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Die Geschichte von Zoe und Will

Die Geschichte von Zoe und Will

Titel: Die Geschichte von Zoe und Will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Halbrook
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DARAUF VORBEREITET, dass das Handy klingelt. Das Schrillen durchbricht die schwere Stille im Auto wie ein Bohrer, der an mein Ohrläppchen gehalten wird. Ich fahre zusammen, als Will einen Blick aufs Display wagt.
    »Die Nummer kenne ich nicht«, sagt er. Seine Stimme klingt krächzend, als würde seine Kehle versagen, sich weigern, ihm zu gehorchen.
    Er streckt die Hand aus, seine Finger schlaff ums Handy gelegt. Es läutet wieder. Die Vorwahl gehört zu North Dakota. Was, wenn es die Polizei ist? Ich sollte warten, bis die Mailbox rangeht und wer auch immer es ist eine Nachricht draufspricht, einfach so tun, als existierten wir überhaupt nicht mehr.
    Nein.
    Selbst als alle anderen so getan haben, als existierte ich nicht, als es leichter war wegzuschauen.
    Da habe ich existiert.
    Ich existiere immer noch.
    Ich drücke auf den grünen Knopf und halte das Telefon ans Ohr, sage jedoch nichts. Sie hören bestimmt meinen Atem. Er ist so laut.
    »Hallo? Ist da jemand?«
    Ich kenne diese flüsternde Stimme. Lindsay. Ich schlucke schwer.
    Was soll ich ihr nur sagen? Wie viel darf ich ihr verraten? Woher hat sie überhaupt diese Nummer? Meine Finger zittern, als ich darüber nachdenke, einfach aufzulegen.
    Allerdings könnte sie Neuigkeiten haben. Über meinen Dad oder Will oder die Polizei.
    »Hallo?« Atemlos stoße ich das Wort heraus, huste, versuche es erneut. »Hallo? Lin?«
    Ich höre ihre Geräusche, wimmernde Geräusche und ängstliche Geräusche und Schluckaufgeräusche. Sie schnieft, laut genug, um mein Ohr auszufüllen.
    »Lin? Geht’s dir gut? Woher hast du diese Nummer?«
    »Rufnummererkennung«, schluchzt sie. »Ich habe sie aber gelöscht. Nicht dass es eine Rolle spielen würde. Wohl eher nicht.«
    »Was meinst du?«
    »Hast du mitbekommen, wie ich meiner Mom gesagt habe, du wärst Gabe, als du vorgestern angerufen hast?«
    »Ja, habe ich.«
    »Und dass dann Blaire da war?«
    »Die habe ich auch gehört.« Sie muss sich beeilen. Sagen, was sie zu sagen hat. Es fällt mir schwer, mich auf etwas anderes als diesen toten Mann zu konzentrieren. »Warum?«
    Lindsay holt tief Atem, bevor sie fortfährt. »Blaire hat am anderen Telefon mitgehört. Bei dem im Zimmer meiner Eltern. Sie hat uns die ganze Zeit über belauscht.«
    Ich sage nichts. Ich bin zu sehr damit beschäftigt, mir ins Gedächtnis zu rufen, ob ich irgendetwas gesagt habe, was ich lieber nicht ausgeplaudert hätte. Das Wort Vegas ist nicht gefallen, ebenso wenig, in welche Richtung wir fahren. Nur dass es mir gutgeht. Damit sie sich keine Sorgen macht. Aber sie sollte niemandem verraten, dass ich angerufen habe.
    »Zuerst wollte sie mich nur ärgern, aber dann hat sie deine Stimme gehört und gelauscht. Ich habe nicht mal gehört, dass sie abgehoben hat. Ich kann nicht glauben, dass ich sie nicht gehört habe. Ich war so aufgeregt zu erfahren, wo du steckst.«
    »Aber ich habe dir nichts erzählt.«
    »Sie hat meiner Mom und meinem Dad gepetzt, dass ich mit dir gesprochen habe. Und die haben die Polizei angerufen. Und mir für mein restliches Leben Hausarrest verpasst.«
    »Tut mir leid.«
    »Das ist nicht deine Schuld. Aber ich werde Blaire umbringen.«
    »Ich hätte nicht anrufen dürfen. Das war dumm.«
    »Ich bin froh, dass du angerufen hast. Aber die Polizei ist vorbeigekommen und hat mir eine Million Fragen gestellt und mir ein schlechtes Gewissen gemacht. Und dann … das ist noch nicht alles. Das FBI war auch hier. Später. Haben ständig gefragt, ob Will gefährlich ist, ob ich glaube, dass er dich gezwungen hat mitzukommen, ich meine mit einer Waffe. Ich habe gesagt, natürlich nicht, und sie haben nicht lockergelassen und gefragt, wo du steckst, aber sogar Blaire meinte, du hättest uns nicht verraten, wo du bist.«
    »Das FBI?«, flüstere ich, und meine Gedanken wirbeln derart herum, dass ich sie nicht mehr zu fassen bekomme. Der Ernst der Lage – die Art wie Lindsay es erzählt, lässt alles besorgniserregend und schrecklich klingen – setzt sich allmählich in meinem Gehirn fest. Das FBI ist größer, schlimmer als die Polizei. Sie können uns überallhin folgen. Es gibt kein Entkommen.
    »Es ist meine Schuld, Lin. Ich hätte dich nicht anrufen und in die Sache verwickeln dürfen. Und jetzt könntest du Ärger bekommen, falls sie herausfinden, dass du schon wieder mit mir sprichst.«
    »Ist schon okay. Ich habe mir Gabes Handy ausgeliehen. Das finden die niemals raus.« Lins Stimme stockt. Sie räuspert sich, bevor sie

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