Die Giftköchin
war derselben Meinung.
»Irgendwie habe ich das Gefühl, sie nimmt uns als nächstes aufs Korn«, sagte Kauko Nyyssönen ernst.
Als die Besucher weg waren, ging Raija Lasanen ins Badezimmer, wusch sich das verweinte Gesicht und schminkte sich energisch.
Sie betrachtete sich im Spiegel: eine junge Frau mit rundem Gesicht, dümmlich aussehend, aber im Wesen gutmütig, jetzt durch den Tod zum ersten Mal in ihrem Leben ohne Mann. Raikuli fühlte sich irgendwie verwi t wet. Keine richtige Witwe, sie war mit Pertti Lahtela nur heimlich verlobt gewesen, aber das war immerhin auch etwas. Pertti besaß irgendeinen entfernten Verwandten auf dem Land, in Hollola oder so ähnlich, dorthin müßte seine Leiche wohl geschickt werden. Oder gehörte es zu ihren Pflichten, für Pera ein Begräbnis zu organisieren? Wieviel kostete eine Beerdigung? Ihr kamen wieder die Tränen. Man hatte sie in ihrem Leben stets allein gela s sen, die Mutter, der Vater ebenfalls, auch Pera immer in Abständen. Und jetzt war er gestorben, aber seine Le i che verlangte trotzdem noch allerlei Dienste. Außerdem hatte Raikuli Angst vor dem Besuch im Polizeipräsidium und in der Leichenhalle.
Raija Lasanen wurde an den folgenden Tagen mit vi e len bürokratischen Problemen konfrontiert. Zuerst ging sie zur Polizei, dort erzählte man ihr dasselbe, was man ihr bereits am Telefon mitgeteilt hatte. Man konstatierte, daß Lahtela keine Verwandten in der Stadt habe, sie als seine Lebensgefährtin müsse die Beisetzung und alles andere regeln, sofern sie sich nicht mit einem komm u nalen Begräbnis zufriedengeben wolle. Danach suchte Raija die Leichenhalle des Gerichtsmedizinischen Inst i tuts auf, um Pera zu identifizieren.
Pera sah ganz normal aus, eigentlich fast so wie zu Lebzeiten, wenn er mehrere Tage getrunken hatte. Seine Wangen waren geschwollen, und auf seinem Gesicht lag ein erstaunter Ausdruck.
Ein ziemlich düsterer Ort war die Leichenhalle alle r dings. Im Kühlraum wagte Raija nicht zu weinen, aber als sie wieder draußen in der Wärme des Sommertags stand, konnte sie sich nicht länger beherrschen, so n dern heulte los und vergoß lange Zeit bittere Tränen.
Die Obduktion ergab, daß Pertti Lahtela an einer Überdosis Rauschgift gestorben war. Der Süchtige hatte sich die Spritze in die linke Hinterbacke gesetzt, eine recht ungewöhnliche Methode, wie es im Gutachten hieß. Raija Lasanen wurde erneut vernommen, man fragte sie, ob sie Rauschgift nehme, ob Lahtela ein Dr o genkurier gewesen sei und noch weitere ebenso verrüc k te Dinge. Dann durchschnüffelten die Polizisten Raijas Wohnung. Sie wunderten sich über die Axt unter dem Sofa, in einer Stadtwohnung zerkleinerte man doch normalerweise kein Brennholz? Raija konnte dazu nichts sagen; es handelte sich um die Axt, die Nyyss ö nen mitgebracht und dann dort vergessen hatte. Die Polizisten beratschlagten, ob sie die Axt beschlagna h men sollten, sie taten es, schrieben für Raija eine Qui t tung aus und nahmen die Waffe mit. Auch gut.
Raija besaß jetzt allerlei Papiere Pera betreffend: den Totenschein, Vernehmungsprotokolle und Quittungen. Zu seinen Lebzeiten hatte man sich nicht so ausführlich um ihn gekümmert wie jetzt um seine Leiche.
Raija besuchte Kake und Jari im Keller in der U u denmaanstraße, dort hockten die beiden verängstigt und schlürften warmes Leichtbier. Raija schlug ihnen vor, sie sollten irgendein kleineres Ding drehen, damit das Geld für Peras Beerdigung zusammenkäme, war das etwa zuviel verlangt? Kauko Nyyssönen und Jari Fage r ström waren empört. Wie konnte Raikuli sich erdreisten, ihnen kriminelle Handlungen vorzuschlagen, und das noch zum Zwecke der Beerdigung eines guten, alten Freundes? Sie weigerten sich entschieden, es sei nicht passend, einen Freund mit geraubtem Geld ins Grab zu bringen. Außerdem ließen sich solche Sachen nicht so mir nichts dir nichts durchführen. Pera wäre vermutlich verfault, ehe sie das Geld beisammen hätten. Nyyssönen schlug vor, Raikuli sollte Peras Mutter oder Vater au f treiben und von diesen das Begräbnis regeln lassen. Raikuli sagte, Pera sei im Kinderheim aufgewachsen und habe zu seinen Lebzeiten nichts von seinen Eltern wi s sen wollen, außerdem seien diese vermutlich nicht mehr am Leben.
Kake und Jari erwiesen sich als echte Schufte. Sonst machten sie aus purer Bosheit alle möglichen krummen Sachen, aber jetzt, da ein einsames, verwitwetes Mä d chen sie in ihrer Not um entsprechende Hilfe bat, spie l
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