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Die Gewandschneiderin (German Edition)

Die Gewandschneiderin (German Edition)

Titel: Die Gewandschneiderin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Niespor
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lehnte sich gegen die Absperrung. “Wann darf ich ihn haben?”
    Fri edrich schmunzelte. “Den Hund?”
    Anna nickte nur.
    Der Kaiser prüfte den Inhalt des Napfes. “Bis morgen Abend ist er an festeres Futter gewöhnt. Lass ihm die Zeit. Misstrauische Tiere brauchen viel Geduld.” Friedrich zog ein Tuch aus dem Hemd und reichte es ihr. “Wenn Fenno da ist, gibt er dir den Hund, ich sage ihm Bescheid. Sollte ein anderer Mann hier sein, zeig das Pfand vor.” Er wies auf das Monogramm in dem Tuch. “Man kennt mein Zeichen.”
     
    Anna war den ganzen Weg zur Nähstube zurückgerannt. Es gab so viel Arbeit, und sie hatte sich schon wieder den halben Vormittag herumgetrieben, statt zu nähen. Sie griff nach dem Nadelkissen. Was war nur los mit ihr? Sonst konnte sie kaum die Finger von den feinen Stoffen lassen, und inzwischen packte sie bei jeder Gelegenheit die Lust, herumzustreifen und Ausschau zu halten nach … ja, wonach eigentlich? Sie zog das Tuch aus dem Ärmel und roch daran. Und während sie auf ihren Nähstuhl sank, traf eine erschreckende Erkenntnis ihr Herz wie ein Blitzstrahl.
    Sie wollte diesen Mann, so wie die Männer vor ihm sie gewollt hatten. Das Nadelkissen fiel zu Boden, und sie schlug die Hände vor das Gesicht.
    Das konnte, das durfte nicht sein. Sie hatte Gott ihr Wort gegeben . Nur der Allmächtige wusste, womit er sie strafen würde, wenn sie diesen Schwur brach.
    Stich um Stich trennte sie eine missglückte Naht vorsichtig auf; einen Teil davon hatte sie mit der Rechten genäht, weil Zahmeena nicht davon ab zuhalten war, ihr eine Weile auf die Finger zu schauen. Auch wenn sie den Kaiser in dieser Sache hinter sich wusste, war Anna doch froh, sich vor de Vineas Geliebter keine Blöße gegeben zu haben. Der Berater des Kaisers würde jede ihrer Schwächen gegen sie verwenden, so viel war sicher.
    Das Blinken der Sonne auf dem polierten Kupferspiegel zog ihre Blicke an. Dieser Kuss vorhin, hatte der etwas zu bedeuten? Er hatte nicht ihren Lippen gegolten . Hätte sie den Kopf nicht versehentlich gedreht, wäre es nie dazu gekommen – oder doch? Sie erhob sich und trat vor den Spiegel. Das blaue Kleid war nicht zu kurz geworden wie die anderen, sie war ausgewachsen. Anna zog die Nadeln aus der ledernen Spange und löste die Flechten. Ihr blondes Haar erinnerte tatsächlich an das Sonnenlicht … seit der Begegnung am Morgen war sie wieder sicher, dass Friedrich in der Scheune doch von ihr gesprochen hatte.
    Das bedeutete aber auch, das de Vin ea ebenfalls sie gemeint hatte.
    Anna drehte sich langsam vor der Scheibe. Sicher, ihr Bauch war zu flach und die Brust nicht gerade üppig, aber sie hatte doch ein ansprechendes Gesicht und schöne blaue Augen . Vielleicht wirkte sie ein wenig üppiger, wenn sie unter der Brust eine Borte anbrachte. Am besten, sie nähte die Borte an das rote Kleid, sie würde es von nun an häufiger tragen. Oder doch an das blaue? Geld hatte sie noch, sie musste Alimah nur bitten, sie zum Markt mitzunehmen.
    Die Tür öffnete sich, und Zahmeena ächzte ins Zimmer. Anna huschte auf ihren Stuhl zurück und saß, bevor die Näherin herangewalzt war. Mit einem stillen Lächeln steckte sie das Haar wieder auf. Sie würde einfach beide Kleider mit Borten schmücken.
     
    Das Gedränge war unbeschreiblich. Alimah hatte sich sofort bereit erklärt, Anna auf ihre Einkaufsrunde mitzunehmen.
    “Da müssen wir durch, das heiß t Andreastor”, schnatterte die Köchin. Mit zwei großen Körben bewaffnet, schob sich Alimah entschlossen durch die Massen, die unter dem spitzen Bogen des gemauerten Tores hindurchdrängten. Alimah hielt sich rechts. Den Kopf vorgereckt wie eine angriffslustige schwarze Gans, watschelte sie an der Stadtmauer entlang und bahnte dabei eine Gasse für Anna, die ihr mit den beiden anderen Körben folgte. Eine Wiese tauchte auf, über die der Strom aus Marktgängern nicht hinwegschwappte. Anna wollte gerade erleichtert einen Fuß auf das Grün setzen, um dem Gedränge zu entkommen, als Alimah sie ungewöhnlich hart am Arm herumriss.
    Die dunkle Frau zog die Brauen zusammen und schürzte die Lippen, bis ihre schwarzen Barthaare wippten.
    “Ni cht da herumlaufen, dummes Ding!“, schimpfte die Köchin. Anna hielt erschrocken inne und sah sich um. Das war keine Wiese.
    Dutzende von Grabsteinen bedeckte n den Hain und erinnerten sie an ungleichmäßig gewebte Schlaufen eines grüngrauen Wollstoffes. Keine einzige Blume tupfte Frohsinn in die trostlose Weite,

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