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Die Giftmeisterin

Titel: Die Giftmeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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verhindert hatte, dass sie mit Grifo sprach. Sie nannte mich »die Beste«. Und ich kam mir wieder einmal schäbig vor, ich mit meiner awarischen Pfeilspitze, die Grifos Genick durchtrennen würde.
    Â 
    Arnulf kam, wie angekündigt, sehr spät nach Hause. Im warmen Zimmer strahlte seine Kleidung Kälte aus. Ich nahm sie ihm ab, Schicht für Schicht, bis er fast nackt neben mir saß. Der heiße Wein, den ich ihm gab, sollte ihn von innen wärmen und empfänglicher machen für das, was ich ihm zu sagen hatte.

29
    ICH ENTSCHIED MICH dafür, zuerst über Emma zu sprechen, ohne dass ich sagen könnte, warum. Plötzlich erschien mir mein ganzes Vorhaben nicht durchführbar, mir wurde regelrecht übel, aber ich zwang mich.
    Â»Ich möchte über Emma sprechen«, fing ich schlicht an und merkte sofort, dass es ihm nicht passte, dass ich diesen Namen in den Mund nahm. »Ich habe den Eindruck, dass Emma mehr verlangt, als ihr zusteht. Pflichtest du mir bei?«
    Er sah nicht mich, sondern das Kohlefeuer an. »Ich habe sehr viel zu tun«, sagte er müde. »Und nun kommst du mit so etwas.«
    Â»Verlange ich zu viel, wenn ich wissen möchte, ob ich in unserer Ehe weiterhin einen Platz habe?«
    Â»Was ist denn das für eine Frage?«
    Â»Eine leicht zu beantwortende, hoffe ich.« Mein Tonfall missfiel ihm.
    Â»Ermengard«, sagte er und sah noch immer das Kohlefeuer an. »Der Papst, die Vorbereitungen, Hugos gewaltsamer Tod, Grifos seltsamer Unfall...«
    Â»Du kannst auch meinen seltsamen Unfall hinzufügen.«
    Endlich blickte er mich an. »Was heißt das?
    Â»Dass ich nicht von ungefähr vom Pferd gefallen bin. Es wurde beschossen.« Ich kramte aus den Tiefen meines Gewands den Eisensplitter hervor. »Das hier entdeckte ich in Kalliopes Flanke.«

    Er nahm den Splitter zwischen zwei Finger und betrachtete ihn.
    Ich sagte: »Emma hatte die Gelegenheit und den Grund.«
    Von da an hatte ich endgültig Arnulfs Aufmerksamkeit.
    Â»Du behauptest... Das ist lächerlich.«
    Â»Ich zähle nur die Tatsachen auf.«
    Â»Die du willkürlich deutest.«
    Â»Wenn ich deute, ist es also willkürlich, und wenn du die Tatsachen gegen Grifo deutest, gründet das auf vernünftigen Überlegungen, ja?«
    Â»Was ist denn bloß in dich gefahren?«
    Â»Entschuldigung, ich bin vom Pferd gestürzt und dabei fast zu Tode gekommen. Und ich sehe meine Ehe bedroht. Oder willst du bestreiten, dass Emma deine Gräfin werden will?«
    Er wurde blass. »Was Emma will und was ich will, das sind zunächst einmal zwei verschiedene Dinge.«
    Dieser Satz tat mir gut, so unsagbar gut. Sofort kam das Glück zu mir.
    Ich schloss die Augen und sagte: »Danke«, nicht wissend, ob ich damit Arnulf meinte oder Gott. Arnulf bezog den Dank auf sich.
    Â»Bitte. Er stand auf. »Ich verstehe nicht, wie du dich derart aufführen kannst. Ich habe doch wirklich alles getan, damit du in Frieden gelassen wirst.«
    Â»Wer in Rivalität lebt, hat nie Frieden. Außerdem lässt Emma mich nicht in Ruhe. Sie hat mir selbst gesagt, dass sie gerne deine Gemahlin wäre.«
    Â»Das besagt nichts. Vielleicht wärst du gerne Königin. Trotzdem verübst du keinen Anschlag auf Liutgarde.«
    Â»Ich wäre aber nicht gerne Königin.«
    Â»Das war nur ein Beispiel. Komme ich auf den Gedanken,
du könntest Emma etwas antun, nur weil sie ein Kind hat, und du gerne ein Kind möchtest?«
    Nun war ich es, die erblasste. Und das Glück löste sich auf.
    Â»Siehst du«, sagte er, »ein solcher Gedanke ist ebenso abwegig wie der, den du hegst. Emma wäre überhaupt nicht in der Lage, jemandem etwas anzutun, geschweige denn mit Eisensplittern umherzuschießen. Gut, sie redet manchmal ein bisschen leichtfertig, das ist aber auch schon alles. Und jetzt möchte ich nicht mehr darüber sprechen. Es waren schon zu viele Worte.«
    Â»Bist du denn so blind?«, fragte ich. »So blind, Arnulf? Emma ist nicht das harmlose Wesen mit einem Gemüt nicht tiefer als eine Schale Wasser, für das du sie hältst. Hat sie dich bereits dermaßen betört...«
    Â»Das ist Gewäsch. Du bist voreingenommen.«
    Â»Und du nicht? Ich habe viele Jahre lang geschwiegen. Niemals hast du von mir ein Wort der Klage gehört.«
    Â»Wie es sich geziemt.«
    Â»Ja, wie es sich geziemt. Und nun erwarte ich, so

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