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Die Gewandschneiderin (German Edition)

Die Gewandschneiderin (German Edition)

Titel: Die Gewandschneiderin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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Arme aus. „Ich ...“
    „Schweig!“ , donnerte der Kaiser. „Seit Cividale hast du dein Gelöbnis ein ums andere Mal gebrochen, die Fürsten verärgert, unpassende Gesetze erlassen, mich hintergangen und sogar offen bekämpft.“ Der Kaiser wies in die Menge. „Jeder der braven Bürger und Inwohner hier in Worms ist für mich eingestanden, jeder hier hat mehr für mich getan als du.“
    Die Menge johlte und k latschte, aber Anna hörte auch Buhrufe. Bestimmt das alte Weib, dachte sie.
    Der Kaiser beugte sich vor und stützte eine Hand auf das Knie. Obwohl er leise sprach, war seine Stimme deutlich zu vernehmen .
    „Große Reiche entstehen durch Einigkeit. Das hast du nie begriffen.“
    Anna gähnte. Ihr wurde langsam übel. Wie lange das wohl noch dauerte?
    Heinrichs demütige Haltung verwandelte sich in lodernde Angriffslust.
    „Ich habe nicht begriffen? Ich habe sehr wohl begriffen! Dir geht es nur um die Lombardei. Nicht einmal lässt du mir freie Hand. Ich sorge mich um meine Untertanen. Wie viele haben mich schon angefleht, ihre unschuldigen Söhne, Töchter, Mütter und Väter aus den Klauen der Inquisition zu befreien. Oh, Konrad hat gute Arbeit geleistet! Die Verfahren wurden verkürzt, Gottesurteile wurden verhängt ...“
    Anna wurde hellwach. Worum ging es da? Um Gottesurteile?
    Heinrich eiferte weiter, und der Kaiser blieb stumm, gebot ihm keinen Einhalt, als stimme er den heftigen Vorwürfen zu.
    „Alles nur, um dem Papst z u gefallen. Konrad hat etliche Unschuldige abgeschlachtet, und du hast ihn gedeckt. Wenn es Sünde ist, ein Gesetz zu erlassen, das meine Untertanen vor solchen … Teufeln schützt, dann bin ich gern ein Sünder. Aber mir deshalb die Krone nehmen?“
    Als erwache er aus einem wüsten Traum, sah sich Heinrich im Saal um und sank abermals auf die Knie. „Vergib mir, Vater ...“
    Anna brummte der Schädel. Heinrich war angeklagt, weil er ein Gesetz gegen Gottesurteile erlassen hatte? Hie ß das, der Kaiser befürwortete solche Urteile? Ein Floh biss ihr in die Wade, sie kratzte sich und trat dabei aus Versehen einen vierschrötigen Burschen, der neben ihr stand. „Pass doch auf, dumme Gans!“, zischte er. Sie stellte sich wieder aufrecht hin und reckte den Hals.
    „Räumt den Saal bis auf die Fürsten und den Hofstaat !“, rief Kaiser Friedrich.
    Anna wollte sich zum Gehen wenden, doch der Wachtposten hielt sie mit dem Speer unauffällig zurück. „Bleib ! Du nähst, du Hof.“ Hatte er ihr zugezwinkert? Anna war sich endgültig sicher: Das war kein Affe, das war ein Mensch wie sie und Meister Spierl, nur dunkler.
     
    Es hatte eine Weile gedauert, bis der Saal vom gemeinen Volk geräumt war und die großen Flügeltüren ins Schloss krachten.
    Z u Annas Überraschung ergriff nicht der Kaiser, sondern Petrus das Wort. „Wie kannst du es wagen, uns so etwas zu unterstellen? Aufs Rad geflochten gehörst du, elender Verräter. Man sollte ...“
    Friedrich wedelte mit der Hand, und Petrus schwieg. Als der Kaiser sprach, klirrte seine Stimme vor Kälte.
    „Sieh Petrus de Vinea seine Verstimmung nach. Wie du weißt, hat er vor einigen Jahren viel Arbeit in die Konstitutionen von Melfi gesteckt. Da du als Herrscher über Deutschland diese Gesetze zu kennen hast, weißt du sicher , was darin steht: dass wir Gottesurteile auf das Schärfste ablehnen, weil sich die Wahrheit auf diese Weise nicht ermitteln lässt. Wir gründen unsere Urteile auf Zeugen und Urkunden, wie du wissen solltest.“
    Er atmete tief durch und lehnte sich zurück.
    „Konrad von Marburg war in der Tat nicht nur ein Eiferer, sondern bereitete auch große Schwierigkeiten, die sich aber, wie du weißt, von selbst lösten.“ Er streckte die behandschuhte Rechte aus und wies auf Heinrich. „Im Gegensatz zu dir. Konrad stand schon ein Jahr vor dem höchsten aller Richter, als du mit deinem Gesetz die Fürsten bloßgestellt hast. Dafür haben wir Zeugen – und Urkunden.“ Zustimmendes Gemurmel erhob sich neben Anna, und die feinen Ärmelstoffe schwangen beim Applaus.
    Mit einer schroffen Geste unterband der Kaiser den aufbrandenden Lärm.
    „Du rennst herum in meinem Reich wie eine Wildsau im Rübenacker, bist geb annt und willst herrschen, reißt mit dem Hintern um, was ich mit den Händen erschaffe.“
    Ganz langsam erhob sich d er Kaiser – lag es am Gewicht des Mantels?
    „Ich lasse nicht zu, dass du weiter gegen mich intrigierst!“, brüllte er.
    Heinrich ho b zu sprechen an, doch der Kaiser schnitt

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