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Die Gesellschaft des Abendsterns

Die Gesellschaft des Abendsterns

Titel: Die Gesellschaft des Abendsterns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
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Ich bin auch ganz schön platt, und du hast den Handschuh ziemlich lange getragen.« Sie gingen schweigend weiter, bis sie den Flur erreichten, in dem sie rechts abbiegen mussten.
    »Sollen wir wieder laufen?«, fragte Kendra.
    »Ich schätze, das sollten wir.«
    Kendra fühlte sich an die Laufrunden mit ihrer Fußballmannschaft erinnert. Sie war eine gute Läuferin, aber die ersten Trainingsstunden hatten sie auf eine harte Probe gestellt. Während der ersten Woche hätte sie sich ein paarmal beinahe übergeben. Mit Seitenstechen und brennenden Muskeln konnte sie zwar weiterrennen, aber wenn ihr erst einmal übel wurde, ließ ihre Willenskraft schnell nach. Genau so hatte sie sich gefühlt, als sie Seth bat, stehen zu bleiben, und jetzt spürte sie, wie das unwillkommene Gefühl zurückkehrte.
    Sie versuchte, den muffigen Geruch des Kerkers zu ignorieren. Allein der feuchte Gestank genügte, damit ihr übel wurde. Sie rief sich ins Gedächtnis, dass Seth den Handschuh trug und trotzdem gut zurechtkam. In ihrer Kehle stieg der Geschmack von Galle auf. Sie mühte sich nach Kräften, dagegen anzukämpfen, bis sie schließlich stolperte, mit den Händen auf dem Steinboden landete und würgte.
    »Igitt«, sagte Seth.
    »Geh weiter«, keuchte sie. Es war nichts hochgekommen,
Kendra hatte nur einen widerwärtigen Geschmack im Mund. Sie wischte sich mit dem Ärmel über die Lippen.
    »Ich denke, wir sollten besser zusammenbleiben«, sagte Seth.
    »Du wirst als Erster wieder groß werden«, gab Kendra zurück. »Ich hol dich gleich ein.«zu
    »Kendra, ich kann nichts sehen. Ohne dich an meiner Seite kann ich nicht rennen. Vielleicht fühlst du dich ja besser, wenn du einfach loslässt und kotzt.«
    Kendra schüttelte den Kopf und stand auf. »Ich hasse es, mich zu übergeben. Ich fühle mich jetzt schon besser.«
    »Wir können ja noch eine Minute gehen«, schlug Seth vor.
    »Aber nur eine Minute«, erwiderte Kendra.
    Es dauerte nicht lange, bis Kendra sich erheblich kräftiger fühlte. Sie beschleunigte ihr Tempo, wenn auch nicht mehr so stürmisch wie zuvor, denn sie versuchte, Energie zu sparen. »Ich sehe schon die Tür«, erklärte sie freudig.
    Die hohe Eisentür kam in Sicht, und Kendra führte Seth zu der kleinen Öffnung am Fuß der Tür. Sie schlüpften hindurch und eilten auf die Treppe zu.
    »Siehst du das Loch, von dem Oma gesprochen hat?«, erkundigte sich Seth.
    »Ja, auf der linken Seite. Es ist ganz klein, sieht aus wie ein Mauseloch.«
    Sie führte Seth zu einem Loch in der Wand, gleich neben der ersten Stufe. Kendra hatte ganz vergessen, wie steil und lang die Treppe vom Keller zur Küche war. Mit dem Handschuh hätte es Stunden gedauert, diese Treppe zu erklimmen.
    Kendra und Seth quetschten sich durch das Loch. Dahinter tat sich ein Wichteltunnel auf, er sah ganz ähnlich aus wie der, dem sie gefolgt waren, um in den Kerker zu gelangen, nur dass es sich diesmal um eine aus Stein gehauene
Treppe handelte. Die Stufen waren steil, hatten aber genau die richtige Größe für Wichtel. Immer zwei Stufen gleichzeitig nehmend gingen sie die lange Treppe hinauf. Kendras Beine fühlten sich schon bald an wie Gummi. »Können wir uns für eine Sekunde ausruhen?«
    Keuchend blieben sie stehen und versuchten, wieder zu Atem zu kommen. »Uh-oh«, sagte Seth nach einem kurzen Augenblick.
    »Was?«, fragte Kendra. Sie schaute sich um, besorgt, er habe vielleicht eine Ratte gesehen.
    »Bei mir fängt es an zu kribbeln«, antwortete Seth.
    »Gib mir den Handschuh und lauf los«, sagte Kendra.
    Er reichte ihn ihr und jagte die Treppe hinauf. Kendra folgte ihm, wobei die Verzweiflung ihr neue Kraft verlieh. Er war zehn Stufen vor ihr, dann zwanzig, dann dreißig. Schon bald war er außer Sicht. Kurze Zeit später konnte sie sehen, wo die Treppe endete. Durch die Tür zur Küche drang ein wenig Licht.
    Sie erreichte das obere Ende der langen Treppe und zwängte den Handschuh durch das Loch vor ihr. Dann zappelte sie sich selbst hindurch.
    »Kendra, der Handschuh«, zischte Seth von der anderen Seite der Wichteltür. Seine Stimme klang wieder tiefer. Sie rannte zu der kleinen Tür, schleifte den Handschuh hinter sich her und sprang hindurch in die Küche.
    Seth hatte bereits wieder fast seine normale Größe angenommen. Die Kleider, die die Wichtel gemacht hatten, lagen in Fetzen um ihn herum. Kendra hörte Schritte, die um die Ecke herum auf sie zukamen. Seths Gesicht war ganz verzerrt vor Panik, als er den Handschuh vom

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