Die Gildal Saga (Die Gildal Saga (Sammelband)) (German Edition)
bannen.
„Gewitter sind schön“, ertönte eine Stimme seitlich hinter Thomas und er sah sich um.
„Lady Flo, Ihr mögt Gewitter?“, fragte er neugierig.
„Die Farben und die Geräusche sind unbeschreiblich“, gab sie zu.
Das hatte Thomas nicht erwartet. Es sah ihr irgendwie nicht ähnlich so etwas zu sagen. Er hätte eher darauf getippt, dass sie sich vor Panik lautstark über das Unwetter beschwerte. Sich vielleicht sogar in seine Arme flüchtete, wenn das erste Donnergrollen zu hören war.
Aber so, wie sie das aufziehende Gewitter beobachtete, konnte er das gleich vergessen. Ihm hätte seine Version der Situation viel besser gefallen. Schade! Dachte sie vielleicht, weil er sie als Barde unterhalten hatte, war er auch sonst zart besaitet?
„Wollt Ihr Euch vielleicht das Unwetter hier mit mir ansehen?“, schlug er nur aus Höflichkeit vor. Er hatte zwar nichts gegen ihre Gesellschaft, aber das letzte Treffen mit Lady Flo, hatte ihm wesentlich besser gefallen.
Florinda sah Thomas erst einmal an, um zu erkennen, wie ernst dieser Vorschlag gemeint war. Die gleichgültige Freundlichkeit war ihr eindeutig genug. Es war ihm nicht wichtig, ob sie blieb oder ging.
„Ich habe ganz vergessen, in meiner Kammer die Fensterläden zu schließen. Wenn Regen kommt, muss ich mich schnell noch darum kümmern“, suchte sie sich eine plausible Ausrede, um mit ihrer Schwester die Plätze tauschen zu können.
Schon war Florinda auf den Weg nach draußen, zwinkerte Florentine zu und gab ihr ein Zeichen, dass dieser Drilling nicht auf sie angesprungen war. Damit das Verklingen ihrer Schritte nicht plötzlich abbrach, setzte sie ihren Weg weiter fort, bis sie in einen Seitengang einbog. Hier wollte sie auf Florentine warten. Wenn alles gut lief, konnten sie sich bald über ihre Beobachtungen austauschen.
Doch wie schon bei Flora, so verlief auch bei Florentine das Treffen mit ihrem Galan nicht so, wie es sich die Schwestern ausgemalt hatten. Einmal in Thomas Nähe, konnte sich Florentine nicht dazu überwinden, ihn schon nach ein paar Minuten wieder zu verlassen. Vor allem nicht, als das erste Donnergrollen über der Festung zu hören war. Denn zu Thomas großer Freude, reagierte das Mädchen genau so, wie er es sich erhofft hatte.
„Ich möchte wissen, warum Ihr da sitzt und Euch diese Blitze anseht“, schimpfte Florentine. „Reicht es nicht, dass der Donner immer näher kommt?“
„Habt Ihr nicht eben noch gesagt, Ihr mögt Gewitter?“, erinnerte Thomas sie an die vorher gemachte Aussage ihrer Schwester.
„Sicher mag ich Gewitter, wenn sie nicht gerade über mir sind!“, giftete Florentine Thomas an.
„Dann habe ich da wohl etwas falsch verstanden“, grinste Thomas und wartet auf den nächsten Donnerschlag, bei dem das Mädchen sichtlich zusammenfuhr.
„Kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort!“, konnte er sich nicht zurückhalten zu spotten.
„Damit könnt Ihr mich ja nicht meinen!“, erwiderte Florentine trotzig.
Der Ritter grinste. „Natürlich nicht!“
Florentine, die ihm gegenüber in einer Fensternische Platz genommen hatte, war bereit, sich gegen mögliche Vorwürfe zur Wehr zu setzen, als sich ein erneuter Donnerschlag genau über der Festung entlud.
Das war ein bisschen zu heftig für sie. Der überraschende Krach brachte sie dazu, von ihrem Sitz aufzuspringen. Durch die unkontrollierte Bewegung trat sie auf den Saum ihres Gewandes und drohte zu stürzen. Doch Thomas hatte mit so etwas schon gerechnet, als Lady Flo schon beim ersten Donnerschlag zusammengezuckt war. Darum war er vorbereitet, um nicht zu sagen, in freudiger Erwartung dieses Ereignisses. Und er nutzte es schamlos aus, dass das Mädchen sich bei der kleinsten Anteil nehmenden Geste bereits an ihn klammerte, wie an einen Rettungsanker.
„Jetzt ist mir klar, warum Ihr Gewitter mögt. Sie sind eine hervorragende Entschuldigung dafür, sich in die Arme eines Ritters zu stürzen“, kam Thomas nicht umhin, die Tatsachen ein wenig zu verdrehen.
„Ach, haltet doch den Mund!“, grummelte Florentine gegen seine Brust, wo sie ihr Gesicht versteckt hatte. Aber von diesem sicheren Platz bewegte sie sich auch keinen Millimeter weg.
Florinda hatte ihren Warteposten im Seitengang aufgegeben, als in der Ferne das erste schwache Donnergrollen zu hören war. Sie hatte nicht gelogen, als sie zu Thomas sagte, dass sie Gewitter liebte.
Wenn ein Gewitter, besonders ein Sommergewitter, im Anmarsch war, dann wollte sie so nahe, wie
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