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Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4

Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4

Titel: Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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mitgenommen! Hier!«
    Sie drückte Jonas etwas in die Hand. Dieser musste sich einen Augenblick sammeln. Das sind bloß ein paar Seiten Papier, dachte er. Zugegeben, sie wurden von jemandem geschrieben, der gerade eben ermordet wurde, aber das ist nur Papier in deiner Hand. Dumusstest den Toten nicht anfassen. Du musst lediglich klar denken.
    »Licht«, sagte er laut und versuchte völlig normal zu klingen. »Wir brauchen ein Windlicht oder eine Laterne und, ach so, irgendwas, mit dem wir sie anzünden können.«
    »Oder vielleicht etwas, mit dem ihr die Papiere verbrennen könnt?«, sagte da eine tiefe Stimme.
    Im nächsten Augenblick hielt Jonas keine Papiere mehr fest. Sie waren ihm aus der Hand gerissen worden.

Neunundzwanzig
    »Nein!«, rief Jonas. Und schon hielt ihm jemand den Mund zu. Er versuchte in die Finger zu beißen, doch da umklammerte ein Arm seinen Kopf.
    Und drückte zu.
    »Noch einen Ton und ich lasse mir etwas Schlimmeres einfallen als den Pranger«, flüsterte ihm die Stimme ins Ohr.
    Jonas war sich fast sicher, dass es Prickett war, aber die Dunkelheit verwirrte ihn. Er hörte die Stimme anders, als wenn er dem Mann ins Gesicht sah.
    Ein Kratzen war zu hören   – Feuerstein vielleicht?   –, dann flammte ein Licht auf, das in einem Metallhalter stand, der Jonas merkwürdig vertraut vorkam.
    Ja klar, dachte er. Sieht aus wie der Zwilling unseres Definators.
    Das Licht flackerte und Jonas erblickte Pricketts vernarbtes, wettergegerbtes Gesicht. Was immer er gerade in dessen Stimme gehört zu haben meinte, war fort.
    »Keinen Ton. Einverstanden?«, sagte Prickett.
    Hinter Prickett konnte Jonas seine Schwester sehen,die auf ihren weit geöffneten Mund deutete, dann mit den Händen fuchtelte und schließlich fragend die Arme hob. Diesmal verstand Jonas genau, was sie meinte
: Ich kann sofort losschreien. Er kann mich nicht daran hindern! Er kann mich nicht mal sehen! Soll ich schreien oder nicht?
    Jonas schüttelte fast unmerklich den Kopf.
    »Keinen Ton«, flüsterte er zustimmend.
    Du bist unsere Geheimwaffe, Katherine
, sagte er im Stillen zu seiner Schwester und hoffte, dass sie das auch verstanden hatte.
Verrate nicht, dass du hier bist, wenn es nicht unbedingt sein muss. Lass uns zuerst rausfinden, was hier vorgeht.
    Prickett zog die Hand zurück, ließ sie jedoch angewinkelt, um Jonas jederzeit erneut den Mund zuzuhalten, wenn es nötig sein sollte.
    »Kluger Junge«, sagte Prickett. »Dir ist doch klar, dass kein Mensch einem Jungen, der am Pranger steht, seine verrückte Geschichte glauben wird. Schon gar nicht, wenn er den Mann verleumdet, der am gleichen Morgen den Kapitän des Schiffs vor dem sicheren Tod bewahrt hat.«
    Er hielt die Papiere ein wenig zur Seite. Jonas sah Katherine nach ihnen greifen, aber unheimlicherweise wählte Prickett genau diesen Augenblick, um sie sich vors Gesicht zu halten.
    »Wydowse hingegen, ihm glauben möglicherweise alle«, sinnierte Prickett und blickte auf die Seiten. »Vorallem dann, wenn er sich schriftlich klarer ausgedrückt hat als in den letzten Stunden mündlich.«
    »Sie   –«, begann Jonas, bremste sich aber.
Sie haben ihn umgebracht!,
hatte er rufen wollen. Aber selbst wenn er nicht versprochen hätte, den Mund zu halten, schien es ihm keine gute Idee zu sein, Prickett daran zu erinnern, dass er des Mordes fähig war. Nicht, solange das Deck so dunkel und verlassen dalag. Nicht, solange Jonas an den Pranger gefesselt war.
    Jonas erinnerte sich an die Axt, die der Matrose mit dem Tau beim Mast liegen gelassen hatte.
    Es wäre so leicht für Prickett, mich umzubringen, dachte er und unterdrückte ein Schaudern. Und Katherine könnte ihn nicht daran hindern. Sie konnte ihm nicht mal die Aufzeichnungen wegnehmen.
    Prickett las immer noch in den Papieren.
    »Tse, tse«, sagte er. »Was für schreckliche Anschuldigungen Wydowse da vorbringt.« Wieder blickte er zu Jonas auf. »Und wie kommst du zu diesen Seiten, wenn du doch den ganzen Tag am Pranger gestanden hast? Wer hat sie dir gegeben?«
    Jonas öffnete den Mund. Sollte er lügen und jemandem die Schuld in die Schuhe schieben, der nichts getan hatte? Oder sollte er versuchen, jemanden reinzuwaschen? Selbst wenn er sagte: »Staffe war es nicht!«, würde sich das anhören, als wäre Staffe schuldig.
    »Egal. Von einem Taugenichts wie dir würde ich doch keine ehrliche Antwort erwarten«, sagte Prickett. »
Irgendjemand
hat sie dir gegeben. Ich werde schon noch dahinterkommen.«
    Jonas

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