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Die Gewürzhändlerin

Die Gewürzhändlerin

Titel: Die Gewürzhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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und links und rechts an ihrem Kopf festgesteckt. Eine zarte braune Leinenhaube mit Haarnetzen hielt die kunstvolle Frisur zusammen. An den Fingern, welche die Frau andächtig vor der Brust gefaltet hielt, trug sie gleich vier wertvolle Silberringe; einer davon ähnelte dem Siegelring, den Johann von Manten trug. Vielleicht war dies ihr Ehering, oder sie war verwitwet und besaß nun das Siegelrecht ihres verstorbenen Mannes. Elisabeth hatte ihr so einiges über die Gepflogenheiten von Adligen, Patriziern und Bürgern erklärt.
    Als sich Luzia erhob, tat die Frau es ihr gleich und seufzte aus tiefstem Herzen. «So, genug für heute.» Sie wandte sich Luzia wieder zu. «Ich hoffe, Ihr habt einen erfreulicheren Grund für Eure Andacht und die gespendete Kerze als ich. Eine Geste des Dankes, ja?» Sie lächelte wehmütig. «Wisst Ihr, ich komme jeden Tag hierher zum Beten. Mein Sohn ist nun schon seit zwei Jahren in der Fremde, und ich hoffe auf seine baldige Heimkehr. Der letzte Brief, den wir von ihm erhalten haben, ist vor über vier Monaten gekommen. Darin hat er versprochen, zum Jahrmarkt wieder hier zu sein. Er ist Kaufmann, wisst Ihr, und musste in ferne Länder reisen, um seinem Onkel beizustehen, der inzwischen leider verstorben ist; Gott sei seiner Seele gnädig.» Die Frau bekreuzigte sich. «Mein ältester Sohn wird das Fernhandelsgeschäft in Italien übernehmen, aber er hat damals einen Brief mit der Bitte um Hilfe geschickt … Aber ach, was erzähle ich Euch davon! Ihr kennt mich ja nicht einmal und ich Euch auch nicht.» Sie legte den Kopf auf die Seite. «Euer Gesicht kommt mir so gar nicht bekannt vor. Seid Ihr zu Besuch hier in Koblenz?»
    Luzia lächelte über die offenkundige Neugier und Redseligkeit ihres Gegenübers, und da sie die Frau nicht unsympathisch fand, antwortete sie freundlich: «Nein, nicht zu Besuch. Wir – das heißt meine Herrschaft – sind gerade in ein Stadthaus am Graben gezogen, und ich …»
    «Ach, dann seid Ihr bestimmt die Edelmagd der Gräfin Elisabeth, nicht wahr? Ich habe schon von Euch gehört oder vielmehr von der Gräfin. Sie soll eine außergewöhnlich schöne und zugleich ehrfurchtgebietende Frau sein, sagt man. Ich habe sie ja bisher noch nicht kennengelernt. So ein Zufall, dass ich gerade Euch hier begegne. Wisst Ihr, mein Sohn, der, von dem ich eben erzählt habe, ist ein guter Freund des Grafen Johann.» Sie lachte vergnügt. «Ich habe mir schon überlegt, dass Martin sich gewiss freuen wird, wenn er von seiner Reise zurückkehrt und erfährt, dass Herr Johann sich um die Bürgerschaft in Koblenz bemüht.»
    Während die Frau eifrig auf Luzia einredete, spürte diese plötzlich wieder das leichte Pulsieren des Kruzifixes. Unwillkürlich griff sie danach, zwang sich dann jedoch, die Hand wieder sinken zu lassen, um keinen Argwohn zu erwecken. Etwas unbehaglich verschränkte sie die Hände ineinander. «Martin? Meint Ihr Martin Wied, den Weinhändler? Das ist Euer Sohn?»
    «Aber ja, sagte ich das nicht eben? O verzeiht, ich habe mich ja noch immer nicht vorgestellt. Was müsst Ihr nur von mir denken? Mein Name ist Augusta Wied. Und Ihr seid … Wartet, es fällt mir gleich wieder ein! Louisa?»
    «Luzia. Luzia Bongert.»
    «Ja, richtig. Luzia.» Augusta blickte sich suchend um. «Wo steckt denn meine Magd? Ich fürchte, ich muss mich nun verabschieden. Meine Pflichten rufen. Bitte richtet Eurer Herrin und Graf Johann einen Gruß von mir aus. Vielleicht ergibt es sich ja bald einmal, dass wir gemeinsam speisen. Herr Johann kam früher häufig zu uns zu Besuch. Sobald Martin heimgekehrt ist, werde ich ihn bitten, eine Einladung auszusprechen.» Augusta wollte sich abwenden, hielt jedoch mitten in der Bewegung inne und lauschte. «Was ist das?»
    «Was meint Ihr?» Luzia tat, als höre sie nichts, obgleich sie genau wusste, was Augusta meinte. Das Kruzifix vibrierte stärker.
    «Da ist doch was … ein Summen. Hört Ihr das nicht?» Augusta lauschte noch angestrengter.
    Rasch drehte sich Luzia zur Seite und tat, als schaue sie sich um. «Nein», antwortete sie, doch ihre Stimme klang nicht so sicher, wie sie gehofft hatte. «Ich weiß nicht, was Ihr meint. Eine Fliege vielleicht? Oder eine Biene?»
    «Hier in der Kirche?» Augusta schüttelte den Kopf, hob dann jedoch die Schultern. «Das muss es wohl sein. Aber ich sehe keine Fliege weit und breit. Merkwürdig. Es klingt auch gar nicht wie eine Fliege, sondern irgendwie … Ich weiß auch nicht.

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