Die geschwätzigen Kleinode (German Edition)
das Kleinod fort, »die Marquise Bibicosa. Sie wissen um ihre Liebe zu Cleander und ihr Unglück, und wie sie sich jetzt hoher Andacht weiht. Amine ist eine treue Freundin; sie hat ihre Verbindung mit Bibicosen nicht aufgehoben und fährt fort, ihr Haus zu besuchen, wo man Brahminen von aller Art antrifft. Einer von ihnen drang einmal in meine Gebieterin, ein gutes Wort für ihn bei Bibicosa einzulegen.« »Was soll ich von ihr verlangen?« antwortete Amine. »Die Frau ist zugrunde gerichtet, sie kann für sich selber nichts. Sie würde Ihnen wahrlich Dank wissen, daß Sie ihr noch Einfluß bei Hofe zutrauen. Weder Fürst Cleander noch Mangogul werden ihretwegen etwas tun, und Sie könnten sich in den Vorsälen der Großen ein Bein erfrieren.« »Aber gnädige Frau,« antwortete der Brahmine, »es kommt hier nur auf eine Kleinigkeit an, die unmittelbar von der Marquise abhängt. Sie hat ein kleines Minarett in ihrem Palaste angelegt, unstreitig, um Sala darin lesen zu lassen. Dazu braucht sie einen Iman, diesen Posten möcht’ ich gern bekleiden.« »Was sollte sie einen Iman brauchen?« versetzte Amine. »Sie braucht nur einen Marabu, den sie von Zeit zu Zeit rufen läßt, wenn es schlecht Wetter ist, oder wenn sie vor Schlafengehen Luft hat, Sala zu hören. Aber Bibicosa kann sich keinen Iman halten, der in ihrem Hause wohnt, ißt und trinkt, gekleidet wird und Gehalt bekommt. Ich kenne ihre Verhältnisse. Die arme Frau hat nicht sechstausend Zechinen Einkommen, und Sie verlangen, sie solle zweitausend an einen Iman verwenden? Das ist ein schöner Vorschlag!« – »Bei Brahma! das tut mir leid,« erwiderte der heilige Mann. »Denn sehen Ihre Gnaden nur, wär’ ich erst ihr Iman gewesen, so hätt’ ich mich bald noch unentbehrlicher machen wollen, und hat man es erst so weit gebracht, dann regnet’s Geld und Gnadengehälter. Wie Sie mich hier sehen, bin ich aus Monomotapa und kenne meine Pflicht recht gut.« »Ach!« sagte Amine mit zitternder Stimme, »Ihre Angelegenheit ist dennoch nicht unmöglich. Schade, daß das Verdienst, von dem Sie reden, sich nicht ohne Prüfung voraussetzen läßt!« »O, wer sich meiner Landsleute annimmt,« sprach der von Monomotapa, »läuft keine Gefahr. Aber entscheiden Sie selbst!« Und in diesem Augenblick gab er Aminen den vollständigen Beweis seiner so bewundernswürdigen Geschicklichkeit, daß Sie in diesem Augenblick die Hälfte des Werts verloren, den sie Ihnen sonst beilegte. »Ach, es leben die Leute von Monomotapa!«
Alibey und Nasses schnitten lange Gesichter und sahen sich an, ohne ein Wort zu sagen. Endlich erholten sie sich von ihrem Erstaunen, umarmten sich, warfen einen verächtlichen Blick auf Aminen und sanken dem Sultan zu Füßen, um ihm zu danken, daß er sie von dieser Frau geheilt und ihnen Leben und wechselseitige Freundschaft erhalten habe. Sie kamen gerade an, als Mangogul zur Favorite zurückgekehrt war und ihr Aminens Geschichte wiedererzählte. Sie lachte darüber und gab deswegen nichts mehr auf die Damen des Hofes und auf die Brahminen.
Mangogul ging, um von der Redoute auszuruhen. Mirzoza war gar nicht aufgelegt, zu schlafen, ließ Selim rufen und forderte ihn auf, die Geschichte seiner Liebschaften fortzusetzen. Selim gehorchte.
»Gnädige Frau, die Liebeshändel nahmen nicht meine ganze Zeit weg. Augenblicke, die ich dem Vergnügen entzog, widmete ich ernsteren Beschäftigungen und, die Abenteuer, denen ich nachging, verhinderten mich nicht, die Kriegsbaukunst, das Reiten, das Fechten, das Tanzen zu erlernen und Musik zu treiben. Auch beobachtete ich die Sitten und Gebräuche der Europäer und studierte ihre Staatswissenschaft und ihre Kriegskunst. Als ich nach Congo zurückkam, stellte man mich dem kaiserlichen Großvater des Sultans vor, der mir einen ehrenvollen Posten in seinem Heere anvertraute. Ich erschien am Hofe; bald war ich der beständige Begleiter des Prinzen Erguebzed, und folglich nahm ich auch teil an Abenteuern mit hübschen Frauen. Ich lernte Frauenzimmer von jeder Nation, von jedem Alter, von jedem Stande kennen und fand wenig grausame darunter, sei es, daß mein Rang sie blendete, oder daß sie mich gern plaudern hörten, oder endlich, daß meine Gestalt für mich sprach. Ich besaß damals zwei Eigenschaften, mit denen man es weit in der Liebe bringt; ich war dreist und von mir eingenommen.
Anfangs ging ich nur mit Frauenzimmern von Stande um. Ich traf sie abends in Gesellschaft am Spieltisch der Manimonbanda. Ich
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