Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Giftköchin

Die Giftköchin

Titel: Die Giftköchin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
Vom Netzwerk:
gewacht, man sah es an dem müden Gesicht und der dicken Schicht Schminke, sie wirkte auch leicht aufgedunsen, obwohl sie sonst eine g e schmeidige junge Frau war. Sie hatte eine gesunde Haut, Linnea dachte, daß man durch zurückhaltenderes und überlegtes Schminken ihr Gesicht sogar anziehend schön machen könnte. Jetzt blieb leider der vordergrü n dige Eindruck eines dummen, bedauernswerten Mä d chens, dem es nicht sehr gut ging.
    Linnea sprach mit weicher, mütterlicher Stimme zu ihr. Bald merkte sie, daß sie das volle Vertrauen des Mädchens gewonnen hatte und daß diese zu ihr wie zur eigenen Mutter, oder besser noch, wie zur besten Freundin sprach. Raija erzählte, ohne etwas zu verhei m lichen, von ihrem Leben und ihrer momentanen Situat i on, von Pera, seinem Tod und seinen Kumpels und von all den Sorgen, mit denen sie die ganze Zeit zu kämpfen hatte.
    »Gerade solchen anständigen Mädchen wie dir würde ich gern helfen, wenn du es mir nur erlaubst«, warf Linnea ein und meinte es eigentlich sogar ernst.
    Raija erzählte, wie sie im Gerichtsmedizinischen Inst i tut Peras Leiche hatte identifizieren müssen und wie schrecklich es gewesen sei, dann erklärte sie genau, wo seine Leiche gefunden worden und woran er gestorben war. Pera sei ihr Verlobter gewesen, sie hätten sich im letzten Winter heimlich verlobt, damals sei er bei ihr eingezogen. Pera habe gesagt, er habe Kumpels mit guten Beziehungen, irgendwo draußen in Siuintio wohne eine boshafte Alte, die schrecklich viel Geld habe und die bald abkratzen werde.
    Raija Lasanen ließ sich noch weiter über jenes böse, alte Weib aus. Es sei die Witwe irgendeines Oberst, wahnsinnig reich, aber so geizig, daß es nicht zu fassen sei, sie wolle nicht mal ihrem eigenen Pflegesohn bei seinen Schwierigkeiten helfen. Dieser Pflegesohn, ein gewisser Kake Nyyssönen, besuche die Alte trotzdem einmal im Monat, lasse sie nicht allein in ihrer Einsa m keit. Und habe die Alte das wenigstens gewürdigt? Oh nein, sie habe versucht, Kake und seine Freunde rau s zuschmeißen, und schließlich die Polizei auf sie gehetzt.
    »Solche alten Weiber können ganz schlimm sein, man glaubt es gar nicht«, seufzte Raija Lasanen. Dann sagte sie schnell, natürlich seien nicht alle alten Leute bo s haft, und mit Blick auf Linnea, sie zum Beispiel sei richtig lieb. Na, jedenfalls habe Pera versprochen, wenn Kake Nyyssönen eines Tages an das Geld der Alten käme, könnten sie beide heiraten und sogar eine Hoc h zeitsreise machen, mindestens nach Kopenhagen, wenn nicht sogar auf die Kanarischen Inseln.
    »Ach, er hatte immer viele Pläne, die waren toll, aber es wurde nie was draus. Wenn er nüchtern war, war er ein ganz prima Kerl, aber wenn er betrunken war, hat er mich jedesmal geschlagen, ich war überall blau.«
    Raija zeigte ihre Arme, auf denen große Flecken und schrundige Male zu sehen waren.
    »Die stammen von dem Verstorbenen«, erklärte sie seltsam gefühlvoll. »Ich werde sie nicht wegschminken, sollen sie da bleiben, solange sie sich halten, als letzte Erinnerung an Pera.«
    Sie erzählte, Pera sei wenige Tage vor seinem Tod sehr wütend gewesen, er sei zusammen mit seinen Kumpels ohne Grund über Nacht eingesperrt worden, und als sie, Raija, nichts dazu habe sagen können, habe er sie wieder geschlagen. Sie klagte, sie könne nicht einmal im Sommer ärmellose Blusen tragen, weil ihr die ewigen blauen Flecken peinlich seien. Und dann habe Pera noch die Angewohnheit gehabt, sie in voller Bekleidung unter die Dusche zu zwingen und ihr erst dann, wenn sie ins Bett gingen, die nassen Klamotten auszuziehen. Sie fand, eine solches Verhalten sei ein wenig krank.
    »Manchmal hab ’ ich Angst gekriegt, was ihm noch a l les einfällt, wenn wir erst heiraten. Jetzt schlägt er mich nicht mehr und zwingt mich auch nicht mehr angezogen unter die Dusche, er ist ja … tot.«
    Raija kamen die Tränen. Linnea reichte ihr ein T a schentuch und legte der leidgeprüften Frau beschützend die Hand auf den Arm. Bald beruhigte sich Raija und sagte zu Linnea, es habe sie noch nie im Leben jemand so gut behandelt. Linnea erklärte, Raija könne sie d u zen, ihr Name sei Tyyne. Raija blieb jedoch beim Sie, das Du brachte sie gegenüber der feinen, alten Dame nicht über die Lippen.
    Linnea fragte, wann Pertti beerdigt werde und wer a l les organisiere. Raija erzählte, man habe ihr den Tote n schein gegeben, die Behörden erwarteten wohl, daß sie alles regle, weil sie mit Pertti

Weitere Kostenlose Bücher