Die Giftköchin
zusammengelebt habe oder heimlich verlobt gewesen sei, so ähnlich hätten sich die Polizisten geäußert. Aber sie habe kein Geld, das wenige, das nach Abzug der Miete und der Essenskosten gebli e ben sei, habe Pera bekommen, der ständig blank gew e sen sei, weil er keinen anständigen Arbeitsplatz gefu n den habe. Er sei kein Typ gewesen, der mal eben ein bißchen Handlangerarbeit gemacht habe. Vor den Bee r digungskosten graue ihr, sie habe gehört, daß die Be i setzung irgendwelcher reichen Leute ganz wahnsinnig teuer gewesen sei. Demnächst sei Zahltag, und nach Abzug der Miete blieben ihr so an die tausendsiebe n hundert Finnmark, davon müsse sie gleich fünfhundert für Pera zurücklegen …
Linnea warf ein, daß sie diese fünfhundert nicht mehr zu berücksichtigen brauche.
»Ach so, ich bin ja blöd«, fand Raikuli selbst. Aber trotzdem werde das Geld nicht für die Beerdigungsk o sten reichen, schätzte sie. Sie sagte, sie habe die ganze letzte Nacht über diese Problem nachgegrübelt.
Sie begann eifrig zu erklären, daß sie bereit wäre, die ganze Sache mit eigenen Händen zu machen, dadurch würde sie viel Geld sparen. Zunächst mal könnte sie Pera einäschern lassen, dafür genüge auch ein schlec h terer Sarg, denn der würde ja auf jeden Fall mit der Leiche verbrennen und brauchte deshalb nicht beso n ders stabil oder von guter Qualität zu sein. Sie verstehe sich auf Handarbeiten, sie könnte das Totenhemd für Pera selbst nähen und auch den Sarg mit weißem Stoff auskleiden, wenn sie irgendwo einen passenden Ra h men fände, natürlich könnte sie auch die Leiche w a schen, kostete das nicht ebenfalls wahnsinnig viel? Sie sei es gewohnt, Pera zu waschen, habe es immer m a chen müssen, wenn er betrunken gewesen sei, und es sei ja wohl egal, ob der Mann besoffen oder tot vor ihr liege. Außerdem wäre sie in der Lage, sein Gesicht so zu pudern, daß er ganz lebendig aussähe, auch diese Arbeit brauchte man nicht dem Bestattungsunternehmer für teures Geld zu überlassen. Sie habe Pera oft die Schl ä fen schminken müssen, wenn er an einer Schlägerei beteiligt gewesen und mit einem blauen Auge nach Hause gekommen sei. Raija glaubte, auch einen Kranz allein binden zu können, sie müßte sich nur irgendwo Fichten- und Wacholderzweige besorgen, vielleicht kön n te man die aus dem Zentralpark holen? Natürlich müßte trotzdem einiges gekauft werden, Essen für Kake und Jari, andere Freunde habe Pera ja wohl nicht gehabt. Den Leichenschmaus könnte sie sicherlich in der Eeri k straße veranstalten, sie würde die Bude gründlich sa u bermachen und mit Tannenzweigen oder schwarzem Kreppapier schmücken, das ginge bestimmt.
»Zum Glück ist meine Miete ziemlich billig, sonst könnte ich mir die Bude gar nicht leisten, ich bezahle tausendfünfhundert im Monat, und dazu kommt dann noch, daß ich mich zweimal im Monat mit dem Vermi e ter abgeben muß. Wenn nicht, hätte ich eine Menge auszustehen.«
Raikuli erzählte, im Zentrum sei keine anständige Bude zu kriegen, wenn man nicht eine horrende Miete bezahle oder seinen Arsch hinhalte. Alle armen Mädchen machten es so, man sei dazu gezwungen in Helsinki und, dem Vernehmen nach, auch schon in Turku. Eine Bekannte habe erzählt, in Turku werde heutzutage die Miete immer in Natura bezahlt, wenn man in der Nähe des Doms wohnen wolle.
»Ich hab ’ noch Glück gehabt, mein Vermieter wohnt in Lahti und kommt also nur zweimal im Monat zu mir, er riecht gut, sprüht sich immer Deo unter die Achseln, er macht mir keine Knutschflecken an den Hals, und er siezt mich immer. Ich würde es für ihn sogar umsonst machen, weil er so nett ist.«
Das aufopfernde und tapfere Mädchen tat Linnea so leid, daß sie versprach, bei der Ausrichtung des Begrä b nisses zu helfen; sie sagte, sie habe während ihres la n gen Lebens etliche Angehörige und Freunde zu Grabe getragen und habe in diesen Dingen Erfahrung. Raija brauche keine Angst vor den Kosten zu haben, so schrecklich teuer sei eine Beerdigung letzten Endes nicht, besonders, wenn man sie mit den horrenden Lebenskosten heutzutage vergleiche. Linnea schlug vor, am besten sofort gemeinsam ein Bestattungsunterne h men aufzusuchen und nach den Tarifen zu fragen, dann würde man sehen, was man selbstmachen und was man besser dem Unternehmer überlassen sollte.
Linnea bezahlte den Tee und die Torte. Dann suchten sie gemeinsam im Telefonbuch nach dem nächstgeleg e nen Bestattungsunternehmen, gleich in der
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