Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)
richtigen Schlüsse gezogen hatte.
„Ihr wart krank“, versuchte sich Caleb zu verteidigen.
Gillian antwortete darauf lieber nicht.
„Ich vergreife mich nicht an hilflosen Kindern“, war ein Argument, das Gillian auf keinen Fall durchgehen lassen würde. Sie warf mit einem Pokal nach Caleb, und dank der kurzen Entfernung hätte sie dieses Ziel fast getroffen.
„Wenn ich je Hand an Euch legen wollte, dann nur, um Euch den Hintern zu versohlen!“ Dachte Caleb, er könnte sie damit überzeugen, dass er nicht die Absicht hatte, sich ihr auf amouröse Weise zu nähern?
Leider ein völlig falsches Argument. Ein Zinnteller folgte dem Pokal und kam seinem Ziel wieder gefährlich nahe. Ob ein dritter Gegenstand treffen würde, das wollte Caleb nicht abwarten. Er setzte lieber auf Rückzug.
„Ich muss mich auf den Weg machen und würde es sehr zu schätzen wissen, wenn diese Burg noch steht, wenn ich wiederkomme. Fühlt Euch wie zu Hause, kleine Lady und lasst Euren weiblichen Zorn bitte nicht an all meiner Habe aus!“
Damit ließ Caleb Gillian in der Wohnhalle und somit auch in der Burg zurück. Aber bevor er sich aufmachte, um seinen Geschäften nachzugehen, gab er noch spezielle Anweisungen, die das Mädchen betrafen.
Damit sie in der für sie unbekannten Burg nicht alleine dastand, stellte er ihr einen jungen Burschen zur Seite, der sich sonst um die nervösen Pferde kümmerte. Denn Caleb war der Meinung, dass eine sanfte Hand bei beiden Wesen die Handhabung nur vereinfachen konnte. Und wer mit Pferden fertig wurde, musste das auch bei Frauen schaffen.
3
„Ravenwood!“ Reginald stieß seinen Bruder in die Seite, um ihn auf den Neuankömmling aufmerksam zu machen.
Gerald warf einen Blick auf den Ritter, der eben den Innenhof der Feste erreicht hatte, sein Pferd zügelte und dann abstieg. Der Mann war nicht das, was sich Gerald vorgestellt hatte. Er war jung, nun ja, jedenfalls jünger als Luther, was Gerald verwirrte. Da sein Cousin den Bräutigam seiner Schwester nach dessen Beschützerqualitäten ausgewählt hatte, lag bei Gerald die Erwartung nahe, jemanden in Luthers Alter zu treffen. Aber Ravenwood war augenscheinlich sogar jünger als die Drillinge. Was Gerald in gewisser Weise beruhigte. Gillian würde wenigstens keinen alten Mann heiraten müssen.
Doch bei dieser Überlegung hatte er kurz eine Kleinigkeit vergessen. Gillian war nicht da, um dem Heiratsabkommen beizuwohnen. Und bis jetzt sah es auch nicht so aus, als hätte irgendjemand von ihnen bei der Suche nach dem Mädchen Glück gehabt.
Im Augenblick hofften alle auf die Drillinge, die noch nicht von ihrem Sucheinsatz zurückgekommen waren. Allerdings wäre es besser, die drei würden sich beeilen und mit ihrer Schwester erscheinen, denn sonst geriet Luther in arge Erklärungsnöte.
Eigentlich hätte Luther die Begegnung mit Ravenwood auch ein wenig hinauszögern können. So tun, als müsste man ihn in der weitläufigen Burg erst suchen. Aber er gehörte nicht zu den Männern, die einer Konfrontation aus dem Weg gingen, ganz egal, wie schlecht die Sache dabei für ihn stand.
„Ravenwood“, kam Luther dem Besucher im Hof entgegen.
„Gildal“, nickte der zurück, streifte seine Lederhandschuhe ab und gab seinem Gastgeber die Hand.
Luther hatte nicht vor, Gillians Verschwinden unter den Teppich zu kehren. Er kam ohne große Umschweife auf die schlechten Nachrichten zu sprechen.
„Es tut mir leid, Ravenwood, aber meine Schwester hat es nicht gut aufgenommen, dass ich ein Heiratsversprechen für sie abgegeben habe.“
Ravenwood verzog keine Miene.
„Wir müssen unser Abkommen aussetzen bis ich mit Gillian gesprochen habe“, erklärte er weiter.
Ravenwood schüttelt den Kopf. „Nur weil Eure Schwester nicht begeistert ist, wollt Ihr unser Abkommen brechen, Gildal? Damit bin ich nicht einverstanden!“
„Es wird Euch nichts anderes übrig bleiben, Ravenwood. Gillian ist ausgerissen und bisher nicht zurückgekommen“, versuchte er seine vorherigen Worte zu begründen.
Doch Ravenwood ließ sich dadurch nicht von seiner Meinung abbringen. „Ihr habt mir die Hand Eurer Schwester versprochen, und dieses Versprechen werden wir heute auch besiegeln!“ Ravenwood bestand auf seinem Recht.
„Ich kann nicht etwas besiegeln, wenn sich die Hauptperson sich im Augenblick nicht in meinem Einflussbereich befindet“, widersprach Luther.
„Doch das könnt Ihr und das werdet Ihr auch! Wenn das Mädchen mir offiziell mit Brief
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