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Die Gesichtslosen

Die Gesichtslosen

Titel: Die Gesichtslosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amma Darko
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den Weg.
    Sylv Po beriet sich kurz mit Kabria, entschuldigte sich für einen Moment und rief von seinem Handy Dina aus an.
    Poison machte das alles allmählich nervös. «Hör mal», gab er zu bedenken, «ich bin Geschäftsmann. Es kann sein, daß Ihnen nicht gefällt, was ich tue, aber so ist es nun einmal. Das ist mein Geschäft. Ich bin doch nicht so blöd und mach mir das kaputt, indem ich eines meiner Mädchen umbringe!»
    Kabria, die die ganze Zeit über geschwiegen hatte, sah Poison jetzt zum ersten Mal ins Gesicht. Sie konnte es nicht erklären, aber sie glaubte ihm.
    Sylv Po fragte Poison, ob er mit den drei anonymen Anrufen bei Harvest FM etwas zu tun hätte. Poison antwortete nicht.
    «Die ersten beiden Anrufer behaupteten, bei dem toten Mädchen handele es sich um Fati, die verdient habe zu sterben, weil sie ihren alten Ehemann betrogen habe», fuhr Sylv Po fort. «Die dritte bestand darauf, daß es sich bei dem toten Mädchen um Baby T handelte. Alle Anrufe waren anonym. Was weißt du darüber?»
    Poison starrte Sylv Po an, dann erhob er sich plötzlich, die Mitglieder seiner Gang schraken hoch. Kabria wurde mulmig. Sylv Po blieb stehen und erwiderte Poisons Blick. Hochspannung lag in der Luft. Dann fing Poison leise an zu kichern, und das Kichern ging in lautes Gelächter über. Seine Leute fielen ein. Und wollten gar nicht mehr aufhören.
    Und genauso plötzlich versteinerte sich Poisons Miene wieder. Er fiel zurück auf den Stuhl. Mit unbewegtem Gesicht erklärte er: «Ich habe die beiden ersten Anrufe an Ihren Sender veranlaßt. Ich sagte ja bereits, ich bin Geschäftsmann. Das war nichts weiter als ein geschäftlicher Trick. Die Leute wissen, daß Baby T eines meiner Mädchen war. Ihrer Mutter hatte ich schon den Mund gestopft. Aber was war mit den anderen? Ich wollte keinen unnötigen Ärger.»
    «Warum hast du diese Anrufe veranlaßt? Und welchen unnötigen Ärger wolltest du vermeiden?» drängte Sylv Po.
    Poison zeigte sich amüsiert. «Im Radio redest du ziemlich schlau daher, aber so schlau bist du gar nicht, was? Ist dir das wirklich nicht klar?»
    «Eigentlich nicht. Erklär’s mir. Ich bin wirklich nicht so schlau. Hast du doch selbst gerade gesagt, oder?»
    Poison gefiel das Spielchen. «Wenn die Leute glauben, das tote Mädchen heißt Fati, dann hieße das doch, daß Baby T nicht unbedingt tot sein muß, oder? Und wenn Baby T nicht tot wäre, würde sich auch niemand dafür interessieren, was mit ihr passiert ist. Oder auf die Idee kommen, daß ihr etwas passiert sein könnte.»

KAPITEL 22
     
     
     
    «Wer hat sie denn jetzt umgebracht? Wer hat Baby T umgebracht? Und warum?» Niemand konnte Dinas Fragen beantworten.
    «Du glaubst ihm also?» wandte sie sich an Kabria.
    Kabria zuckte zusammen. «Es geht ja wohl nicht darum, was ich glaube, oder?» Sie wollte nicht voreilig ihren Kopf für Poison hinhalten. «Das ist so ein Gefühl. Ich habe mich vor Poison zu Tode gefürchtet. Es war sehr unangenehm. Alles in mir schrie: Schuldig. Außer diesem Gefühl im Bauch.»
    Alle vier MUTE-Mitarbeiterinnen hatten sich versammelt, um gemeinsam mit Fofo über deren Zukunft zu entscheiden. Die Ereignisse der vergangenen Tage hatten es erforderlich gemacht. Dina hatte sich nach dem Anruf von Sylv Po sofort auf den Weg zu Maami Broni gemacht, diese aber nicht angetroffen. Sie war von deren Mitbewohnerin mit knappen Worten abgefertigt worden. «Maami Broni schläft inzwischen schon gar nicht mehr hier. Ach je. Sie hat Angst, in ihr Zimmer zu gehen, und sie hat Angst vor dem Mann mit dem Narbengesicht.»
    «Also drehen wir uns im Kreis und sind wieder da angekommen, wo wir angefangen haben?» fragte Aggie sichtlich ermüdet. «Poison will mit Maami Bronis Aussage seine Unschuld beweisen, und die ist verschwunden, weil sie Angst vor Poison hat? Was ist hier los?»
    Dina schlug vor, sich erst einmal mit Fofos Rehabilitierung zu befassen. «Ich habe mich mit verschiedenen Organisationen in Verbindung gesetzt, die auch Ausbildungsmöglichkeiten anbieten und bereit sind, sie aufzunehmen. Jetzt mußt du sagen, was du willst, Fofo.»
    Fofos Gesicht verdüsterte sich. «Ich habe doch kein Geld», jammerte sie.
    «Es geht nicht ums Geld. Wir werden uns um Unterstützung für dich bemühen», erklärte Dina. «Es geht darum, ob du bereit bist, an deiner Situation etwas zu ändern. Das ist die allererste Voraussetzung. Du mußt uns sagen, ob du das wirklich willst. Sonst brauchen wir gar nicht weiter zu

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