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Die Giftmeisterin

Titel: Die Giftmeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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Hause, würde ich ihm Kirschmus machen, in das er so gerne Weizenbrot tunkt. Doch meine Küche ist weit weg.
    Weil ich jedoch nicht mehr still liegen kann, bleibt mir nichts anderes übrig, als mir einen leichten Mantel über mein Nachthemd zu werfen und barfuß durch den Schlamm zu Arnulfs Pferd zu waten, um mich persönlich darum zu kümmern, dass es gut gestriegelt und versorgt wird. Der Knappe ist hierbei manchmal etwas nachlässig. Glücklicherweise hat es aufgehört zu regnen. Die Sonne steigt in den Morgendunst auf.
    Da ist das Pferd. Doch etwas ist merkwürdig. Es ist bereits abgeschirrt, steht in der behelfsmäßig errichteten Koppel und ist nicht im Geringsten erhitzt, obwohl es doch eben erst eingetroffen ist.
    Ich will den Knappen fragen, der vermutlich beim Gesinde unter den Bäumen schläft. Auf halbem Weg überlege ich es mir anders und kehre um. Ich wasche mir sorgfältig die Füße, besteige den Wagen und lege mich auf meinen Platz neben Arnulf ins Stroh.
    Einige Stunden nach Sonnenaufgang trifft der König in Begleitung von Eggihard, Anselmus und Gerold im Lager ein. Ich stelle keinem von ihnen Fragen und auch Arnulf nicht, später, als er erwacht. Arnulf lebt und ist nicht verwundet, mehr muss ich nicht wissen, mehr will ich nicht wissen.
    Wie beschreibe ich bloß den Zustand, in dem ich mich befand, nachdem Gerold gegangen war?
    Ich spürte keine Wut in mir. Arnulf war offenbar schon sehr viel früher in einer anderen Frau Bett gestiegen, nicht
erst mit Emma, und hatte einen Sohn mit ihr gemacht. Doch ich erfuhr erst jetzt davon, außerdem waren sowohl die andere Frau wie auch der Sohn tot, und so sehr ich mich anstrengte, war es mir unmöglich, wütend auf Arnulf zu sein.
    Vielleicht war ich enttäuscht, aber das war kaum der Rede wert und hatte mehr damit zu tun, dass er mir gegenüber unehrlich gewesen war, als mit der Tatsache, dass er einen Sohn gehabt hatte.
    Ein einziges Gefühl war vorherrschend. Alleinsein. Zum ersten Mal in meinem Leben fühlte ich mich verlassen, ausgesetzt - nicht von Arnulf als Mensch aus Fleisch und Blut, sondern verlassen von allen Gewissheiten, die mit ihm zusammenhingen. Dass ich geglaubt hatte, Arnulf hätte in der meisten Zeit unserer Ehe nichts entbehrt und erst mit Emma angefangen, außereheliche Freuden zu suchen, war eine Illusion gewesen. Und Arnulfs Liebe, Arnulfs Zärtlichkeit, Arnulfs Wertschätzung: Lügnerinnen allesamt? Mein Leben, Fühlen und Denken war mit Arnulf verbunden, mehr noch, von Arnulf bestimmt worden, und plötzlich kam es mir vor, als finge mein Leben, Fühlen und Denken von vorn an, so als wäre ich ein neuer Mensch und sähe die Welt mit anderen, mit jungen Augen.
    Â 
    Als Arnulf zur Mittagsstunde nach Hause kam, wirkte er abgehetzt.
    Â»In ungefähr zwei Stunden wird der Papst eintreffen. Burchard hat einen Boten vorausgeschickt, der mir soeben Meldung gemacht hat.«
    Â»Bist du aufgeregt?«
    Â»Und wie! Aber nicht nur deswegen. Ich komme von einem Verhör.«
    Â»Wen hast du verhört?« Meine Stimme klang wie immer.
»Mathildas Zofe. Stell dir vor, sie hat zugegeben, dass Mathilda kürzlich schwanger gewesen war, aber das Kind hat wegmachen lassen.«
    Fionee, schoss es mir durch den Kopf. Mathilda war bei Fionee gewesen, um die Schwangerschaft abzubrechen. Meine neue Freundin war nicht nur Giftmischerin, sondern auch Engelmacherin. Beides wurde mit dem Tod bestraft.
    Glücklicherweise war Arnulf an Fionee weit weniger als an Mathilda interessiert - noch.
    Â»Damit steht für mich fest«, sagte Arnulf, »dass das ungeborene Kind von Hugo war.«
    Und es wäre damit dein Enkel oder deine Enkelin geworden, dachte ich. Aber Arnulfs These von Hugos Vaterschaft überzeugte mich nicht, da Mathilda mir glaubhaft von einer platonischen Freundschaft berichtet hatte. Noch schwerer wog, dass Mathilda gestern Abend in der Kapelle ein Stelldichein mit einem äußerst lebendigen Mann gehabt hatte, was Hugo ausschloss.
    Doch ich behielt meine Meinung für mich. »Ermengard, ich glaube, ich stehe vor der Aufklärung der Morde.«
    Â»Tatsächlich? Inwiefern?«
    Â»Der Zusammenhang der Mordfälle wird erst durch diese neue Erkenntnis offenbar. Der Vater und die Mutter eines ungeborenen Kindes sterben, das ist ja wohl kein Zufall. Demnach ergeben sich nur zwei Möglichkeiten.«
    Â»Und die

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