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Die Giftmeisterin

Titel: Die Giftmeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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stieß einen gedehnten Seufzer aus, deutliches Zeichen dafür, dass ich es aufgab, Fionee klarmachen zu wollen, in welcher Lage sie sich befand.
    Â»Natürlich bekommst du dein Geld. Arnulf hat zwar die Hand auf unserer Schatulle, aber ich verkaufe heimlich ein Schmuckstück, das dauert nicht lange.«
    Â»Danke.«
    Wir wechselten einen langen Blick, und ich seufzte noch einmal.
    Â»Fionee...«
    Â»Ermengard, lass es bitte auf sich beruhen.«
    Â»Ja, ja, aber mich interessiert, ob Mathilda dir etwas über den Vater des ungeborenen Kindes erzählt hat.«
    Â»Nein, das tun die Wenigsten.«
    Â»Und die Kette? Hat Mathilda sie gekauft?«
    Â»Sie hat ihr gefallen, und da habe ich sie ihr geschenkt. In einem der Steine ist ein kleiner Käfer eingeschlossen, und ich erklärte ihr, dass der Käfer im Orient als Glücksbringer angesehen werde und dass so, wie der Käfer im Stein eingeschlossen sei, das Kind auf immer in ihrem Herzen eingeschlossen bleiben würde. Die Zofe erzählte mir später, Mathilda habe, während das Kind abging, ihre Faust um die Kette geballt.«
    Mir saß ein Kloß im Hals. Trotzdem stellte ich weitere Fragen.

    Â»Dann komme ich noch einmal auf Eugenius zu sprechen.«
    Â»Ich sagte dir neulich schon, Ermengard, dass ich nie über meine Kunden rede, jedenfalls nicht, solange sie noch leben.«
    Â»Eugenius ist zwar nicht tot, aber wenn du nicht willst, dass Grablegungen in der Pfalz bald an der Tagesordnung sein werden, solltest du mir endlich verraten, warum er dich besucht hat. Hatte es mit Mathilda zu tun?«
    Ich spürte, wie sehr es Fionee widerstrebte, mir zu antworten, doch schließlich überwand sie sich. »Nein, mit Mathilda hatte es nichts zu tun, zumindest nur wenig.«
    Â»Was heißt >wenig    Â»Er hatte von ihr erfahren, wer ich bin und wo ich zu finden wäre.«
    Â»Und weiter? Du bist ja wie ich neulich, als du mir alles aus der Nase ziehen musstest.«
    Â»Er kam, damit ich ihm ein Elixier mischte.«
    Â»Einen Trank wie - wie du ihn mir gemischt hast?«
    Â»Was die Zusammensetzung und Wirkung des Tranks angeht - nein. Was das Resultat angeht - ja.«
    Â»Und wen will er - damit - vergiften?«
    Â»Wollte, Ermengard, wollte. Ich habe ihm kein Elixier gemischt, und ich weiß nicht, gegen wen er es einzusetzen beabsichtigte. Ich habe ihn weggeschickt, er kam noch einmal zurück, und da hat sie ihn weggeschickt.« Sie wies auf die Alte. »Mehr weiß ich nicht.«
    Â»Wieso hast du ihn weggeschickt, wenn du doch eine...« Ich stockte.
    Â»Wenn ich eine Giftmischerin bin, das darfst du gerne aussprechen. Aber ich bin keine gewöhnliche Giftmischerin, Ermengard, das wirst du noch merken.«

    Â»Das werde ich... Wie denn?«
    Sie nahm mein Gesicht in ihre Hände. »Das verrate ich dir bei deinem nächsten Besuch.«
    Â 
    Bevor ich ging, fragte ich: »Wie viele - wie viele Kinder hast du denn schon - weggemacht?«
    Fionee sah mir direkt in die Augen. »Ein paar hundert.«
    Â 
    Nicht, dass ich Fionee einen Vorwurf machte, nun ja, wenigstens nicht so richtig. Vielleicht einen kleinen Vorwurf. Ich weiß es wirklich nicht. Mein Unbehagen war vermutlich völlig natürlich angesichts eines solchen Themas, und ich hatte mir stets so sehr ein Kind gewünscht, dass mich die Vorstellung, sie würden anderswo getötet, traurig machte. Andererseits hielt ich mir vor Augen, dass die Männer, die wir bewundern, in Schlachten Dutzende von Gegnern getötet haben sowie von Tausenden armen Bauern das Vieh und Getreide beschlagnahmten, was zu Hunger und Fehlgeburten geführt hat. Fragt eine ungeborene Seele danach, ob sie durch ein Elixier oder aufgrund von Hunger daran gehindert wird, zu leben?
    Ich stand Fionee viel zu nah, um ihr übel zu nehmen, was sie tat. Außerdem, war ich denn besser als sie? Macht es einen Unterschied, ob man zehn Menschen tötet, hundert, tausend oder nur einen?
    Â 
    Die letzte Stunde vor dem Eintreffen von Emma und Arnulf verbrachte ich auf meinem Bett. Ich hatte mein bestes Gewand angezogen und lag wie eine Grabfigur auf dem Rücken, die Hände auf dem Bauch gefaltet, die Augen geschlossen. Nebenan war Gerlindis vollauf damit beschäftigt, sich zur schönsten Frau des Abends zu machen, und so
hatte ich meine Ruhe. Woran ich dachte, ist mir entfallen. Ich versuchte, an nichts zu denken, was mir gewiss nicht gelang.

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