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Die geschwätzigen Kleinode (German Edition)

Die geschwätzigen Kleinode (German Edition)

Titel: Die geschwätzigen Kleinode (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denis Diderot
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Grille führte sie ihm zu, aus Gewohnheit behielt er sie bei sich, und sie führte ihm den Haushalt. Sie hatten die Nacht durch getanzt, waren um neun Uhr zu Bette gegangen und ohne weiteres eingeschlafen.
    Alonsos Gleichgültigkeit würde Fanny minder gepaßt haben, wäre nicht eben deswegen so gut mit ihm auszukommen gewesen. Unsere beiden Leutchen schliefen also Rücken an Rücken recht fest, als der Sultan seinen Ring gegen Fannys Kleinod drehte. Sogleich fing es an zu reden, seine Gebieterin zu schnarchen und Alonso zu erwachen.
    Nach vielem Gähnen: »Das ist nicht Alonso. Was ist die Glocke? Was soll ich? Mich deucht, ich bin erst eben ein wenig eingeschlummert. Man lasse mich in Ruh!«Das arme Ding wäre gern wieder eingeschlafen, aber das war nicht des Sultans Absicht. »Welch eine Belästigung?« fing das Kleinod wieder an. »Noch einmal, was soll ich? Wehe dem, der erlauchte Ahnen hat! Ein Kleinod von Stande befindet sich in einer dummen Lage. Könnte mich etwas über die Beschwerden meines Standes trösten, so wäre es die Gutherzigkeit des Herrn, dem ich angehöre. O, in dem Stück ist er der beste Mann von der Welt. Er hat uns nie den mindesten Seitensprung gemacht, wir aber haben dagegen auch unsre Freiheit trefflich ausgenutzt. Beim Brahma! was hätt’ ich anfangen sollen, wenn ich einem der abgeschmackten Kerle zuteil geworden wäre, die nichts tun als auflauern? Das würde ein schönes Leben gegeben haben!«
    Hier fügte das Kleinod einige Worte hinzu, die Mangogul nicht verstand, und entwarf darauf mit unbegreiflicher Geschwindigkeit eine Menge heroischer, komischer, burlesker, tragikomischer Auftritte, die es ganz außer Atem brachten, darauf fügte es hinzu: »Sie sehn, ich habe kein schlechtes Gedächtnis. Aber es geht mir wie allen, ich behalte doch nur das Wenigste von dem, was man mir anvertraut. Also seien Sie mit dem Erzählten zufrieden, auf mehr entsinne ich mich nicht.«
    »Das ist auch genug,« sprach Mangogul zu sich selbst. Doch drehte er immer fort. »Ach, was sind Sie neugierig!« hob das Kleinod wieder an. »Als ob man sonst nichts zu tun hätte, als zu plaudern! Aber meinetwegen weiter, wenn es einmal sein muß: ich hoffe doch, wenn ich alles gesagt habe, wird es gestattet sein, etwas anderes zu tun.«
    »Fanny, meine Gebieterin,« fuhr das Kleinod fort, »bekam den unerklärlichen Einfall, der Welt zu entsagen, verließ den Hof und schloß sich in ihr Haus zu Banza ein. Es war gerade in den ersten Herbstwochen, und niemand befand sich in der Stadt. Was machte sie denn in der Stadt? fragen Sie. Das weiß ich wahrhaftig nicht. Aber Fanny hat immer nur eins gemacht, und wenn sie sich damit abgegeben hätte, so müßte ich darum wissen. Wahrscheinlich hatte sie gar nichts vor. Ja, jetzt fällt mir’s ein, wir brachten anderthalb Tage damit zu, nichts zu tun und vor Langerweile zu platzen.
    Vor Kummer über diese Lebensweise wär’ ich schier gestorben, als Amisadar sich einfallen ließ, uns herauszureißen …« »Ach! sind Sie da, mein guter Amisadar? Das ist mir sehr lieb. Sie kommen mir sehr gelegen.« – »Wer sollte Sie in Banza vermuten?« fragte Amisadar. – »Kein Mensch, das weiß ich wohl. Weder du noch andere lassen sich so etwas träumen. Du ahnst wohl auch nicht, was mich hierher geführt hat?« – »Nein, in der Tat, das weiß ich nicht.« – »Wirklich nicht?« – »Ganz und gar nicht.« – »Nun, so höre und staune, lieber Junge, ich wollte mich bekehren.« – »Dich bekehren?« – »Allerdings. – Sehn Sie mich doch einmal an!« »Ach, Sie sind ja so reizend als jemals. Das Gesicht sieht mir nicht nach Bekehrung aus.« – »Sie scherzen.« – »Nein, auf Ehre, es ist mein völliger Ernst.« – »Ich bin entschlossen, der Welt zu entsagen; sie langweilt mich.« – »Die Grille wird Ihnen bald vergehn. Ich werde eher sterben, als Sie fromm werden.« – »Das will ich doch, sag’ ich dir. Es ist keinem Manne mehr zu trauen.« – »Ist Masul Ihnen etwa untreu?« – »Nein, den sah ich seit hundert Jahren nicht.« – »Oder Zufolo?« – »Erst recht nicht, den sehe ich überhaupt nicht mehr.« – »Ah, ich weiß schon, der junge Imola?« – »Wer mag solche Zierpuppen lange behalten?« – »Was also ist los?« – »Ich weiß nicht; ich hasse die ganze Welt!« – »O, gnädige Frau, Sie haben sehr unrecht. Diese Welt, der Sie so übelwollen, kann Ihnen Ihren Verlust hundertfach ersetzen.« – »Glaubst du aufrichtig, Amisadar, daß es noch gute

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