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Die Gezeiten von Kregen

Die Gezeiten von Kregen

Titel: Die Gezeiten von Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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hinzu: »Wir Krozairs halten nicht viel von Adelstiteln. Würdest du nicht bereitwillig eine Prinzenkrone hergeben, nur um Mitglied im Orden zu sein?« Er verzog die Lippen zu einem verkrampften Lächeln.
    Ich lächelte nicht. Er hatte keine Ahnung von meinen Erlebnissen. Seine Frage schmerzte dennoch. Vor meiner Verbannung hätte ich sicher ebenfalls so gedacht. Und jetzt ... Ich stand auf und fand höfliche Worte. Ich hatte meine Pläne geändert – und glaubte damit eher meiner Natur zu entsprechen, glaubte das Richtige zu tun unter erschwerten Umständen – zur Hölle mit jedem, der anders dachte!
    »Es wird Zeit, dir Remberee zu wünschen, Pur Zenkiren. Ich bedaure die langen und leeren Jahre. Es war ein Fehler, daß ich nicht eher zum Auge der Welt zurückgekehrt bin. Aber bedenke bitte das Dilemma, dem ich mich als Krozair gegenübersehe. Das zumindest müßte ein vorzügliches Diskussionsthema abgeben.«
    Er schüttelte mir die Hand, wie es am Binnenmeer üblich ist – seit langer Zeit spürte ich wieder einmal den vertrauten Krozairgriff. Er lächelte, ein warmes, freundliches Lächeln. »Siehst du, Pur Dray. Ich nenne dich Pur und gebe dir die rechte Hand der Bruderschaft. Ich bin zu dem Schluß gekommen, daß du zu Unrecht zum Apushniad erklärt worden bist. Nur muß das bewiesen werden.«
    Seine Worte bewegten mich.
    »Du tust mir Ehre an, Zenkiren. Ich bin ein Onker gewesen, und doch sind die Sklaven in Magdag ... sie sind Menschen und hätten ihre Freiheit verdient. Ich tat, was ich für richtig hielt, damals.«
    »Zair herrscht über alles, und wenn es sein Wille ist ...« Er erschauderte und zupfte an seinem Gewand, und nun sah ich, warum das aufgestickte Symbol so zerschlissen war. »Möge sich alles zum Guten wenden. Bestimmt will Zair es nicht anders.«
    »Remberee, Pur Zenkiren.«
    »Remberee, Pur Dray.«
    Minuten später marschierte ich durch die nächtlichen Straßen und fand Duhrra am Tor. Er hatte die rechte Hand in seinen zusammengefalteten Mantel gesteckt. Die Wächter brachten unsere Sectrixes. Sie wünschten uns alles Gute. Wir verließen das belagerte Shazmoz; die Sterne schimmerten am Himmel, ein kleiner Mond spendete spärliches Licht.
    Der Pachak Hyr-Paktun Logu Pa-We und sein Bruder würden uns zurückbegleiten. In dieser Hinsicht brauchten wir uns keine Sorgen zu machen. Während ich im Sattel saß, hing ich meinen Gedanken nach.
    Ich konnte dafür einstehen, was ich mit der Sklavenphalanx mit meinen Voskschädeln, eingeleitet hatte. Damals hatten wir um unser Leben, unsere Freiheit gekämpft. Was später daraus wurde, ging uns nichts an. Aber ...
    Aber als ich von den Herren der Sterne ans Auge der Welt gebracht wurde, hatten sie mir einen ersten klaren Befehl gegeben: ich hatte zwei junge Menschen vor den scheußlichen Felsaffen, den Grundals, retten müssen. Das hatte ich getan. Ich hatte dafür gesorgt, daß Gahan Gannius und Valima weiterlebten. Sie hatten geheiratet und einen Sohn zur Welt gebracht. Dieser Sohn mußte Genod Gannius sein. Ich, Dray Prescot, war also auch direkt verantwortlich für die Katastrophe, die meine geliebten Zairer befallen hatte!

19
     
     
    Meine Deldar waren aufgestellt, wie es beim Jikaidaspiel heißt, jetzt mußte ich loslegen und die Fehler der Vergangenheit tilgen.
    Beim Schwarzen Chunkrah! Was für ein Onker war ich doch gewesen! So freundlich Pur Zenkiren mich auch behandelt hatte – vermutlich würde er das Rätsel nicht lösen können. Die beiden widersprüchlichen Fakten hoben einander auf; das Krozairdilemma blieb. Ich würde Apushniad bleiben. Allmählich ergab ich mich in dieses Schicksal – aber eigentlich war dies keine Niederlage, sondern die frohe Erkenntnis der wahren Werte meines Lebens auf Kregen.
    »Da unten, Herr!« sagte Duhrra und hob den Arm. »Zairverfluchte Grodnim!«
    »Und welche Farbe trägst du auf deinem Rücken, mein lieber Duhrra mit den mächtigen Muskeln?«
    Er blickte mich unbehaglich an. »Das verdammte Grün, Herr. Es juckt mich scheußlich, das muß ich sagen.«
    Wir hatten uns von den Pachaks verabschiedet und waren allein weitergeritten; noch immer trugen wir die grüne Kleidung über dem Rot. Bald hatten wir den äußersten Punkt des Auges der Welt erreicht. Dort würden der Große Kanal und das Akhram vor uns auftauchen, und wenn wir weiterritten, der Damm der Tage.
    Wir blieben auf der gewundenen Anhöhe über dem schmalen Küstenstreifen, denn mochten wir auch das Grün der Söldner tragen, so

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