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Die Giftmeisterin

Titel: Die Giftmeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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bekümmern, und sie war außerdem eine zu bekümmerte Frau, um sie aus der Beharrlichkeit ihres Kummers herauszureißen. Auch an jenem Tag war ihre Brust eine Seufzergrotte, aus der Beschwerden wegen des harten Sattels, der nasskalten
Witterung und des unruhigen Gauls aufstiegen. Gerlindis wiederum war derzeit nicht gut auf mich zu sprechen, und wäre sie es gewesen, hätte ihre Verliebtheit keine Anteilnahme zugelassen, da Verliebte per se selbstbezogen sind. Alle anderen Damen kannte ich zu wenig, mit Ausnahme vielleicht von Prinzessin Teodrada und Königin Liutgarde.
    Ich entschied mich für Teodrada. »Diese herrliche Luft der Flure an einem frühen Wintermorgen ist nicht mit Gold aufzuwiegen«, sagte ich, wohl wissend, dass Teodrada Ausflüge hasste und dass Luft für sie etwas war, das sie vor die Tür verwiesen hätte, würde sie sie nicht unbedingt brauchen.
    Â»Wieso kommen die Untersuchungen Eures Mannes nicht voran?«, fragte sie im Stil eines empörten Königs.
    Â»Wie bitte?««
    Â»Geht Ihr mir deswegen aus dem Weg? Wieso ist Hugos Mörder nicht schon längst verurteilt.«
    Â»Ein Urteil bedarf der Grundlagen, Hoheit. Arnulf geht sorgfältig vor, um Irrtümer zu vermeiden. Es gibt bisher nicht genügend Anhaltspunkte gegen Grifo.«
    Â»Hugo hatte wenig für Grifo übrig. Er hat sich mir gegenüber mehrfach über dessen Großspurigkeit beklagt, und darüber, dass er sich immer in den Mittelpunkt drängt.«
    Â»Das habt Ihr mir neulich nicht gesagt.«
    Â»Dann habe ich es vergessen. Was hat Mathilda über mich erzählt?« Teodradas Sprunghaftigkeit war anstrengend, außerdem dachte ich noch über ihre Bemerkung zu Hugos Einstellung seinem Bruder gegenüber nach, die sich mit meiner eigenen Einstellung deckte, aber allem widersprach, was man über das angeblich gute brüderliche Verhältnis wusste.
    Â»Wieso zögert Ihr?«, fuhr Teodrada mich an, aber ich meinte auch ein wenig Furcht in ihrer Stimme zu hören.

    Â»Sie hat bestätigt«, antwortete ich, »dass Hugo Euch oft besuchte. Er hatte offenbar eine musische Ader und genoss es, bei Euch und bei Mathilda zu sein.«
    Â»Und?«
    Â»Und was?«
    Â»Hat sie Euch auch erzählt, dass Hugo um meine Hand angehalten hat? Man hat mir verboten, darüber zu sprechen, aber das ist mir egal.«
    Meine Verwirrung nahm zu. »Eure Hand?... Verboten?... Wer? Und wieso eigentlich?«
    Sie fuhr auf: »Wieso er mich heiraten wollte? Ist das denn verwunderlich?«
    Â»Natürlich nicht, Teodrada, das habe ich nicht gemeint. Ich frage mich, was an seinem Antrag so geheimnisvoll ist.«
    Â»Er ist geheimnisvoll, weil er heimlich geschah. Vater würde mir niemals gestatten zu heiraten, wen auch immer. Nicht eine einzige seiner Töchter ist verheiratet. Er ist egoistisch und will uns alle um sich haben. Noch nicht einmal ins Kloster dürfen wir eintreten, denn als Bräute Gottes wären wir für ihn ebenso verloren. Ihr seht, sogar auf Gott ist dieser Vater eifersüchtig.«
    Â»Hugo und Ihr hattet also vor, heimlich zu heiraten, ja?« »So ist es. Im Frühling, wenn die Wege passierbar sind und Vater Reisen durchs Reich unternimmt. Wir wären zu Vaters Schwester Gisela geflohen, die Äbtissin in Chelles ist, und dort hätten wir mithilfe ihres Einflusses einen Geistlichen gefunden, der uns verehelicht.«
    Â»Wer wusste von dem Plan? Wer hat dir verboten, darüber zu sprechen?«
    Â»Meine Stiefmutter.«
    Â»Die Königin? Aber wie...?«
    Â»Ich weiß nicht, wie sie davon erfahren hat. Hugo und ich
haben nur in meinem Gemach darüber gesprochen, aber irgendwie hat sie es erfahren. Am frühen Morgen nach Hugos Tod hat sie mich zu sich rufen lassen, in den Königsturm, und mir verboten, jemals über meine Beziehung zu Hugo und dem verwegenen Heiratsplan ein Wort zu verlieren.«
    Â»Wieso?«
    Â»Sie sagt, sie will kein Aufsehen, und außerdem würde Vater mich schwer bestrafen, falls er davon erführe. Aber ich denke, sie wird einen anderen Grund haben, mir Schweigen aufzuerlegen.«
    Â»Welchen?«
    Â»Das weiß ich nicht. Sie tut immer so lieb und gebildet, aber das ist nur eine Maske. Dahinter steckt ein völlig anderes Wesen, das sage ich Euch.«
    Â»Und Mathilda wusste ebenfalls von dem Heiratsplan?«
    Â»Gut möglich. Mit Mathilda hat Hugo dann und wann

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