Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Giftmeisterin

Titel: Die Giftmeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
Vom Netzwerk:
Jägermeistern, Falknern, Bogenschützen, Knappen, Fängern und Lakaien setzt sich in Bewegung.
    Â 
    Als der König und sein Gefolge ein Stück entfernt sind, sage ich: »Du hast gewusst, dass er hier vorbeikommt.«
    Â»Ja. Als er mir gestern mitteilte, dass ich in die Scara aufgenommen bin, war ich so dreist, ihn zu bitten, nach der Jagd an dieser Stelle hier vorbeizukommen und...«
    Â»Ich bin ja so stolz auf dich.«

    Â»Oh, das war nicht schwierig, er hat die Bitte günstig aufgenommen.««
    Â»Nicht deswegen bin ich stolz, du Tölpel. Du bist in der Scara.« Ich falle ihm um den Hals und küsse sein Gesicht. »In der Scara, in der Scara. Du hast den König gehört. Nur die Besten nimmt er in die Scara auf.«
    Â»Das bedeutet große Verpflichtungen für mich, Ermengard.««
    Â»Ich weiß. Aber lass uns heute nicht über Pflichten reden. Du bist in der Scara! Erst ab heute gehörst du richtig zum Gefolge des Königs. Ich will irgendetwas Besonderes tun, etwas Ungewöhnliches. Sofort.«
    Â»Wir könnten in der Oise baden.««
    Â»Das Wasser ist zu kalt.«
    Â»Ich habe eine andere Idee. Komm.«
    Er schwingt sich auf das Pferd und zieht mich zu sich hoch. Ich sitze vor ihm, und er hält mich mit seinen Armen umklammert, während er gleichzeitig die Zügel führt.
    Wir reiten in den Wald von Coucy. Bald müssen wir absteigen. Das Gehölz steht sehr dicht, dazu Ginsterbüsche, Brombeersträucher, Riesenfarne, umgestürzte Bäume, Auen, Ameisenhügel... Schnell habe ich die Orientierung verloren. Immerhin fällt durch die nur mit Trieben und noch nicht mit Blattwerk besetzten Baumwipfel reichlich Sonnenlicht.
    Wir machen an einer wunderschönen Stelle halt. Ein riesiger Teppich aus dichtem jungem Moos breitet sich vor uns aus, gesprenkelt mit weißblühenden Frühlingsblumen.
    Arnulf zieht mich aus, ich ziehe ihn aus, und er wickelt uns in seinen warmen, etwas rauen Mantel ein.
Auf dem Moos liegend, blicken wir durch das Gewirr der Äste in den blauen Himmel hinauf. Keiner von uns spricht. Der Gesang der Vögel und das Heulen des Windes ist uns Geräusch genug. Einziger Besucher in diesen Stunden ist ein Birkhahn, der uns spät bemerkt und es dann umso eiliger hat wegzukommen.
    Arnulf und ich liegen Wange an Wange und lächeln. Waren wir uns je näher? Was für ein Glück, einen wie ihn zum Mann zu haben.
    Â 
    Abends, zurück in der Pfalz Quierzy, werden wir erstmals zum abendlichen Mahl des Königs gebeten, worin sich Arnulfs neue Stellung ausdrückt. Wir erhalten einen Platz, der weit entfernt ist vom Monarchen, doch immerhin gehören wir von nun an zu seinem Gefolge - und staunen. Der Raum, in dem gespeist wird, ist mit Teppichen an den Wänden und auf dem Boden verkleidet. Silberne Lüster mit zahlreichen Ölflammen hängen von der Decke herunter und erhellen eine reich bestückte Tafel, wie ich sie noch nie gesehen habe: Wachteln im Speckmantel, Hirschragout mit Zwiebeln und Rotweinsoße, Frischlingsschwarten, Aale, Bärentatzen, ein mit glacierten Maronen gefüllter Kapaun, Bratäpfel, Weißbrot, Birnenmarmelade... Über dem Feuer dreht sich ein Hammel am Spieß. Die Luft riecht würzig nach Zimt und Muskat. Gestern noch aßen wir in unserer Hütte am Rande der Pfalz Getreidebrei, ungesalzenes Brot und ein kleines Stück Käse, eben das, was im April, wo es noch kein Obst und Gemüse gibt und wo die Hühner kaum Eier legen, zu bekommen ist. Von einem Tag auf den anderen sind wir in eine andere Schicht aufgestiegen.

    Vor dem Essen segnet der Erzkaplan die Mahlzeit, dann waschen wir uns - immer das nachahmend, was alle tun - die Hände in den bereitgestellten Schalen und trocknen sie am Tischtuch ab.
    Karl bringt einen Trinkspruch auf die Beglückungen der westfränkischen Küche aus, die leider nie den Weg ostwärts über den Rhein geschafft hat. In dieser Hinsicht hätten die Ostfranken und Alemannen einiges aufzuholen.
    Alle lachen, auch die Ostfranken und die Alemannen. West- und Ostfranken ergänzen sich wunderbar. Sie sind durch gemeinsame Ahnen eng verbunden, und auch wenn sie einander manchmal fremd sind, so gehören sie Seite an Seite.
    Es wird ein heiterer Abend. Musik erklingt, ein Possenreißer tritt auf. Wir werden von denen, die in unserer Nähe sitzen, sogleich als ebenbürtig aufgenommen.
    Gelegentlich

Weitere Kostenlose Bücher