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Die Giftmeisterin

Titel: Die Giftmeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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wurde als sehr junge Frau, fast noch als Mädchen, von deinem Gemahl genommen, und seither hat er sie viele Male genommen. Es wäre doch möglich, dass sie eine enorme Bindung an ihn hat, ja, dass sie ihn nicht weniger liebt als du.«
    Â»Ausgeschlossen. Ich sage doch, sie ist von gemeiner Natur, roh, ohne Benehmen...«
    Â»Benehmen ist nichts weiter als eine Verhüllung des Tatsächlichen.«
    Â»Seltsame Sätze gibst du immer von dir!«
    Â»Worauf ich hinauswill: Emma ist in einem Alter und wegen ihres Kinds in einem Zustand, in dem kein anderer Mann sie noch nehmen wird. Sie hat niemanden, der sie beschützt, außer deinen Arnulf. Ihr Wohl und Wehe hängt
an ihm. Ist dir schon einmal der Gedanke gekommen, dass sie einfach Angst hat? Angst um sich und ihr Kind.«
    Dieser Gedanke war mir in der Tat noch nie gekommen. Ich war auch nicht bereit, ihn zuzulassen, denn das hätte Emma und mich auf eine Stufe gestellt. Dort jedoch stand sie nicht. Ich rede hier nicht von Titel und Vermögen. Ich rede vom Recht. Sie hatte kein Recht, einen wie auch immer begründeten Anspruch auf etwas zu erheben, das mit mir verwachsen war. Für mich war sie eine Parasitin, und nur das.
    Â»Diese Frau will mir ans Leben!«, rief ich. »Und ich soll, wenn’s nach dir ginge, das Ave Maria für sie beten?«
    Â»Nein. Aber was willst du machen?«
    Â»Sie umbringen. Über diesen Satz hatte ich vorher nicht nachgedacht. Er tauchte einfach so auf, nachdem er wer weiß wie lange schon in mir gesteckt hatte, im Dreck meines Leibes.

28
    ALS ICH IN die Pfalz zurückkehrte, traf ich eine Gerlindis an, die händeringend vor dem Feuer auf und ab lief. Grifos Unfall setzte ihr zu, aber da Arnulf ihr befohlen hatte, das Haus nicht zu verlassen, war sie darauf angewiesen, dass ich mich nach Grifos Befinden erkundigte. Das brachte mich in eine schwierige Lage. Ich wollte Gerold nicht noch einmal begegnen, bevor ich Arnulf über alles, was den Mord an Hugo betraf, informiert hätte. Aber ich durfte Gerlindis nicht im Unklaren lassen. Also machte ich mich auf die Suche nach Arnulf und hatte Glück, da er in dem Moment, als ich über den Pfalzhof ging, von einer Besprechung mit dem König kam.
    Â»Ich habe von deinem Sturz gehört«, sagte er besorgt. »Aber der König versicherte mir, dir sei nichts geschehen.«
    Â»Das stimmt. Ich hatte großes Glück.«
    Â»Dann warst du vorhin, als ich Gerlindis nach Hause brachte, in der Kapelle, für ein Dankgebet?«
    Â»Ja«, log ich. »Auch das. Ich möchte, falls du Zeit hast, gerne etwas mit dir besprechen.«
    Â»Im Moment geht es nicht, Ermengard. Der Papst kommt übermorgen an.«
    Â»Ich hörte davon.«
    Â»Gerold und ich haben bis dahin noch viel zu tun. Ein Papst besucht Aachen ja nicht alle Tage. Ich werde heute sehr spät nach Hause kommen.«

    Â»Ich warte.«
    Er lächelte. »Das ist schön.«
    Inmitten des Hofes ergriff er meine Hand und küsste sie. Ich hätte mich auf der Stelle an seine Brust schmiegen mögen.
    Â»Ach ja, übrigens«, rief ich ihm nach. »Wie geht es Grifo? Du kannst dir ja denken, für wen ich frage.«
    Er nickte. »Sag ihr, er wird wieder gesund. Für eine Weile wird er im Bett bleiben müssen. Das ist mir sehr recht, aber das brauchst du Gerlindis nicht zu sagen.«
    Â 
    Sie fiel mir um den Hals, womit ich gerechnet hatte. Doch wie stark ihre Gefühle für Grifo waren, wurde mir erst wieder deutlich, als sie in meinen Armen zusammenbrach. Die Tränen der Erleichterung sprudelten nur so aus ihr hervor, und sie konnte eine Weile lang kein Wort sagen. Sie hatte um Grifos Leben gebangt, so wie ich vor vielen Jahren um Arnulf gebangt hatte, als das fränkische Heer bei einem Feldzug in Spanien aufgerieben wurde und tagelang nicht feststand, wer umgekommen und wer davongekommen war.
    Log ich mir nicht etwas vor, wenn ich glaubte, Gerlindis würde den Verlust des Geliebten schnell überwinden? Hätte ich Arnulfs Tod damals schnell überwunden, wenn er ein Mörder gewesen wäre?
    Wie würde Arnulf auf Emmas Tod reagieren?
    Die Selbstverständlichkeit, mit der mir eine solche Frage in den Sinn kam, war beängstigend.
    Â 
    Ich versorgte das Mädchen, brachte es ins Bett - an jenem Abend war sie ganz und gar mein Kind -, und sie dankte mir innig. Kein Wort mehr über die Verstimmung am Vormittag,
als ich

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