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Die Giftmeisterin

Titel: Die Giftmeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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wären?«
    Â»Könnte ich einen Teller Suppe bekommen?«
    Ich rief der Küchenmagd zu, sie solle zwei Teller Suppe bringen, dann setzte ich mich zu Arnulf an den Tisch. Begeistert legte er mir seine Überlegungen dar.
    Â»Entweder hat Mathilda Hugo in einem Augenblick der
Panik getötet, weil er sich zu der Vaterschaft öffentlich bekennen wollte - so unberechenbar wie er in letzter Zeit war, ist ihm das durchaus zuzutrauen -, und als sie gestern die volle Tragweite ihrer Tat erkannte, hat sie sich selbst getötet.«
    Einen solchen Unfug hatte ich im Leben noch nicht gehört. »Oder?«, fragte ich.
    Die Suppe wurde gebracht. Arnulf wartete, bis die Magd wieder in die Küche gegangen war. »Oder die beiden wurden von jemandem getötet, der von Mathildas Schwangerschaft erfahren und, aus welchen Gründen auch immer, etwas dagegen einzuwenden hatte.«
    Das klang schon überzeugender. »Doch sie war zum Zeitpunkt ihres Todes nicht mehr schwanger, hat ihre Zofe ausgesagt.«
    Â»Dass sie das Kind hat wegmachen lassen, könnte der Mörder nicht gewusst haben. Vielleicht ging es ihm auch weniger um Mathildas Schwangerschaft als um die Liebesbeziehung zwischen ihr und Hugo.«
    Â»Eine Eifersuchtstat?«
    Â»Möglich. Aber ich favorisiere ohnehin die erste Möglichkeit.«
    Das überraschte mich nicht. Die Vorstellung vom Mord mit anschließendem Selbstmord hatte den Vorteil, dass Arnulf keinen Mörder mehr suchen musste und dem König den Fall als erledigt melden konnte. Die zweite Möglichkeit bedeutete Aufwand und Ärger für Arnulf, ohne dass er davon einen praktischen Vorteil hätte, denn auch diese beinhaltete, dass der Mörder kein drittes Mal zustoßen würde. Falls Arnulf dem König die zweite Möglichkeit unterbreiten würde, ginge er das Risiko ein, den Mörder nie zu finden und schlecht dazustehen.

    Ob er so kalkulierte, wie ich es eben dargestellt habe, oder ob er sich selbst belog und sich blindlings für die einfachere Version entschied, änderte nichts daran, dass er es sich leicht machte.
    (Vielleicht tue ich ihm Unrecht mit diesen Zeilen. Vielleicht war er in dieser Sache weder töricht noch feige, sondern sehnte sich nach einem Abschluss. Ich habe die Erschütterung gesehen, die er bei Hugos Grablegung zu verbergen suchte. Da sank nicht irgendeiner ins Grab, sondern sein Sohn, was zu diesem Zeitpunkt außer ihm und Gerold keiner wusste. So jemanden zu verlieren, eine Art Erben, den er sich all die Jahre gewünscht hatte, ohne ihn zu bekommen, und dann an seinem Grab zu stehen, das muss für ihn so ähnlich gewesen sein wie einst der Tod meines Knaben kurz nach der Geburt. Damals hatte Arnulf seinen Schmerz schon bald im Bett von Gerolds Gemahlin vergessen, und fünfundzwanzig Jahre später wollte er ihn ebenso schnell vergessen. Wer will ihm das verübeln? Arnulf war nicht gefühllos, er war ein Mann. Erklärt das nicht alles?)
    Nichtsdestotrotz war das, was er herausgefunden hatte, für mich hochinteressant. Denn da gab es ja noch immer diesen ominösen Dritten, den Mathilda gestern in der Kapelle getroffen hatte. Insofern hatte Arnulfs zweite Möglichkeit etwas für sich.
    Wir schlürften unsere Wurzelsuppe, er hastig und ich langsam. Als ich bemerkte, dass er bald damit fertig sein und vermutlich aufbrechen würde, sagte ich: »Ich möchte noch rasch mit dir über heute Abend sprechen. Vor dem Bankett sollten wir alle zusammen etwas trinken.«
    Â»Du meinst dich, Gerlindis und mich?«
    Â»Ja, und Emma.« Er verkrampfte sich augenblicklich.
»Sieh, Arnulf, ich finde, wir sollten ein wenig entspannter mit dieser Angelegenheit umgehen. Seit unserem Streit habe ich über fast nichts anderes nachgedacht. Ich bin verkrampft, du bist verkrampft, Emma ist gereizt, Gerlindis ist verunsichert. Wenn der König offizielle Konkubinen hat, ist es doch nicht schlimm, wenn du auch eine Konkubine hast. Ich bin bereit, Emma als Mitglied der Familie zu betrachten, wenn du auch dazu bereit bist. Heute wäre ein guter Tag, um einen Anfang zu machen: dein Erfolg bei der Ermittlung, das fröhliche Festbankett, der Papst kommt...«
    Das letzte Argument war idiotisch. Als müsse mit dem Eintreffen des Papstes das Konkubinat Einzug halten! Das fiel Arnulf jedoch nicht auf. Er war dermaßen überrascht, dass er kein Wort herausbrachte.
    Â»Auf Dauer ist dieses Hin und Her

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