Die Gewandschneiderin (German Edition)
Innern gewöhnen, aber dann sah sie, wohin er sie geführt hatte.
Auf einer weichen Einschütte, mit Strohballen gegen die rissigen Holzwände geschützt, saßen, liefen oder standen sieben Welpen, ein ganzer Wurf. Gut genährt und mit glänzendem Fell, honigfarbenen Ohren und Flecken auf dem Fell, kugelten sie durcheinander, bis sie die Besucher entdeckten und auf sie zuliefen. Nur ein Hündchen blieb sitzen, legte den Kopf schief und beobachtete abwechselnd seine Geschwister und die Menschen, die vor ihm aufragten.
“Sind die wonnig!” , rief Anna aus. “Wem gehören die?”
“Mir”, antwortete Friedrich. “Wir züchten selbst, für die Jagd.” Er trat an die Abtrennung. “Willst du einen von ihnen hochnehmen?”
Anna nickte. Friedrich beugte sich über das Sperrbrett und deutete auf ein Tierchen. “Den?”
Sie schüttelte den Kopf und zeigte auf den Welpen, der sie nur beobachtet hatte. Friedrich lachte, hob den kleinen Rüden behutsam unter Bauch und Brust an und setzte ihn Anna auf den Arm.
Sie drückte den warmen Körper an sich. Er fühlte sich genauso an wie Bär.
“Das sind gute Jagdhunde. Allerdings taugen nicht alle aus einem Wurf zur Jagd. Sie sind zwar durchweg gesund und kräftig, aber sie müssen auch die richtige Gesinnung haben. Nicht zu angriffslustig, aber auch nicht zu sanft, nicht zu neugierig, aber auch nicht zu lahm. Ausdauernd, treu und zutraulich sollten sie sein - es ist eine Kunst, die Richtigen auszuwählen”, erklärte Friedrich.
“So wie bei den Falken?” , fragte Anna.
Friedrich lächelte. “Ja, so wie bei den Falken.”
Er strich dem Welpen über den Kopf, immer wieder, und nach einer Weile berührten seine Finger nicht nur den Welpen, sondern auch Annas Brust. Sie unterdrückte den Wunsch zusammenzuzucken, denn bei jeder Berührung auf dem blauen Stoff flutete ein Sturzbach kribbelnder Wärme durch ihren Körper. Was tat er da? Merkte er nicht, dass er sie berührte?
Einen Augenblick lang war die Stille vollkommen, winzige Heuhalme flirrten auf Bahnen aus Sonne durch das Dämmerlicht, dann trat jemand in den Hundestall. Beide fuhren herum. Der ältere Mann trug trotz der Wärme eine grobe Wollmütze und hielt zwei gut gefüllte Futternäpfe in den Händen.
“Ah, Majestät, genau zur rechten Zeit. Der Wurf ist entwöhnt.”
Friedrich wandte sich unvermittelt um, und Anna hüstelte.
“Es ist gut, Fenno.” Friedrich nahm dem Mann die Schüsseln ab . “Wir sprechen später darüber.”
Verständnislos starrte der Knecht den Kaiser an. Dann blickte er von Friedrich zu Anna und zurück, und seine Miene verzog sich zu einem wissenden Grinsen.
“Oh ! Ah ja, dann geh ich mal wieder.” Fenno schloss die Tür und entfernte sich pfeifend.
In dem Maß, in dem das Geräusch leiser wurde, schien sich die traute Stimmung wieder zu verdichten. Anna war nicht sicher, ob sie hoffen oder fürchten sollte, dass Friedrich den Hund weiter liebkoste. Erst als er es nicht tat, spürte sie die Enttäuschung. Friedrich stellte die Schalen vor die Jagdhunde, und der Welpe auf Annas Arm schnupperte und strampelte, als er das Futter roch.
Friedrich trat so dicht an Anna heran, dass sein Atem über ihre Wange strich. “Gefällt dir … der Hund?”, flüsterte er .
Die Härchen in Annas Nacken stellten sich auf. “Ja.”
“Wenn du versprichst, dass du gut auf ihn achtgibst, schenke ich ihn dir. Er ist kein Ersatz für Bär, aber es tröstet dich vielleicht, ihn zu betreuen.”
Anna s Herz zog sich vor Verlangen zusammen. “Sind Jagdhunde nicht furchtbar teuer?”
Friedrich winkte ab und trat einen halben Schritt zurück. “Grundsätzlich schon. Aber der, den du ausgesucht hast, taugt nicht für meine Zwecke. Er ist zu … misstrauisch. Also, willst du nun, oder nicht?”
“Ja!” Anna strahlte den Kaiser an. “Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Danke.”
“Versprich mir einfach, dass du gut für ihn sorgst. Er braucht viel Auslauf, seine Mutter ist eine schnelle und ausdauernde Hündin. Jagdhunde müssen immer in Bewegung sein.”
Der Kaiser legte ihr sacht einen Finger unter das Kinn, hob ihren Kopf, bis sie ihm in die Augen sehen musste, und beugte sich vor. Seine Lippen berührten ihre Wange, gleich neben dem Mund. Anna zuckte zusammen und wandte den Kopf, doch in die falsche Richtung, sodass ihre Lippen nun genau die seinen trafen. Ihr Kopf ruckte zurück, und sie wich nach hinten aus.
Mit zitternden Händen strich sie sich d as Haar aus der Stirn und
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