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Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4

Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4

Titel: Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Wasser ins Boot spritzte. Jonas und Katherine bekamen nur wenig ab, aber es war doch so viel, dass Katherine heftig zu zittern begann. Jonas kümmerte sich nicht um den merkwürdigen Anblick: Er breitete seinen Umhang aus, sodass auch Katherine davon bedeckt wurde.
    »Danke«, flüsterte sie. »Das tut gut.«
    Glücklicherweise waren die anderen im Boot abgelenkt. Sie beobachteten den Mann, der das Schwert geschwungen hatte   – John King?   – und der nun mit einem Tau hantierte, das sie nach wie vor mit dem Schiff verband.
    »Sobald sie sich etwas zu essen beschaffen müssen, lassen sie uns wieder an Bord«, krächzte einer der bisaufs Skelett abgemagerten Seeleute, dessen Stimme klang, als koste ihn das Sprechen sein letztes bisschen Kraft. Oder vielleicht auch nur sein letztes bisschen Hoffnung. »Hab ich recht?«
    Niemand antwortete ihm. Als Jonas den Hals reckte und nach oben sah, bemerkte er, dass einige Matrosen auf dem Schiff die Segel aufzogen.
    Aber wir sind immer noch durch das Tau verbunden, dachte er. Sie können nicht davonsegeln.
    In diesem Augenblick beugte sich auf dem Schiff jemand über die Reling und fuhr mit einem Messer über das Tau. Das Seilende klatschte ins Wasser und ließ abermals einen Eisregen über sie ergehen. Dann segelte das Schiff in den Nebel davon.
    »Sie haben uns abgeschnitten!«, schrie einer der Seeleute neben Jonas. »Wir werden alle sterben!«
    Die Verzweiflung in seiner Stimme war entsetzlich, wie eine Flutwelle, die alle überspülte. Jonas spürte, wie seine Hoffnung schwand.
    Nein, nein, dachte er. Das hier muss geschehen. So ist es ursprünglich auch gewesen. Es ist schrecklich, wenn alle, die in der Schaluppe ausgesetzt wurden, sterben müssen, aber   … es bedeutet, dass ich aufhören kann John Hudson zu spielen, sobald wir außer Sichtweite des Schiffes sind. Dann ist unsere Arbeit getan. HK kann uns aus 1611 herausholen und alles ist wieder gut. Jedenfalls für uns. Und für Andrea, Brendan und Antonio   …
    Neben ihm schnappte Katherine laut nach Luft.
    Aufgebracht sah Jonas zu ihr hinüber. Wie konnte sie nur solche Aufmerksamkeit auf sich ziehen? Dann bemerkte er, dass viele andere in der Schaluppe ebenfalls die Luft anhielten. Er drehte sich um und sah, was die anderen so aus der Fassung brachte.
    Ein riesiger Eisbrocken trieb direkt auf sie zu. Jetzt, wo sie auf gleicher Höhe mit dem Eis waren, sah Jonas, wie gewaltig manche Stücke waren, regelrechte Eisberge. Vermutlich hätte selbst das Schiff beim Zusammenstoß mit einem solchen Brocken Schaden genommen.
    Und in der Schaluppe   …
    Wir werden untergehen, dachte Jonas. Das ist das Ende.
    »HK!«, schrie er. »Hol uns sofort hier raus!«

Zehn
    Mit weit aufgerissenen Augen hielt Jonas erwartungsvoll Ausschau nach dem ersten Anzeichen eines schönen, sicheren und sterilen Zeitlochs oder   – noch besser   – seines eigenen Elternhauses im einundzwanzigsten Jahrhundert. Doch der trostlose Nebel ringsum veränderte sich nicht, bis auf die Tatsache, dass der Eisbrocken immer näher und näher kam.
    HK würde sie nicht retten. Vielleicht konnte er es auch nicht.
    »Hisst die Segel!«, schrie Henry Hudson. »Rudert nach Steuerbord!«
    Eine Hand schlug Jonas gegen den Kopf.
    »Rudern, habe ich gesagt!«, knurrte Henry Hudson.
    Es war Katherine, die ihm den Griff des Ruders in die Hand drückte. Jonas sah sich kurz um und bemerkte, dass John King auf der anderen Seite der Schaluppe bereits das Ruderblatt ins Wasser tauchte. Henry Hudson und der Mann, den die anderen Staffe genannt hatten, hissten die Segel.
    Dann ist eine Schaluppe also nicht nur ein Ruderboot,dachte Jonas benommen. Man kann damit auch segeln.
    Katherine half ihm, das Ruder durchzuziehen und den Rhythmus mit John King abzustimmen. Doch es waren die Segel, die sie wirklich retteten. Sobald der Wind in das erste hineinfuhr, wandte sich die Schaluppe ruckartig nach links und schob sich um Haaresbreite an dem hoch aufragenden Eisbrocken vorbei.
    Erleichtert ließ sich Jonas an die Bootswand sinken.
    »Ich bin ein vortrefflicher Kapitän!«, schrie Henry Hudson in den Nebel. »Ihr hattet kein Recht, mich vom Schiff zu verbannen!«
    In der kurzen Zeit, die es gedauert hatte, dem Eisbrocken auszuweichen, war das große Schiff vollends verschwunden. Henry Hudsons Schreie hallten vom Eis um sie herum wider.
    Verbannen

    Verbannen   …
    Wieder erhielt Jonas einen schmerzhaften Schlag aufs Ohr.
    Also gut, ich gehe mal davon aus, dass John

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