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Die geschützten Männer

Die geschützten Männer

Titel: Die geschützten Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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Projekt Jespersen soll aus dem
Caladium seguinum
eine Flüssigkeit machen, die wie Wasser farb- und geruchlos ist. Und auch geschmacklos.«
    Ich brauche zwei, drei Sekunden, die Tragweite dieses Unterfangens zu begreifen. Und als ich begriffen habe, verschlägt es
     mir die Sprache.
    »Was sagen Sie dazu, Doktor?« fragt Burage und preßt die Lippen zusammen. »Ist das deutlich genug? Die Bedford-Administration
     ist im Begriff, ein Projekt zu realisieren, mit dem die Nazis liebäugelten: die Männer ohne ihr Wissen zu kastrieren.«
    Mir fällt sofort der arme Ricardo ein, und ich erzähle Burage davon.
    »Sicher«, sagt sie barsch, »aber in Zukunft wird es nicht einmal nötig sein, die lateinamerikanischen Arbeitskräfte zu belügen.
     Und glauben Sie, daß Bedford und ihre Clique bei den ausländischen Arbeitern haltmachen werden?«
    Ich sage mit einem kleinen Lachen, das mir selbst unglaubwürdig vorkommt: »Ich werde nicht mehr wagen, ein Glas Wasser zu
     trinken.«
    |250| »Ein Glas Wasser!« sagt Burage. »Wenn das
Caladium seguinum
farb-, geruch- und geschmacklos ist, kann man es jeder beliebigen Nahrung beimischen.«
    Ich betrachte meine Hände. Je mehr ich darüber nachdenke, um so deutlicher erkenne ich die Ungeheuerlichkeit des Unterfangens.
     Ich fand es schon skandalös, daß die Kastration als Strafe für Sexualverbrechen in das kalifornische Strafgesetzbuch aufgenommen
     wurde. Da handelte es sich noch um eine nach öffentlichen Diskussionen vor aller Welt verkündete Entscheidung. Aber nun dieser
     heimliche Rückgriff auf die Sterilisierung, der es der Bedford-Administration und möglicherweise den örtlichen Behörden gestattet,
     in aller Heimlichkeit, ohne Befragung und sogar ohne Wissen der Betroffenen zu beschließen, daß die Zeugungsfunktionen des
     Mannes unterdrückt werden. Welch schamlose Verletzung der menschlichen Freiheit! Eine gewählte Regierung wagt es, ihre Bürger
     wie eine Herde Vieh zu behandeln und auf Grund willkürlicher Entscheidungen einige wenige zu Hengsten, die Mehrheit zu Wallachen
     zu machen. Erneut bestätigen sich meine Befürchtungen. Bedfords männerfeindlicher Sexismus ist eine Art Rassismus, und wie
     jeder Rassismus wird er, machtpolitisch integriert, zwangsläufig zu einem verbrecherischen Instrument gegen die Menschheit.
    »Ein Wissenschaftler, ein renommierter Chemiker gibt sich für solche Pläne her!« sage ich und presse die Hände zusammen. »Wie
     weit ist Jespersen, wissen Sie das?«
    Burage erlaubt sich die Andeutung eines Lächelns, und in ihren blauen Augen flammt es auf.
    »Jespersen ist durch eine ganze Reihe unglücklicher Zwischenfälle noch sehr im Rückstand.«
    Eine Pause tritt ein.
    »Das ist ein sehr gefährliches Spiel«, sage ich.
    »Gewiß. Aber den Mut hat euer Geschlecht nicht gepachtet.«
    Ich weiß also Bescheid. Die Kontaktperson des
Wir
in Jespersens Labor ist eine Frau.
    Burage sieht auf ihre Uhr.
    »Wir sprechen seit zehn Minuten. Das ist zu lange. Ich komme am frühen Nachmittag wieder. Ach ja, Doktor, noch etwas, Sie
     werden eine gute Laborantin verlieren.«
    »Wen?«
    |251| »Crawford.«
    Ich reiße die Augen auf und sage verärgert: »Was hat sie getan, daß Helsingforth sie entläßt?«
    Burages Augen werden noch blauer.
    »Sie wird nicht von Helsingforth entlassen. Wir selbst liquidieren sie.«
    Ich starre sie sprachlos an.
    »Soll das heißen, physisch?«
    »Doktor, wofür halten Sie uns? Wir werden uns damit begnügen, am Tag vor einer Durchsuchung einen kompromittierenden Gegenstand
     in ihrem Zimmer zu verstecken.«
    »Wie erfahren Sie den Zeitpunkt der Durchsuchung?«
    Burage schweigt.
    »Was für einen Gegenstand?«
    »Das wissen Sie doch.«
    Eigentlich spielt das auch keine Rolle. Ich nehme nicht an dem Mittel Anstoß, sondern an dem Zweck. Crawford ist eine ausgezeichnete
     Laborantin, und außerdem, ja, außerdem sehe ich sie gerne im Labor. Oh, ich lächle ihr nicht mehr zu! Ich fürchte Burages
     Zorn zu sehr. Aber ich werde sie vermissen.
    Es war ein Fehler, mich in Burages Gegenwart meinen Gedanken hinzugeben, die sie nacheinander von meinem Gesicht ablesen konnte.
     Schon allein die Art, wie sie ihr flammendes Haar schüttelt, läßt mich das Schlimmste befürchten.
    »Haben Sie Einwände, Doktor?«
    »Keine«, sage ich feige. »Trotzdem möchte ich wissen, was Crawford getan hat.«
    »Oh, nichts!« sagt Burage mit vernichtender Ironie. »Außer daß sie an eine Ihnen bekannte Person einen kleinen Bericht

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