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Die Giftmeisterin

Titel: Die Giftmeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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wie es sich geziemt, deinen Beistand. Du kennst mich, ich neige nicht zum Jammern, neige ebenso wenig dazu, überall finstere Bedrohungen zu sehen. Ich weiß, wem meine Loyalität gebührt, nämlich dir, und ich setze meine Kraft für dich ein. Ich habe mit Mathilda und Prinzessin Teodrada über Hugo gesprochen, und sie haben mir Dinge gesagt, die dir nützlich sein werden.«
    Arnulf hörte mir aufmerksam zu, während ich ihm berichtete, dass Mathilda eine enge Vertraute Hugos gewesen war, der er alles, was ihm auf dem Herzen lag, erzählte, unter anderem auch seine Einstellung zu seinem jüngeren Bruder, den er für einen ehrgeizzerfressenen Blender hielt.
Arnulfs Blässe füllte sich mit Röte. »Soll das heißen, du läufst seit Tagen umher und befragst in meinem Namen irgendwelche Leute?«
    Â»Ist das alles, was dir dazu einfällt?«
    Â»Beantworte meine Frage.«
    Â»Ja, ich befrage Leute. Nein, ich befrage sie nicht in deinem Namen, sondern in meinem. Ich habe dir nur helfen wollen. Ist das denn so schlimm?«
    Â»Wenn du Kinder hättest, würde so etwas nicht passieren.«
    Gleichzeitig lief mir ein Schauer den Rücken hinunter, und eine ungeheure Schwere erfüllte meine Brust. »Wenn ich wie Emma wäre, ja? Sag es doch!«
    Â»Wenn du es unbedingt so ausdrücken willst: Ja. Wenn du wie Emma wärst, würde das nicht passieren. Sie kennt ihre Aufgabe.«
    Â»Ich kenne meine Aufgabe auch, nur steht sie mir nicht zur Verfügung«, schrie ich.
    Â»Ist das etwa meine Schuld?«
    Â»Meine ist es auch nicht!«« Ich stand auf und rannte an ihm vorbei, absichtlich sehr dicht, damit er die Möglichkeit hätte, mich aufzuhalten. Er sollte mich ergreifen, mich beruhigen, von seiner ungebrochenen Zuneigung sprechen, er sollte mir erklären, ich bedeute ihm hundertmal mehr als Emma. Ich erwartete keine Entschuldigung. Ich erwartete Besänftigung.
    Ich erhielt keine.

30
    WAS HATTE ICH falsch gemacht? Wo lag mein Fehler? Ich wusste, an irgendeinem Punkt des Gesprächs hätte ich es abbrechen müssen. Und wenn es nicht am Gespräch lag, dann an dem, was dem Gespräch vorausgegangen war, an meinen Taten. Hugo, Grifo, Mathilda, Teodrada, Fionee - wenn sie nicht gewesen wären, wenn ich mich mit ihnen nicht abgegeben hätte, dann wäre es niemals zu diesem Eklat gekommen.
    Ich hatte die Ziegenhaut von meinem Fenster genommen und blickte, in eine wärmende Decke gehüllt, durch die Nacht in Richtung der Wälder, mehr jedoch blickte ich in die Nacht in mir.
    Was war für Arnulf eigentlich schlimmer? Dass ich hinter seinem Rücken Nachforschungen angestellt hatte oder dass ich seine Konkubine beschuldigte, mich umbringen zu wollen? Ich hatte mit seinem Widerwillen gerechnet, sich mit mir über Emma zu unterhalten, weil er mir gegenüber stets so tut, als sei sie ein Sagenwesen, das eigentlich nicht existiert. Aber ich hatte mir gesagt, dass wenn er sich mit ihr über mich unterhielt, es umgekehrt ebenso möglich sei. Mit meiner Beschuldigung hatte ich stattdessen das Gegenteil dessen erreicht, was ich hatte erreichen wollen. Die Waagschale neigte sich zu Emmas Gunsten.
    Diese Erkenntnis, so sehr sie mich erschreckte und erzittern
ließ, brachte mir zumindest eines vor Augen: Zu dem Disput wäre es so oder so gekommen, auch ohne mein Interesse für Hugos Tod, ohne meine Einmischung und Neugier. Der Fehler lag nicht bei mir. Ich hatte nur das getan, was meiner Meinung nach das Richtige gewesen war, und zwar aus dem Grund, ihm und Gerlindis zu helfen. Dass es mir ganz nebenbei eine harmlose Freude bereitet hatte, dem Verbrechen nachzuspüren...
    Dem Verbrechen nachspüren-bei diesem Ausdruck hielt ich inne und umging ihn, wie ich ein Schlammloch umgehen würde
    Arnulf trug die Hauptschuld an unserem Disput. In seinen Ohren klang alles, was ich herausgefunden hatte, wie ein Bekenntnis, dass ich ihn für unfähig hielt, ein Verbrechen aufzuklären. Im Grunde genommen stimmte das sogar. Arnulf war ein guter Pfalzgraf, aufmerksam, wohlwollend, fleißig, doch verfügte er über wenig Raffinesse. Er dachte geradlinig, und es machte ihn wahnsinnig, wenn die Dinge nicht offen vor ihm zutage traten. Da ein Mord nun einmal kein Ritterspiel ist, war jemand wie Arnulf mit der Auflösung überfordert, es sei denn, er erhielt ein schnelles Geständnis. Mit meinen Nachforschungen hatte ich ihm

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