser Lachen verhallt ist, dann schließt er die Augen, als hätte die Dunkelheit eines schwarzen Lochs ihn eingeholt, und er wollte die Leere wie einen Freund willkommen heißen.

WILL
    WIR CHECKEN GANZ KURZ vor zwölf aus, und ich mache einen Rundgang ums Auto. Überprüfe die Reifen, für den Fall, dass jemand daran herumgewerkelt hat. Schaue die Straße rauf und runter. Werfe einen Blick in den Rückspiegel, als wir losfahren. Nichts.
    Noch nichts? Oder vielleicht wirklich einfach nichts, und das war’s. Endlich sind wir weit genug weg, um von der Bildfläche verschwunden zu sein.
    Es sind dreieinhalb Stunden bis Elko, Nevada. Ich habe keinerlei Erinnerung an die Stadt, abgesehen davon, dass der Name auf meiner Geburtsurkunde steht, unter dem Namen des Verwaltungsbezirks und über dem Kästchen mit dem Namen meiner Mutter. Auf der Zeile, die für den Vater bestimmt ist, steht nichts.
    Die Sonne steht tief, und ich kann im Gegenlicht fast nichts sehen, also halten wir nach einer Stunde an einem heruntergekommenen Gebrauchtwarenladen. Neben der gläsernen Ladentheke steht ein Ständer mit Sonnenbrillen, und wir probieren ein paar aus. Sie kosten zwei Dollar das Stück. Ich nehme ein langweiliges Paar mit schwarzen Gläsern und einem schwarzen Rahmen, aber Zoe, die will dieses riesige Teil mit Glitzersteinen, einem cremefarbenen Rahmen und rosa Gläsern. Ihr dichter, dunkler Pony ist in gerader Linie über ihren Augenbrauen geschnitten, und sie wirft mir Luftküsse zu. Sie sieht aus wie ein Filmstar.
    Die Frau hinter dem Ladentresen, deren Haut so rau und dunkel wie ein abgewetzter Sattel ist, lacht. Man hört, dass sie raucht, weil es dieses Lachen-Husten-Lachen ist, das Raucher von sich geben. Sie winkt uns zu und lacht wieder, nachdem wir gezahlt haben und gehen.
    »Vielen Dank für die Brille«, sagt Zoe, klappt die Sonnenblende herunter und betrachtet sich im Spiegel.
    »Die steht dir. Die hat sicher noch nie jemand getragen, der so heiß ist wie du.«
    Wir fahren zurück auf den Highway, und die flirrende Sonne stört uns kaum mehr. Zoe presst ihre Nase regelrecht gegen das Fenster, damit sie die

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