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Die Gesellschaft des Abendsterns

Die Gesellschaft des Abendsterns

Titel: Die Gesellschaft des Abendsterns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
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weg. Aber statt sich wieder zu erneuern, schmolz der Kadaver diesmal einfach dahin und löste sich in nichts auf, als hätte es die Bestie nie gegeben.
    Coulter und Kendra rannten zu Tanu hinüber, der auf der Seite lag. Der bleiche Samoaner deutete auf die Stelle, an der das tote Ungeheuer gelegen hatte. Dort stand jetzt eine leuchtende kupferne Teekanne. Sie hatte die Form einer Katze, wobei der Schwanz den Ausguss bildete. Coulter holte sie. »Macht nicht viel her, das Ding«, bemerkte er.
    »Vielleicht muss ich die Kanne erst berühren«, meinte Kendra und nahm sie ihm ab. Kaum hatte Kendra sie in der Hand, begann die Kanne schwerer zu werden. Äußerlich veränderte sich nichts, aber Kendra spürte den Unterschied. »Sie füllt sich.«
    »Gieß sie aus«, keuchte Tanu.
    Tanu hatte drei tiefe gezackte Wunden auf seinem fleischigen Unterarm. Kendra kippte die Kanne und goss goldenen Staub auf die Wunden. Der größte Teil davon schien sich bei der Berührung aufzulösen. Die Wunden verschwanden und hinterließen keine Narben. An Tanus Schulter fehlte ein gewaltiger Brocken Fleisch, aber als Kendra den Staub aus der Teekanne in die klaffende Wunde goss, schloss sie sich sofort, und die Haut darüber sah aus wie neu.
    Und während Kendra die Katzenteekanne über Tanu ausschüttete, nahm seine weiße Haut wieder ihren gesunden Braunton an, und all seine Wunden schlossen sich und verschwanden. Tanu schüttelte den Kopf, und pudriger Staub stieg aus seinem Haar auf.
    Kendra lief zu Vanessa hinüber, die stöhnend dalag, verwelkt, nicht mehr wiederzuerkennen und außerstande, sich zu bewegen oder zu sprechen. »Ich sollte sie heilen«, sagte Kendra.

    »Ich würde liebend gern Nein sagen«, meinte Tanu. »Aber es ist das Richtige.«
    »Nun, nüchtern betrachtet, befinden wir uns hier nicht im Reservat«, meinte Coulter. »Was hier drinnen geschieht, hat mit den Regeln, die draußen gelten, nichts zu tun.«
    »Lasst sie nicht in die Nähe von irgendwelchen Waffen«, warnte Kendra sie.
    Kendra besprengte Vanessa mit dem Staub aus der Teekanne, und Coulter trat den Speer weg. Der heilende Staub erneuerte sich und floss weiter, bis Kendra aufhörte zu gießen und Vanessa vollkommen gesund und unvernarbt war. Sie richtete sich auf und starrte voller Staunen die Teekanne an. »Nichts hätte diese Brandwunden heilen können«, sagte sie verwundert. »Ich war blind und fast taub.«
    »Es ist vorbei«, sagte Tanu zu Vanessa. »Draußen vor dem Eingang warten noch andere, die stärker sind als wir.«
    Vanessa sagte nichts mehr.
    Coulter trat hinter sie, das Schwert in der Hand. »Ich nehme an, ich muss Ihnen nicht erklären, dass, sollten Sie sich in eine Trance oder dergleichen versetzen, Sie nicht mehr daraus erwachen werden.«
    Kendra ging zu Errol hinüber und begoss ihn mit dem Staub. Nichts geschah. Er war tot.
    »Aber vielleicht können wir Warren retten«, sagte Kendra.
    »Ich habe gesehen, dass er sich in einem gasförmigen Zustand befindet«, erwiderte Tanu, nachdem er seine zerrissenen Kleider zu einem Lendentuch geknotet hatte. »Das bedeutet, dass er lebt. Der Trank hätte sonst nicht funktioniert. Er muss schon fast tot sein, sonst könnte er sich in seinem gasförmigen Zustand frei bewegen. Stattdessen liegt er bewusstlos am Boden. Aber mit der Kraft des Staubes in diesem Artefakt müsste es gelingen, ihn zu heilen. Dale wird dir auf ewig dankbar sein.«

    »Vanessa meinte, sie hätte Sie im Wald gefunden und in Schlaf versetzt«, sagte Kendra.
    »Dann hat sie gelogen«, erwiderte Tanu.
    »Geblufft«, korrigierte Vanessa.
    »Als ich zu mir kam, kehrte ich zum Haus zurück«, fuhr Tanu fort. »Ich muss angekommen sein, kurz nachdem Vanessa sich auf den Weg hierher gemacht hat. Dann habe ich die Schlösser zum Kerker aufgebrochen. Es ist viel leichter, sich in dieses Gefängnis hineinzuschleichen, als daraus auszubrechen. Deinen Großeltern geht es gut. Sie haben das Register wieder in ihrem Besitz, und wir haben festgestellt, dass Freunde vor den Toren Fabelheims warten.«
    Kurz darauf war Tanu wieder auf seine normale Größe geschrumpft und musste seinen provisorischen Lendenschurz zurechtzupfen. Unterdessen ließ auch bei Warren die Wirkung des Tranks nach, und seine geisterhafte, rauchige Gestalt wurde wieder fest. Sofort bedeckte Kendra ihn mit Staub aus der Teekanne und heilte gebrochene Knochen, vergiftetes Gewebe, Brandwunden und zerfetzte Organe. Blinzelnd und ungläubig setzte Warren sich auf. Als er das

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