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Die Giftmeisterin

Titel: Die Giftmeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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vor allen Schlachten von ihren Pferden abgeworfen werden, Ihr eingeschlossen.«
    Das machte ihn sprachlos und alle um ihn herum. Ich hatte einen ziemlich spitzen Ton angeschlagen.
    Man hätte bis drei zählen können, dann sagte Berta: »Ich begleite dich zurück in die Pfalz.«

    Ich war völlig verdreckt, vor allem die Rückseite meines Mantels war durchnässt, und es war selbstverständlich unmöglich, dass ich weiter an der Jagd teilnehmen würde - falls das, was wir Damen dabei tun, überhaupt teilnehmen genannt werden konnte.
    Mein Pferd stand seelenruhig ein Stück entfernt auf dem Feld und ließ sich widerstandslos von Gerold zu mir zurückführen. »Nehmt sicherheitshalber mein Pferd, Gräfin«, bot er an. »Ich sattle rasch um.«
    Â»Ihr seid sehr freundlich«, erwiderte ich, »aber ich vertraue meinem Pferd. Ich bin mir sicher, dass nichts mehr passieren wird.«
    Â»Wie Ihr meint.«
    Â 
    Erneut habe ich mein Schreiben unterbrochen. Gerlindis kam von der Feier zurück. In der Erwartung, ich schlafe bereits, ging sie gleich in ihr Zimmer, aber ich rief sie. Ich war einfach zu neugierig, und ich sehnte mich nach ihrem fröhlichen Gesicht. Sie enttäuschte mich nicht und warf einen Funken Helligkeit in meine düstere Kammer. Heiter erzählte sie mir von dem kleinen Becher Wein, der ihr zu Kopfe gestiegen war, und davon, mit wem sie sich auf der Feier unterhalten habe. Als ich ihr sagte, dass ich ein Geschenk für sie habe, wollte sie es gleich sehen, aber ich vertröstete sie auf morgen.
    Â»Was tust du da eigentlich den ganzen Abend?«, fragte sie, als sie schon fast wieder draußen war.
    Ich antwortete: »Hoffen.«
    Sie muss mich für schrullig halten.

23
    WÄHREND DES WEGES vom Reitausflug zurück in die Pfalz kam mir der Gedanke, dass das, was ich überlebt hatte, kein Zufall und kein Unfall, sondern ein Anschlag gewesen war.
    Auch Berta war sehr nachdenklich, wie mir erst auffiel, als wir Aachen fast erreicht hatten. Hatte auch sie Verdacht geschöpft? Der Grund für ihre Nachdenklichkeit war ein anderer als der für meine eigene, wie ich erfuhr.
    Â»Was hast du?«, fragte ich. »Mir geht es gut, du musst dir keine Sorgen machen.«
    Â»Nein, das ist es nicht - obwohl du viel Glück hattest, das weißt du wohl.«
    Ich wollte verhindern, mir eine Litanei über die Gefahren des Lebens im Allgemeinen und des Reitens im Besonderen anzuhören, denn aus Bertas Sorgenkeimen entwickelte sich meist eine wuchernde Schlingpflanze, die man nur mit harten Schnitten zurückdrängen konnte.
    Â»Ich weiß. Es ist der erste Reitunfall meines Lebens. Irgendwann musste es mich ja mal erwischen. Sag mir lieber, was dich beschäftigt.«
    Â»Nicht weiter wichtig.«
    Â»Ich würde es gerne erfahren.«
    Â»Also bitte, wenn du darauf bestehst...«
    Â»Das tue ich.«
    Â»Es geht um Grifo. Du hast ihm doch diese Pfeilspitze gezeigt,
und er hat sie nicht eindeutig als Awarenpfeilspitze erkannt.«
    Â»Und weiter?«
    Â»Er wurde im Krieg gegen die Awaren von einem ihrer Pfeile getroffen, der seine Rüstung in der Brust durchschlug, ihn aber wie durch ein Wunder des Herrn nicht verletzte, weil sich genau an der Stelle ein Glücksbringer befand: ein Goldmedaillon, das der König ihm einen Tag vorher für seine Verdienste geschenkt hatte und das er an einer Kette um den Hals trug. Seither bewahrt er die betreffende Pfeilspitze als zweiten Glücksbringer auf.«
    Â»Woher weißt du das?«
    Â»Er hat die Geschichte in der Leibwache herumerzählt, und er sorgte auch dafür, dass der König sie zu Gehör bekam, wie mein Gemahl mir berichtete. Ihm zufolge hat Grifo besonders die Schicksalhaftigkeit betont, dass es ein Geschenk des Königs war, das ihn rettete. Damit hat er natürlich eine direkte Verbindung zwischen seinem und des Königs Schicksal gezogen, so als habe Gott der Herr seine Hand im Spiel gehabt. Worauf ich hinauswill: Wer wie Grifo auf derart nachdrückliche Weise Bekanntschaft mit einer awarischen Waffe gemacht hat, erkennt sie entweder als solche, oder er kann mit Bestimmtheit sagen, dass es sich nicht um eine solche handelt. Aber dass er derart herumdruckst, das finde ich verdächtig.«
    Dass Berta sich mit solchen Dingen befasste, versetzte mich in Erstaunen, und dass sie darüber hinaus solche Schlussfolgerungen zog, war für ihre

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