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Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4

Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4

Titel: Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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einen Mann, der gleichwohl stirbt.‹ Es war schrecklich. Genau so, wie HK es uns am Anfang beschrieben hat: Sie denken alle nur egoistisch an ihr eigenes Essen!«
    Ist das wirklich egoistisch, wenn es nicht genug zu essen für alle gibt?, fragte sich Jonas.
    »Also wollte ich Wydowse selbst ein bisschen Brühe besorgen, nur um es ihnen heimzuzahlen!«, erzählte Katherine empört. »Aber   … da standen überall Leute zusammen, deshalb ging es nicht.«
    »Was hat Prickett gesagt?«, fragte Jonas.
    »Zuerst war er nicht da«, erwiderte Katherine. »Ich bin nach oben, um zu fragen, was ich deiner Meinung nach tun soll, aber um dich herum waren auch überall Leute.«
    »Ich hätte gesagt: ›Lies die Papiere auf dem Schreibtisch!‹«, sagte Jonas und schüttelte empört den Kopf.
    »Oh, daran habe ich gedacht«, sagte Katherine. »Alssie Wydowse zu seiner Hängematte getragen haben, habe ich gleich nachgesehen, aber die Seiten lagen verkehrt herum, als hätte er gerade das letzte Blatt umgedreht, um auf der Rückseite weiterzuschreiben.«
    »Dann hättest du sie mitnehmen können!«, sagte Jonas, der sich nur mit Mühe eine Beleidigung wie »Bist du doof, oder was?« verkneifen konnte.
    »Da waren Leute in der Nähe, hast du das vergessen?«, erwiderte Katherine. »Oder meinst du, sie hätten ruhig ein bisschen Papier durch die Luft schweben sehen sollen?«
    Ach ja

    Jonas war froh, dass er es sich verkniffen hatte, seine Schwester doof zu nennen.
    »Ich habe gewartet und gewartet, bis zum richtigen Moment«, fuhr Katherine fort. »Die Leute zerstreuten sich nämlich, weil es nichts mehr gab, was sie für Wydowse tun konnten. Aber dann hat er angefangen zu reden.«
    »Zu reden?«, wiederholte Jonas.
    »Ja, wie wenn jemand lallt«, sagte Katherine. »Er hat immer wieder ›das ergibt doch keinen Sinn‹ gesagt und ›John Cabots Karte kann hier draußen nicht mehr als hundert Jahre überdauert haben‹ und   –«
    »Warte mal, er hat von John Cabots Karte gesprochen?«, unterbrach sie Jonas. »Aber   … das stand in dem Buch, zusammen mit dem Bild von Andrea und John White!«
    »Wirklich?«, fragte Katherine. »Ich kann mich nicht erinnern, es   –«
    »Nicht das erste Bild«, sagte Jonas. »Das andere, das Staffe mir gezeigt hat   … ach, erzähl erst deine Geschichte zu Ende, dann erzähle ich dir meine.«
    Katherine machte ein verwirrtes Gesicht, fuhr aber kopfschüttelnd fort.
    »Jemand muss Prickett geholt haben, denn er kam rein und sagte: ›Lassen wir den armen Mann in Frieden‹«, berichtete sie. »Und dann   …« Katherines Stimme wurde hohl, als müsste sie sich zwingen weiterzusprechen. »Prickett hat so getan, als ginge er mit den anderen zusammen weg. Ich habe ihn selbst rausgehen sehen! Dann gingen unter Deck sämtliche Lichter aus und es sah aus, als würde Wydowse sich ein bisschen beruhigen. Er hat nur ab und zu ein bisschen gewimmert. Ich wollte mir gerade die Papiere schnappen und davonschleichen, als ich hörte, wie Prickett Wydowse zuflüsterte: ›Ich kann nicht dulden, dass du so redest. Du bist zu klug. Du hast viel zu viel erraten.‹«
    Sie sprach genauso, wie Prickett es getan haben musste: ein tiefes, drohendes Knurren, das niemand, der weiter weg stand, hätte hören können. Die Imitation war fast zu gut. Jonas fing an zu zittern und konnte gar nicht mehr aufhören.
    »Und dann muss Prickett Wydowse erstickt oder vergiftet haben«, sagte Katherine.
    »Aber du hast nicht
gesehen
, was er getan hat?«, erkundigte sich Jonas.
    »Es war stockdunkel!«, sagte Katherine. »Ich konnte kaum die Hand vor den Augen sehen! Aber Prickett hat sich lange über Wydowse gebeugt und dann habe ich ihn auf Zehenspitzen davonschleichen hören. Ich bin gleich darauf zu Wydowse hinübergegangen, um nachzuschauen, warum er nicht weiterredet. Und, und   …«
    »Das war nicht der erste Tote, den du gesehen hast«, sagte Jonas, was durchaus tröstlich gemeint war.
    »Aber ich habe noch nie einen angefasst!«, wandte Katherine ein. »Ich konnte
spüren
, wie seine Haut kalt wurde!«
    Das wollte Jonas lieber nicht vertiefen.
    »Schon gut, schon gut, Katherine«, sagte er in seinem beruhigendsten Tonfall. »Ich weiß, dass es schrecklich ist, aber du musst wieder runter und die Papiere holen. Sie sind wahrscheinlich so etwas wie Beweise gegen Prickett und   –«
    »Ich bin nicht blöd«, sagte Katherine. »Und Panik habe ich auch nicht bekommen! Ich habe die Papiere auf dem Weg nach draußen

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