Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4

Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4

Titel: Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
Vom Netzwerk:
beugte, und erst jetzt begriff Jonas, um was es sich dabei handelte: einen Kompass. Für einen kurzen Moment sah er, wie die Nadel herumschwang und nach Norden wies.
    Das ist die Richtung, in die das Schiff davongesegelt ist. Nach Norden   … oder Nordosten vielleicht, überlegte Jonas. Und wir sind nach Westen gefahren, als wir versucht haben, dem Treibeis zu entkommen. Aber jetzt kommt das Schiff aus südwestlicher Richtung zu uns zurück! Das ist unmöglich! Wie kann es so schnell um uns herumgesegelt sein?
    »Ich bin   … kehrtgemacht«, murmelte der Seemann mit dem Kompass. »Die Richtungen   … nichts stimmt mehr.«
    »Wydowse, die Krankheit verwirrt Euren Geist«, sagte Hudson fast freundlich. »Ihr seid ein vorzüglicher Navigator   – und Ihr werdet es auch wieder sein, wenn Ihr erst genesen seid.«
    »Die
Discovery
ist in diese Richtung verschwunden«, sagte Wydowse und zeigte nach Norden. »Und jetzt kommen sie zurück, aber aus Süd-«
    »Ihr wisst, dass es in dieser Bai teuflische Winde und Strömungen gibt«, sagte Hudson mit einem leichten Unterton in der Stimme, als gebe er sich Mühe, nicht die Geduld zu verlieren. »Habt Vertrauen. Wir können sie besiegen!«
    »Aber wenn das ein Trick ist?«, ließ Wydowse nicht locker. »Womöglich sind sie nur zurückgekehrt, um unsere Qualen zu verlängern?«
    Na toll, vielen Dank!, dachte Jonas. Das hat mir gerade noch gefehlt: Noch mehr schreckliche Möglichkeiten, über die ich mir den Kopf zerbrechen kann!
    Die Männer auf dem Boot verstummten und sahen zu, wie die
Discovery
näher kam.
    »Master! Master!«, rief eine Stimme.
    »Prickett?«, rief Hudson zurück. »Seid Ihr das?«
    »Aye, Captain«, antwortete die Stimme. »Alles ist so verlaufen, wie wir es geplant haben.«
    Geplant?, wunderte sich Jonas.
    Er hätte schwören können, dass er auch über Kapitän Hudsons Gesicht einen Anflug von Verwirrung huschen sah, doch dieser überspielte ihn schnell, indem er rief: »Ganz recht! Ausgezeichnet!«
    Dann begann Hudson Befehle zu erteilen, um die Schaluppe in Richtung des Schiffes zu wenden. Jonas griff schnell nach dem Ruder, bevor der Mann Gelegenheit hatte, ihn abermals zu schlagen.
    Die meisten Männer hier im Boot sind zu krank und zu weggetreten, um überhaupt mitzukriegen, was geschieht, überlegte er. Ob Staffe wohl findet, dass hier etwas Merkwürdiges vor sich geht? Oder John King?
    Es war schwer zu sagen. Beide waren damit beschäftigt, die Schaluppe längsseits des Schiffes zu bringen und die Leinen zu befestigen. Dann wurde das Boot ruckend nach oben gezogen.
    »Gemach«, rief Hudson. »Schön gleichmäßig.«
    Kurz darauf kletterten alle, die dazu in der Lage waren, zurück an Deck des Schiffes. Jonas half Staffe, die Männer herauszuheben, die zu schwach waren, um sich zu bewegen.
    »Master«, sagte ein Mann und verbeugte sich tief.
    Der Mann hatte schmutziges, ungekämmtes Haar und seine Kleidung war nicht weniger zerlumpt als die der anderen Seeleute. Auch sein Gesicht war ebenso pockennarbig und zerklüftet. Dennoch hatte er etwas an sich, eine Aura von Stärke und Sicherheit, die niemand sonst besaß, nicht einmal Hudson selbst.
    »War der Mann vorher auch schon da?«, erkundigte sich Jonas flüsternd bei Katherine. »Und was hat er dann während der Meuterei gemacht?«
    Achselzuckend flüsterte Katherine zurück: »Noch nie gesehen.«
    »Prickett«, sagte John King in erstauntem Ton. »Ich dachte, Ihr wäret siech. Ich habe Euch seit Tagen nicht mehr auf den Beinen gesehen.«
    Prickett sah Henry Hudson unverwandt an.
    »Der Master und ich haben uns verschworen«, erklärte er dann. »Als wir hörten, dass von Meuterei die Rede war, wusste er, dass er auf der Gegenseite einen Spion braucht. Jemanden, der harmlos wirkt. Der nicht einmal laufen kann! Obwohl ich es in Wirklichkeit«, sein Lächeln wirkte fast wie eine Drohung, »mit jedem Einzelnen hier aufnehmen kann, wenn es sein muss.«
    »Und was habt Ihr mit den Meuterern gemacht?«, fragte Hudson. »Habt Ihr   … habt Ihr meine Befehle ausgeführt?«
    Plötzlich war Jonas sicher, dass Hudson dem Mannkeine Befehle erteilt hatte. Prickett hatte ihn ebenso überrumpelt wie alle anderen.
    »Natürlich, Sir«, sagte Prickett mit einer weiteren Verbeugung. »Die anderen Männer und ich, jene, die Euch nach wie vor treu ergeben sind und sich nur verstellt haben, ließen die Meuterer auf dem Eis zurück.«
    »Juet«, sagte Hudson und sah sich um. »Wilson, Greene und Bylot.«
    Jonas

Weitere Kostenlose Bücher