Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)
nächsten Tage sowieso so wenig wie möglich bewegen. Also warum ruht Ihr Euch nicht aus, während ich meinen Geschäften nachgehe?“
Konnte sie das tun? Hier bleiben und das vielleicht für mehrere Tage? Sie konnte kaum von Caleb verlangen, sein Leben ihren Bedürfnissen anzupassen. Nicht, wenn er davon sprach, seine Geschäfte erledigen zu müssen.
„Werdet Ihr in der Nähe bleiben, ich meine, wenn Ihr Euren Geschäften nachgeht?“
Caleb schien zu überlegen, was er Gillian mitteilen konnte und was nicht. Aber dann zuckte er nur mit den Schultern und sagte einfach die Wahrheit.
„Ich muss heute noch einen Vertrag unterzeichnen.“
Das hörte sich wichtig an. Und Gillian war es unangenehm, dass sie ihn vielleicht irgendwie durch ihre Anwesenheit bei seinen Geschäften behinderte.
„Ein wichtiger Vertrag?“, fragte sie deshalb auch nach und fühlte sich schon schuldig, bevor er noch geantwortet hatte.
„Für mich schon!“
Gillians schlechtes Gewissen breitete sich aus. Brachte sie womöglich seine Pläne durcheinander? War er deshalb so wenig zugänglich?
„Es tut mir leid“, flüsterte Gillian. „Meine Anwesenheit bringt alles durcheinander“, vermutete sie.
Zu Gillians Verwunderung schmunzelte Caleb bei diesen Worten. War er vielleicht gar nicht wütend? Seine nächste Bemerkung klang wenigstens nicht danach.
„Nun, es macht die Angelegenheit zwar nicht einfacher, aber auf jeden Fall interessanter. Sehr viel interessanter sogar.“ Caleb sprach in Rätseln.
Für Gillian ergab das keinen Sinn. Aber da Caleb nicht so aussah, als ob er seine Worte erklären wollte, ließ Gillian die Sache lieber auf sich beruhen. Sie wollte die entspannte Stimmung nicht zerstören.
„Werdet Ihr lange weg sein?“, stellte Gillian eine höfliche Frage.
„Das wird sich zeigen“, drückte sich Caleb eher vage aus, war aber dann doch so höflich, ein bisschen mehr dazu zu sagen. „Die Reise an sich dauert nicht allzu lange, aber die Verhandlungen könnten ein wenig schwierig werden.“
„Habt Ihr denn keine gute Ausgangsposition?“, versuchte Gillian an Calebs Problem Anteil zu nehmen.
„Sagen wir, ich habe alle Trümpfe in der Hand“, schmunzelte er.
„Das freut mich für Euch. Ich hoffe, Ihr seid erfolgreich!“ Gillian war der Meinung, sie müsste etwas Unterstützendes sagen, da sie seine Pläne gestört hatte.
„Ihr hofft es, kleine Lady? Das werde ich als gutes Zeichen nehmen. Ich denke, diese Art der moralischen Unterstützung werde ich als ganz besonderen Trumpf ansehen!“
Eine sehr seltsame Art, ihr für ihre Worte zu danken. Oder war das gar kein Dank? Ihre Worte waren ein Trumpf für ihn? Das verstehe, wer wolle. Gillian jedenfalls konnte damit nichts anfangen. Und ihr blieb auch gar keine Zeit, weiter darüber nachzudenken, denn Caleb wechselte das Thema.
„Wie gefällt es Euch eigentlich hier?“, wollte er unvermutet wissen.
Gillian sah sich um. „Ich habe bisher kaum etwas gesehen, aber die Wohnhalle finde ich schon einmal sehr gemütlich, bis auf...“
Kritik an einem fremden Heim zu üben war etwas, was man als Gast, vor allem als ungebetener Gast, vermeiden sollte.
„...bis auf was?“, fragte Caleb natürlich sofort nach.
„Ich denke, es fehlt ein bisschen die weibliche Hand“, drückte sich Gillian vorsichtig aus.
„Wie kommt Ihr denn auf diese Idee?“ Caleb konnte keinen Hinweis auf diese Aussage finden.
„Nun, es fehlt etwas.“
„Es fehlt etwas? Ihr meint, hier wurde etwas gestohlen?“
„Nein, nein“, winkte Gillian sofort ab. „Nicht gestohlen, es ist einfach nicht da. Die kleinen Dingen, mit denen eine Frau ihr Heim dekoriert.“
„Ach so, Ihr sprecht von unnützen Dingen, die nur so in der Gegend herumstehen und einstauben“, brachte Caleb die Sache auf den Punkt, so wie er sie sah.
„Ich muss sagen, dass das hier auch gar keinen Sinn hätte. Kein Mann hat die Zeit, unnütze Dinge zu putzen.“
„Frauen umgeben sich aber gerne mit diesen Kleinigkeiten“, erklärte Gillian eine durchaus bekannte Tatsache.
„Dann ist mir klar, warum Ihr so etwas hier vermisst. Ohne eine Frau in diesem Haushalt war das nie ein Thema.“
Caleb bemerkte seinen Fehler, sobald er die Worte ausgesprochen hatte. Und an Gillians verwirrtem Gesichtsausdruck konnte er auch erkennen, dass sie sich fragte, wer ihr dann in der vergangenen Nacht aus ihrem Kleid geholfen hatte. Dass sie ihn nach wenigen Augenblicken des Überlegens böse anfunkelte, zeigte, dass sie die
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