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Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4

Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4

Titel: Die Gestrandeten - Im Sog der Zeiten, Bd. 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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ihre während der Meuterei getroffenen Entscheidungen lagen hinter ihnen.

Vierunddreißig
    »Was?«, sagte Jonas laut. »Nein!«
    Niemand in der Schaluppe warf ihm schräge Blicke zu. Vielleicht war »Was? Nein!« in diesem Moment eine passende Bemerkung. Im Grunde genommen sah überhaupt niemand in seine Richtung. Alle starrten zum anderen Ende des Bootes und auf das durchgeschnittene Ende des Seils.
    Jonas begriff, dass er und Katherine genau in dem Moment angekommen waren, als die Schaluppe von der
Discovery
losgeschnitten wurde.
    Wieder eine Reihe möglicher Entscheidungen dahin, dachte Jonas. Ich kann mich nicht am Seil zurück an Deck hangeln, um es mit den Meuterern aufzunehmen.
    Der Wind fuhr in die Segel der
Discovery
und das Schiff trieb davon. Jonas konnte nicht zurück an Bord, es sei denn, er würde ins Wasser springen, sich zwischen den Eisschollen hindurchkämpfen und dabei vermutlich ertrinken oder erfrieren.
    Und der Zeitpunkt, an dem wir das letzte Mal HKsStimme über den Definator gehört haben, liegt auch hinter uns, dachte Jonas, der sich immer noch darüber klar zu werden versuchte, was er tun konnte.
    Er spürte eine Hand auf seiner Brust.
    »Lass mich deine Hälfte von Wydowses Brief lesen«, zischte Katherine ihm ins Ohr, »solange keiner hersieht.«
    Jonas war nicht sicher, ob die Papiere noch da sein würden. Wie lauteten die Gesetze, wenn man Gegenstände rückwärts durch die Zeit transportierte, ja, vielleicht sogar duplizierte? Und was geschah mit diesen Gesetzen, wenn sich die Zeit auflöste? Dann hörte er auf, sich über theoretische Fragen den Kopf zu zerbrechen. Er hatte genug damit zu tun, sich zu überlegen, wie er Katherine davon abhalten konnte, ein zerrissenes Blatt durch die Luft schweben zu lassen.
    »Ich schaue mal nach«, erwiderte er flüsternd.
    Er fasste in sein Hemd und seine Finger umschlossen die Papiere.
    Also gut, wir haben die Aufzeichnungen mitgebracht, dachte er. Das bedeutet   …
    Er verlor den Faden, weil in diesem Augenblick mehrere Leute hörbar die Luft anhielten. Hatten sie die Papiere gesehen? Hatten sie erkannt, dass es sich, genau genommen, um einen Brief aus der Zukunft handelte, geschrieben von einem Mann, der in weniger als vierundzwanzig Stunden sterben würde?
    Nein, sie waren erschrocken, weil sie soeben denriesigen Eisbrocken entdeckt hatten, der direkt auf sie zutrieb. Jener Eisbrocken, von dem Jonas beim letzten Mal befürchtet hatte, dass er die Schaluppe versenken würde.
    Jonas schob die Papiere neben sich auf die Bank und hoffte, dass niemand außer Katherine sie sehen würde. Dies war beim letzten Mal der Moment gewesen, in dem er »HK! Hol uns sofort hier raus!« gerufen hatte, fiel ihm ein.
    Sollte er das wieder tun? War es etwas, das wiederholt werden musste, oder etwas, das verändert werden sollte?
    Er dachte daran, dass sein Ausruf Henry Hudsons Misstrauen geweckt hatte und Staffe für ihn eingetreten war, indem er behauptete Jonas/John Hudson würde in Wirklichkeit beten.
    Vielleicht sollte Jonas lieber gleich beten und keinen Anlass schaffen, der Staffe zum Lügen zwang?
    »Bitte, Herr!«, schrie Jonas. »Hilf uns!«
    Es fühlte sich gut an, das zu schreien.
    »Der Herr hilft denen, die sich selber helfen«, rief Staffe ihm von der anderen Seite der Schaluppe zu.
    Zur gleichen Zeit rief Hudson: »Hisst die Segel! Rudert nach Steuerbord!«
    Jonas erinnerte sich, dass er beim letzten Mal unmittelbar nach Hudsons Ruf einen Schlag gegen den Kopf bekommen und Hudson ihn angeknurrt hatte: »Rudern, habe ich gesagt!«
    Diesmal beschloss Jonas, den Schlag zu vermeiden.
    Er packte das Ruder. John King, auf der anderen Seite der Schaluppe, legte sich nur einen Wimpernschlag vor ihm in die Riemen. Hudson und Staffe hissten die Segel.
    Katherine half Jonas diesmal nicht beim Rudern. Sie hatte den Kopf über die Papiere gebeugt, die verdeckt neben Jonas auf der Bank lagen.
    Der Wind fuhr in die Segel und mit einem heftigen Schwenk nach links schob sich die Schaluppe knapp am Eis vorbei.
    Jonas hörte auf zu rudern.
    »Ich bin ein vortrefflicher Kapitän!«, schrie Henry Hudson in den Nebel. »Ihr hattet kein Recht, mich vom Schiff zu verbannen!«
    Wie zuvor verschwand das große Schiff, während sie damit beschäftigt waren, dem Eisbrocken auszuweichen. Und wieder brach sich der Schall von Hudsons Rufen an nichts als Eis. Jonas war sicher, dass niemand auf der
Discovery
sie hören konnte.
    Das war der Moment, in dem ihm Hudson beim letzten

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