Die geschwätzigen Kleinode (German Edition)
Dieses Hausmittelchen und meine Liebe zur Reinlichkeit, die ich vergeblich in Spanien einzuführen suchte, bewahrten mich vor allen Unfällen in Madrid, wo nur meine Eitelkeit gekränkt ward. Meine Gebieterin hat, wie Sie sehen, einen sehr kleinen Fuß. Esta prenda es el incentivo mas poderoso de una imaginacion castellana. Ein kleiner Fuß ist in Madrid ein Empfehlungsbrief für jedes Mädchen, que tiene la mas dilatada sima entre las piernas. Ich entschloß mich, nicht länger in einem Lande zu bleiben, wo ich meine meisten Triumphe fremdem Verdienst verdankte, y me arime a un definidor muy virtuoso, que passava a las Indias. Unter den Flügeln Seiner Hochwürden sah ich das gelobte Land, das Land, wo der glückliche Ordensbruder, ohne Ärgernis zu geben, Geld im Beutel trägt, einen Dolch im Gürtel und seine Schöne vor sich auf seinem Pferde. Was für ein entzückendes Leben verbracht’ ich dort! Welche Nächte! Götter! welche Nächte! Hay demi! al recordarme de tantos gustos me meo! Algo mas! Ya! Ya! pierda el fentido! tue muero!
Nachdem ich ein Jahr zu Madrid und in Indien verbracht hatte, schiffte ich mich nach Konstantinopel ein. Die Sitten eines Volkes gefielen mir nicht, das die Kleinode vermauert, und ich verließ bald wieder ein Land, wo meine Freiheit auf dem Spiele stand. Doch lernte ich die Muselmänner gut genug kennen, um zu bemerken, daß sie sich durch den Umgang mit Europäern sehr gebildet haben. Ich fand bei ihnen die Lebhaftigkeit des Franzosen, das Feuer des Briten, die Stärke des Deutschen, den Langmut des Spaniers und ziemlich starke Spuren des italienischen Scharfsinns. Mit einem Wort, ein Aga an sich ist so viel wert, wie ein Kardinal, vier Herzöge, ein Lord, drein spanische Granden und zwei deutsche Fürsten.
Von Konstantinopel begab ich mich, wie Sie wissen, meine Herren, an den Hof des großen Erguebzed, wo ich unsere liebenswürdigsten Herren herangebildet habe; und als ich zu nichts mehr gut war, warf ich mich an diesen Menschen da fort,« sagte das Kleinod und zeigte mit einer ihm geläufigen Bewegung auf Cypriens Gemahl. »Ein schöner Sturz!«
Der gelehrte Afrikaner schließt diesen Abschnitt mit einer Bemerkung für die Damen, die in Versuchung geraten könnten, sich die Stellen verdolmetschen zu lassen, wo Cypriens Kleinod sich in fremden Sprachen ausdrückt: »Ich würde gegen die Pflicht des Geschichtschreibers verstoßen haben,« sagt er, »wenn ich sie unterdrückt hätte; und gegen die Ehrfurcht, die ich dem weiblichen Geschlecht schuldig bin, wenn ich sie meinem Werk einverleibte, ohne die tugendsamen Damen zu benachrichtigen, daß Cypriens Kleinod sich auf seinen Reisen an einen garstigen Ton gewöhnt hatte und daß es unendlich freier in seinen Erzählungen sei, als irgend etwas, das sie jemals heimlich gelesen haben.«
Mangogul kehrte zur Favorite zurück, wo sich Selim vor ihm eingefunden hatte. »Nun, Fürst,« sagte Mirzoza, »sind Ihnen Cypriens Reisen gut bekommen?« »Weder gut noch schlecht,« antwortete der Sultan, »ich verstehe sie nicht.« »Warum nicht?« fragte die Favorite. »Weil ihr Kleinod wie eine Polyglotte alle Sprachen spricht,« antwortete der Sultan, »nur die meinige nicht. Es ist ein ziemlich frecher Erzähler, aber einen trefflichen Dolmetscher könnt’ es abgeben.« »Wie?« erwiderte Mirzoza. »Haben Sie denn von seinem ganzen Bericht nichts verstanden?« »Nur so viel, Madam,« antwortete Mangogul, »daß Reisen für die Schamhaftigkeit der Weiber noch nachteiliger sind als für die Religion der Männer; und daß es wenig verdienstlich ist, mehrere Sprachen zu verstehen. Man kann Lateinisch und Griechisch, Italienisch, Englisch und Kongoisch vollkommen verstehen und nicht klüger sein als ein Kleinod. Das ist auch Ihre Meinung, Madam? und Selims? So beginne er denn seine Geschichte. Aber um Himmels willen nichts mehr von Reisen! Die machen mir tödlich Langeweile.« Selim versprach dem Sultan, Einheit des Orts zu beobachten, und hub an:
»Ich war ungefähr dreißig Jahre alt; mein Vater war vor kurzem gestorben. Ich hatte mich verheiratet, um mein Geschlecht nicht ausgehen zu lassen, und lebte mit meiner Frau, wie sich’s gehört. Wir waren voll Achtung gegeneinander, gefällig, höflich, wenig vertraut, aber sehr verbindlich. Fürst Erguebzed hatte den Thron bestiegen. Lange vor seiner Regierung genoß ich seiner Gewogenheit, er hat sie mir bis in seinen Tod erhalten, und ich habe diesen Beweis seines Wohlwollens durch Eifer und
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