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Die geschützten Männer

Die geschützten Männer

Titel: Die geschützten Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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bekomme,
     schlage ich bescheiden die Augen nieder, wie es einem PM eingedenk seiner doppelten Inferiorität zukommt in einer Welt, in
     der ihn alles, die geringe Sensibilität der Vagina eingeschlossen, daran erinnert, daß er überflüssig ist. Aber gerade als
     ich meine Lider demütig niederschlage und nur Mrs. Barrows Hüften, die mir angenehm entgegenschaukeln, im Blickfeld habe,
     geschieht es, daß ich mich unwillkürlich emporrecke, »mich aufplustere«, wie die verhaßte Audrey sagen würde. Nichts zu machen,
     mein Körper kann nicht lügen. So wenig, daß ich in dem Augenblick, als ich an Mrs. Barrow vorübergehe, hochschaue und mein
     Gegenüber ansehe. Ich werde dafür großzügig belohnt, denn mich treffen |256| ein Blick und ein Lächeln voll ins Gesicht, beides so eindeutig, das Mrs. Barrow eigentlich hätte darauf verzichten können,
     obendrein noch meine Hand zu streifen.
    Danke, Mrs. Barrow. Aller Wahrscheinlichkeit nach werden die in der Nacht von Blueville von Schiff zu Schiff ausgetauschten
     Signale ohne Folgen bleiben. Ich bin altmodisch. Ehebruch ist nicht meine Stärke, und im übrigen bin ich so gut wie sicher,
     daß es sich von Ihrer Seite nur um ein tröstendes Spiel ohne ernsthafte Absichten handelte. Unmittelbar vor dem Blick und
     dem Lächeln haben Sie den Kopf mit einer gewissen Koketterie nach hinten gewendet, um sich zu vergewissern, daß Sie allein
     sind. Nichts weiter als ein wenig Mutwillen! Sie haben einen Augenblick lang den Deckel der stickigen Orthodoxie gelüftet.
     Jetzt fühlen Sie sich wohler, und ich auch, und ich beginne mich zu fragen, bis wohin die Verzweigungen weiblicher Komplizenschaft
     des
Wir
reichen und ob Sie nicht einen besonders günstigen Platz einnehmen, um den Igel über den Zeitpunkt der Durchsuchungen in Kenntnis
     setzen zu können …
    Einige Minuten lang ermutige ich Daves Leistungen beim Tennisspiel mit meiner Anwesenheit und meiner Stimme und gehe dann
     zurück zum Labor. Hier erwartet mich eine unangenehme Überraschung. Ich hatte von Grabel drei Dosen Serum für Smith, Pierce
     und mich vorbereiten lassen und finde nur noch zwei. Ich rufe Burage über die Sprechanlage. Sie erscheint so schnell, als
     ob sie vor ihrem Schreibtisch auf meinen Ruf gewartet hätte.
    »Burage«, sage ich, »außer mir besitzen Sie als einzige einen Schlüssel zu meinem Büro. Eben habe ich aber festgestellt, daß
     die dritte Dosis Serum verschwunden ist.«
    »Oh, ich bitte Sie!« sagt sie mit erzwungener Fröhlichkeit. »Setzen Sie nicht so eine Polizistenmiene auf, das steht Ihnen
     nicht. Niemand hat das Serum gestohlen. Ich selbst habe über die dritte Dosis verfügt.«
    Ich traue meinen Ohren kaum.
    »Sie haben darüber verfügt?«
    »Aber ja.«
    »Ohne meine Einwilligung? Ohne mich zu fragen? Das ist ja die Höhe! Ich frage mich, wer eigentlich das Labor leitet!«
    »Aber Doktor, beruhigen Sie sich! Niemand macht Ihnen die wissenschaftliche Leitung des Labors streitig.«
    |257| »Burage, Sie geben mir sofort das Serum zurück.«
    »Das ist unmöglich«, sagt sie völlig gelassen. »Es ist schon verwendet worden.«
    »Verwendet?« rufe ich aufgebracht. »Und von wem?«
    »Ich werde es Ihnen in wenigen Minuten sagen.«
    »Aber Sie wissen doch, wie gefährlich es ist! Daß man die Unschädlichkeit dieses Serums noch nicht gewährleisten kann.«
    »Die Person, die es verwendet hat, ist völlig im Bilde. Sie hat sich freiwillig als Versuchsobjekt angeboten.«
    »Burage, den Namen! Ich verlange auf der Stelle den Namen! Ich meine das ganz ernst! In diesem Labor geschehen hinter meinem
     Rücken Dinge, die ich nur verabscheuen kann.«
    Der Ausdruck in Burages Augen wechselt und wird ernst.
    »Doktor, setzen Sie sich. Ich war ohnehin entschlossen, Ihnen alles zu sagen«, fährt sie erregt fort. »Es tut mir leid, daß
     Sie das Verschwinden der dritten Dosis bemerkten, ehe ich mit Ihnen darüber sprechen konnte. Dieses Verschwinden gehört in
     der Tat zu einer Reihe von Maßnahmen, die das
Wir
in bezug auf Ihre Person verfügt hat.«
    Ich runzele die Brauen und sage trocken: »Es würde mich interessieren, Ihre Maßnahmen kennenzulernen!«
    »Sie betreffen das Labor und auch – (das sagt sie nicht ohne Anstrengung) – Ihr Privatleben.«
    »Oh, ausgezeichnet«, sage ich und lege meine Hände flach auf den Tisch. »Das
Wir
verfügt über mein berufliches und über mein Privatleben! Und es trifft meine Entscheidungen ohne mich: ich werde nicht einmal
    

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