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Die geschwätzigen Kleinode (German Edition)

Die geschwätzigen Kleinode (German Edition)

Titel: Die geschwätzigen Kleinode (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denis Diderot
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also ging sie wieder in das Vorzimmer und flüsterte zweien oder dreien Freundinnen zu: man habe sie nur herberufen, um ihre Kleinode nach Herzenslust plaudern zu hören, sie selbst sei im Audienzsaal dabei gewesen, als eines schreckliche Dinge ausgesagt habe; Gott solle sie doch bewahren, es zu nennen, aber man müsse wohl nicht gescheit sein, um sich der nämlichen Gefahr aussetzen zu wollen. Die Nachricht schlich von Ohr zu Ohr und zerstreute die Menge der Witwen. Als der Türsteher die Tür zum zweitenmal öffnete, fand er niemand mehr davor. »Nun, Seneschall?« sagte Mangogul, als er dieses allgemeine Ausreißen erfuhr, und klopfte dem ehrlichen Mann auf die Schulter, »werden Sie mir ein andermal glauben? Ich versprach, Ihnen die Klageweiber vom Halse zu schaffen, da sind Sie sie los. Dennoch waren Sie sehr beharrlich, Ihnen aufzuwarten trotz Ihrer fünfundneunzig Jahre. Aber was Sie auch für Ansprüche haben mögen, denn ich weiß, daß Ihnen dergleichen gegen diese Damen nicht schwerfällt, so hoffe ich doch, Sie werden mir Dank wissen, daß ich sie fortschickte. Die Last war am Ende größer als das Vergnügen.«
    Der gelehrte Afrikaner berichtet, das Andenken an diesen Versuch habe sich in Congo erhalten; und darum gehe die dortige Regierung so schwer daran, ein Gnadengehalt zu erteilen. Aber das war nicht die einzige gute Wirkung von Cucufas Ring, wie wir im folgenden Abschnitt sehn werden.
    Notzüchtigung wurde in Congo sehr strenge bestraft. Unter Mangogul trug sich ein sehr berühmter Fall solcher Art zu. Der Fürst hatte, wie alle seine Vorgänger, bei der Thronbesteigung geschworen, diesem Verbrechen keine Gnade widerfahren zu lassen; aber die Strenge der Gesetze hält diejenigen nicht zurück, die einen großen Bewegungsgrund haben, sie zu übertreten. Der Schuldige ward verurteilt, den Teil seines Leibes zu verlieren, durch den er gesündigt hatte. An dieser grausamen Operation starb er gemeiniglich.
    Kersael, ein junger Mann von Stande, schmachtete seit sechs Monaten in einem Kerker in Erwartung dieser Strafe. Fatme, eine junge hübsche Frau, war seine Lukretia und Anklägerin. Sie standen einst sehr gut miteinander, das wußte jedermann, Fatmes nachsichtiger Gemahl hatte nichts dawider. So würde es auch dem Publikum wenig geziemt haben, sich um ihre Angelegenheiten zu bekümmern.
    Nach zwei Jahren ruhigen Verkehrs befreundete sich Kersael, entweder aus Unbestand oder aus Überdruß, mit einer Operntänzerin zu Banza und vernachlässigte Fatme, ohne doch offenkundig mit ihr zu brechen. Er wollte sich mit Anstand zurückziehen, darum mußte er ihr Haus noch besuchen. Fatme wütete über diesen Abschied, sann auf Rache und benutzte diesen Rest seiner Anhänglichkeit zum Verderben des Ungetreuen.
    Eines Tages ließ sie der gefällige Ehemann allein beisammen. Kersael hatte sein Schwert abgelegt und suchte Fatmens Argwohn durch jene Beteuerungen zu beschwichtigen, die dem Liebhaber zwar nichts kosteten, aber auch die Leichtgläubigkeit einer Frau nicht hintergehn, deren Verdacht einmal erwacht ist. Ihre Augen blickten wild, mit fünf oder sechs Handgriffen brachte sie ihren Anzug in Unordnung, stieß ein fürchterliches Geschrei aus, rief Gemahl und Bediente zu Hilfe. Sie liefen herbei und wurden Zeugen der Gewalttätigkeit, die Fatme von Kersael erlitten haben wollte. Sie zeigte auf sein Schwert: »Zehnmal,« sagte sie, »hat er es gegen mich gezückt, um mich seinen Begierden zu unterwerfen.« Der junge Mann war über die Bosheit der Anklage so sprachlos, daß er weder Kraft hatte, zu antworten noch zu fliehn. Man ergriff ihn, er ward ins Gefängnis geführt und der verfolgenden Gerechtigkeit des Cadilesker überlassen.
    Die Gesetze befahlen, Fatme müsse besichtigt werden. Sie ward es also, und die Aussage der Hebammen war dem Beklagten sehr ungünstig. Sie hatten ihre Vorschrift, wie eine genotzüchtigte Frau aussehen müsse, und alle nötigen Anzeichen stimmten gegen Kersael zusammen. Die Richter befragten ihn, Fatme ward ihm gegenübergestellt, man vernahm Zeugen. Freilich bestand er auf seiner Unschuld, leugnete die Tat und versuchte durch seinen zweijährigen Umgang mit der Klägerin nachzuweisen, daß dies keine Frau sei, der man Gewalt antun brauche. Den Umstand mit dem Schwert, ferner, daß er allein bei ihr gewesen, Fatmes Geschrei, Kersaels Verwirrung, da er den Gemahl und die Bedienten erblickte: alles dieses bestärkte die Richter in ihrem Verdacht, daß Notzucht vorläge. Fatme

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