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Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4

Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4

Titel: Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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sich Pricket an Staffe. »Oder wollt Ihr weiter strabanzen und mit dem Taugenichts hier ein Schwätzchen halten?«
    »Strabanzen« war wieder so ein Wort, das Jonas noch nie gehört hatte, doch allein die Art, wie Prickett es aussprach, verriet, dass es als Beleidigung gemeint war.
    »Bin schon unterwegs«, sagte Staffe, »Sir.«
    Hastig ging er zu Prickett hinüber. Dieser nahm ihm das Tablett ab und sagte: »Geht mir aus den Augen.«
    Jonas nahm an, dass Prickett die Tür wieder schließen und er und Staffe Gelegenheit haben würden, ihr Gespräch fortzusetzen. Doch Prickett blieb, wo er war, und ließ sie nicht aus den Augen.
    »Ihr wäret gut beraten, Euch vorzusehen, mit wem Ihr Euch einlasst«, sagte er zu Staffe.
    »Jawohl, Sir«, erwiderte dieser und trat den Rückzug an.
    Er erreichte den Niedergang und verschwand schleunigst unter Deck. Dennoch blieb Prickett weiter im Türrahmen stehen.
    Jonas sah, wie Katherine an ihm vorbei in die Kajüte schlüpfte. Sie schüttelte den Kopf und warf ihrem Bruderwarnende Blicke zu. Offensichtlich hatte sie alles mitbekommen, was sich zwischen ihm und Staffe abgespielt hatte.
    Erst dann trat Prickett zur Seite und ließ die Tür hinter sich zufallen.
    Jonas fuhr fort, das Deck zu schrubben, doch diesmal beruhigte ihn die Arbeit nicht im Geringsten.
    Andreas Bild ist weg, dachte er und schob aufgebracht den Mopp durch die Gegend. Und Katherine ist mutterseelenallein in der Kajüte mit diesem verrückten Henry Hudson und dem schrecklichen Abacuk Prickett und obendrein mit John King, der es kaum abwarten konnte, während der Meuterei sein Schwert zu zücken und damit herumzufuchteln.
    Jonas fuhr mit dem Mopp vor und zurück, doch seine Augen schienen ihm Streiche zu spielen. In den Pfützen auf dem nassen Boden meinte er jede einzelne Situation zu sehen, bei der die Unsichtbarkeit auf ihren vorangegangenen Reisen durch die Geschichte es nicht vermocht hatte, sie zu beschützen, oder sie sogar in noch größere Gefahr gebracht hatte.
    Im Tower von London waren Wachen mit brennenden Fackeln auf sie losgegangen und hatten sogar eine Strähne von Katherines Haar in Brand gesteckt, bevor es Jonas gelungen war, sie wieder zu löschen.
    In der Schlacht von Bosworth war Katherine plötzlich gestürzt und Jonas war sicher gewesen, dass sie von einem fliegenden Pfeil getroffen worden war.
    Und in der Kathedrale von Westminster hatten er, Katherine und ihre Freunde Chip und Alex plötzlich ihre Unsichtbarkeit verloren   – direkt vor den Augen des Königs von England.
    Auf Katherines Unsichtbarkeit war hier und jetzt, wo das Zeitreisen komplett durcheinandergeraten war, sogar noch weniger Verlass. Was würde geschehen, wenn sie in Kapitän Hudsons Kajüte plötzlich sichtbar wurde? Wenn er und die anderen Männer sie beim Spionieren erwischten?
    John brach der kalte Schweiß aus.
    Er schob seinen Mopp dichter an die Tür von Kapitän Hudsons Kajüte. Wenn jemand herauskam, würde es so aussehen, als säubere er lediglich diese Seite des Decks, oder nicht? Hastig sah er sich um, und als von unten niemand heraufkam, drückte er schnell das Ohr an die Tür.
    Alles, was er hörte, war tiefes Stimmengemurmel.
    »…   die Passage   …«
    »…   beladen mit Schätzen   …«
    »…   Männer, denen wir vertrauen   …«
    Es war frustrierend, von zehn Worten nur drei zu verstehen. Er konnte nachvollziehen, warum Katherine hineingehuscht war.
    »…   aufteilen   …«
    Wollten sie die Schätze aufteilen oder die Seeleute?
    »O nein!«, rief Prickett plötzlich ganz überrascht. »Was ist denn das?«
    Sie hatten Katherine entdeckt. Das war die einzige Erklärung.
    Jonas rammte die Schulter gegen die Tür und sprengte sie auf. Sie gab leichter nach, als er gedacht hatte.
    Er landete auf dem Boden von Henry Hudsons Kajüte.

Achtzehn
    Jonas hob den Kopf und sah, dass alle um ihn herumstanden. Hudson, Prickett, King   – und die nach wie vor unsichtbare Katherine.
    Seine Schwester schüttelte verzweifelt den Kopf und raunte ihm tonlos zu:
Was soll das denn?
    Die anderen sahen einfach nur wütend aus.
    »Beim Lauschen erwischt«, murmelte Prickett düster.
    »Nein«, sagte Jonas und überlegte fieberhaft. »Ich habe nicht gelauscht. Ich   …«
    Er versuchte aufzustehen, um Zeit zu gewinnen   – und ein wenig Würde zurückzuerlangen. Doch Prickett packte den Mopp, drückte Jonas den Stiel gegen die Brust und nagelte ihn am Boden fest.
    »Er lügt«, beschuldigte ihn

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